Firmenauto HWWI gegen überstürzte Steuer- und Abgabensenkungen in Deutschland

HAMBURG (dpa-AFX) - Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) lehnt jüngst aufgekommene Forderungen aus der Politik nach Steuer- und Abgabensenkungen in Deutschland als überstürzt ab. "Eine solide Haushaltspolitik sollte sich nicht voreilig an kurzfristigen konjunkturellen Entwicklungen orientieren", sagte HWWI-Chef Thomas Straubhaar der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Aufgrund vielfältiger Probleme wie zeitlicher Wirkungsverzögerungen ("time lags") müsse eine vorausschauende Fiskalpolitik langfristig ausgerichtet sein. Vor allem wegen des überraschend kräftigen Wachstums der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal waren unlängst Stimmen aus der Politik nach einer zügigen Entlastung der Steuerzahler laut geworden.

"Grundsätzlich aber halte ich eine Strukturreform des deutschen Steuer- und Abgabensystems für sinnvoll", ergänzte Straubhaar. So würde eine stärkere Finanzierung der Sozialabgaben über Steuern die Lohnnebenkosten senken, was der Beschäftigung zugute kommen sollte. Im Steuersystem plädierte Straubhaar für eine Abschaffung verschiedener Absetzungsmöglichkeiten. "Werbungskosten wie Pendelaufwendungen von Arbeitnehmern sollten aus dem Steuerrecht ausgegliedert werden und zwischen den jeweils Beteiligten - etwa über den Arbeitslohn - geregelt werden." Neben einer Vereinfachung des Steuerrechts schaffe dies Anreize zur Vermeidung der entsprechenden Kosten.

Eine Absage erteilte Straubhaar auch Forderungen nach einer Senkung der Mineralölsteuer oder der Kraftfahrzeugsteuer. Diese waren zuletzt wegen der drastisch gestiegenen Ölpreise aufgekommen. "Kurzfristig würden die Bürger durch eine Senkung der entsprechenden Steuern freilich entlastet. Langfristig allerdings würden hierdurch die Anreize zur Nutzung alternativer Energien verringert."