Goslar-Studie über Big Data Was das Auto über Fahrer verrät

Goslar-Studie 2023 Foto: Ekkasit919@viaCanva

Den meisten Menschen ist klar, dass sie eine breite Datenspur hinterlassen. Doch welche Mobilitätsdaten das Auto aufzeichnet und welche Konsequenzen das hat, darüber wissen nur wenige Bescheid. Das Goslar Institut klärt auf.

Inzwischen sind sich die Bürger darüber klar geworden, dass sie in ihrem direkten persönlichen Umfeld breite Datenspuren hinterlassen – sei mit dem Smartphone, im Netz oder der Payback-Karte. Dies geschieht in der Regel freiwillig und gerne, da es als vorteilhaft empfunden wird. Hingegen wird den Verbrauchern die Fülle an Daten, die moderne Autos aufzeichnen, erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung bewusst. Doch auch diese Erkenntnis wächst zunehmend, wie eine Studie des Goslar Instituts zeigt.

Daten teilen, nur wenn es Vorteile verspricht

Die Studie "Big Data in der Mobilität", die im Auftrag des Goslar Instituts für verbrauchergerechtes Versichern (GI) durchgeführt wurde, untersucht die Grundlagen und Perspektiven der Mobilität von morgen. Dabei stellen die Autoren, vier renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, fest, dass die Nutzung und Verwertung von Mobilitätsdaten unausweichlich ist, um die Mobilität von morgen zu realisieren.

Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, welche Gegenleistung die Verbraucher erwarten und unter welchen Bedingungen sie bereit sind, ihre persönlichen Mobilitätsdaten mit Dritten zu teilen. Hier zeigt sich ein gewisser Egoismus, denn wenn persönliche Vorteile vorhanden sind, sind viele Verbraucher eher geneigt, ihre Daten für die Nutzung durch Dritte freizugeben.

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Gewinne an Sicherheit und Komfort

Zu den bevorzugten Vorteilen zählen Aspekte wie Echtzeitverkehrsnavigation, Zeitersparnis durch weniger Staus und intelligente Verkehrsleitsysteme, bequeme Verbindungen sowie Stressreduktion durch autonome Fahrzeuge. Auch automatische Hinweise auf Wartungstermine und notwendige Reparaturen am Fahrzeug, die Überwachung der Einhaltung von Verkehrsregeln und Telematik-Tarife in der Kfz-Versicherung werden positiv bewertet. Darüber hinaus schätzen Verbraucher grundsätzlich die Zugewinne an Sicherheit, Komfort sowie beim Klima- und Umweltschutz durch die Nutzung von Mobilitätsdaten.

Skeptische Grundhaltung

Dennoch zeigt die GI-Studie eine verbreitete skeptische Grundhaltung gegenüber der Zustimmung zur Nutzung der Informationen, die moderne Fahrzeuge generieren. Den Betroffenen mangelt es augenscheinlich noch an Vertrauen, dass mit ihren Daten verantwortungsvoll umgegangen wird. Die Verfasser der Studie bemängeln, dass es noch an den erforderlichen rechtlichen und regulativen Rahmenbedingungen fehlt. Ohne dieses Vertrauen seitens der Daten-Urheber sind jedoch keine zukunftsweisenden Mobilitätsservices und -konzepte möglich, warnen die Wissenschaftler.

Umsetzung innovativer Mobilitätskonzepte

Ähnlich sehen auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) und Automobilclubs wie der ADAC die Problematik. Sie betonen, dass ein fairer und verbraucherfreundlicher Zugang zu Fahrzeugdaten eine Voraussetzung für die Umsetzung innovativer Mobilitätskonzepte für Verbraucher ist. Der VZBV stellt fest, dass es entscheidend ist, inwieweit die Nutzer Kontrolle über die Daten ihres Fahrzeugs haben. Die Verbraucher sollten die Möglichkeit haben, ihre Datenhoheit auszuüben und dabei unterstützt zu werden.

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Mehr Transparenz und Kontrolle

VZBV-Vorständin Ramona Pop erklärt: "Wenn Nutzer von vernetzten Fahrzeugen nicht wissen, an wen ihre Daten fließen und zu welchem Zweck sie genutzt werden, können sie keine souveräne Entscheidung treffen, ob und unter welchen Bedingungen sie Daten teilen möchten." Daher benötigen Verbraucher mehr Transparenz und Kontrolle über ihre erzeugten Daten. Der VZBV schlägt die Einrichtung eines "Mobilitätsdatenwächters" als Kontrollinstanz vor, die diese Transparenz gewährleisten soll. Über diese "Autorisierungsstelle" sollen Fahrer mehr Kontrolle über ihre Fahrdaten erhalten. Der Mobilitätsdatenwächter würde transparent machen, warum Unternehmen bestimmte Informationen benötigen, wie lange sie gespeichert werden und welche Dritten darauf zugreifen dürfen, so die Vorstellung der Verbraucherschützer. Die Zustimmung zur Verarbeitung von Daten durch den Hersteller oder die Weitergabe an Dritte sollte beliebig oft erteilt und widerrufen werden können.

Ohne Vertrauen keine Freigabe der Daten

Die an der GI-Studie beteiligten Wissenschaftler sind sich einig, dass es ohne ausreichendes Vertrauen seitens der Verbraucher schwer bis unmöglich sein wird, deren Bereitschaft zur Freigabe ihrer Informationen zu gewinnen. Zwar zeigt die GI-Studie grundsätzlich einen allmählichen Wandel der Verbraucher von einer überwiegend negativen Sichtweise auf Big Data in der Mobilität, insbesondere dort, wo die Verbesserungen durch die Nutzung von Daten, insbesondere die individuellen Vorteile, sehr konkret erlebbar sind oder bereits erlebt wurden. Dennoch bleibt die Skepsis gegenüber intransparenter Datennutzung weiterhin bestehen. Daher ist es notwendig, nicht nur die Vorteile von "Big Data in der Mobilität" für jeden Einzelnen zu verdeutlichen und auf die gesamtgesellschaftlichen Vorteile hinzuweisen, sondern auch die Voraussetzungen zu schaffen, damit Verbraucher ihre Daten vertrauensvoll für eine vertrauenswürdige Nutzung zur Verfügung stellen können, schlussfolgern die Autoren der GI-Studie. Denn letztendlich würden davon alle Beteiligten profitieren...