Der überarbeitete Opel Insignia fährt mit sparsameren Dieselmotoren, modifiziertem Fahrwerk und neuem Infotainment-System vor. Fuhrparkleiter dürfte aber vielmehr die neue Preisgestaltung motivieren – der Mittelklassewagen wurde 3.000 Euro billiger.
Bei der Modellpflege des Insignia hat sich Opel ganz schön ins Zeug gelegt. Äußerlich ist der Neue zwar kaum vom Vorgänger zu unterscheiden – lediglich die Chromspange am Heckdeckel ragt jetzt in die Rückleuchten hinein. Dafür haben die Designer das Cockpit ordentlich umgekrempelt und die Ingenieure spürbar an Fahrwerk und Motoren geschraubt. Der größte Unterschied zeigt sich allerdings auf dem Papier, genauer gesagt in der Preisliste.
Opel führte mit der Modellüberarbeitung im Sommer vergangenen Jahres die Business Edition ein. Das neue Infotainment-System Intellilink samt Acht-Zoll-Touchscreen und Navigation, Ergonomie-Sitze mit Gesundheitszertifikat, Parkpiepser und 16-Zoll-Leichtmetallräder packen die Rüsselsheimer dann zur ohnehin schon umfangreich bestückten Edition-Linie oben drauf. Bis hierhin klingt alles noch normal.
Beim Blick auf den Preis müssen wir uns dann aber die Augen reiben. Aufpreis verlangt der Autobauer dafür nämlich nicht. Im Gegenteil: Die Business Edition bietet Opel beispielsweise bei unserem Testwagen, einem Fünftürer mit 140-PS-Diesel, für 23.285 Euro netto an. Die mit Extras ziemlich spärlich ausgestattete Einstiegsvariante Selection kostet hingegen 23.449 Euro – also rund 150 Euro mehr. Kann doch nicht sein. Anruf bei Opel. Kurze Antwort: ja, das stimmt.
Business Edition senkt den Listenpreis
Opels Strategie: mit geringerem Listenpreis und somit auch weniger zu versteuerndem geldwerten Vorteil die Dienstwagenfahrer locken. Gut möglich, dass der Fuhrparkleiter beim Händler dafür weniger Rabatt aushandeln kann. Fakt ist aber, dass die Business Edition damit preislich die neue Einstiegsvariante darstellt und dennoch mehr Extras mitbringt als die unteren beiden Linien. Verdrehte Welt. Oder in Zahlen ausgedrückt: Opel verschenkt knapp 3.000 Euro netto an Sonderausstattung. Pssst, kleiner Tipp für Ihren Nachbarn: Die Business Edition gibt's auch für Privatpersonen. Und die lässt sich wie die normale Ausstattungsvariante Edition mit allen anderen Extras aufstocken.
Die wichtigsten Sonderausstattungen schnürt Opel gleich im Innovations-Paket (1.924 Euro) zusammen: kamerabasierte Assistenzsysteme, Bi-Xenon-Scheinwerfer samt aktivem Kurvenlicht und Fernlichtassistenten, Rückfahrkamera inklusive Totwinkelwarner, Licht- und Regensensor sowie ein schlüsselloses Zugangssystem mit Startknopf. Ihr Budget ist noch nicht ausgereizt – wen wundert's? Wie wär's mit der feinen Lederausstattung (1.844 Euro) oder dem schicken Acht-Zoll-Instrumentendisplay (197 Euro), welches selbst die Tachoskala digital anzeigt? Seien wir mal nicht so und legen das Bose- Soundsystem (487 Euro) noch oben drauf. Die 28.000-Euro-Marke ist dann immer noch nicht überschritten. Noch Fragen?
Vielleicht nach der passenden Karosserievariante. Mit dem Facelift führte Opel zusätzlich den rustikalen Country Tourer (nicht mit Business Edition kombinierbar) ein. Der angedeutete Unterfahrschutz und die auffällige Radhausverkleidung wecken beim einen oder anderen Dienstwagenfahrer sicherlich Abenteuerlust. Weiterhin im Programm: der normale Kombi namens Sports Tourer sowie die beiden Limousinen mit fünf und vier Türen.
Fünftürer mit Platzvorteil
Letztere unterscheiden sich auch nach der Modellpflege optisch kaum. 327 Euro ist das Fließheck teurer, dafür bietet es einen deutlichen Raumvorteil. Mit 530 bis maximal 1.470 Liter Kofferraumvolumen steht es dem Sports Tourer (540 bis 1.530 Liter) in nichts nach. Seine Heckklappe schwingt zudem weit nach oben auf und erleichtert das Beladen mit sperrigem Gut. Die kleine Stufe bei umgelegter Rückbank können wir verschmerzen.
Nichts zu meckern gibt es auch bei aufgestellter Rückbank. Obwohl die Dachlinie der Limousinen im Vergleich zum Kombi stärker abfällt, ecken auch 1,85 Meter große Kollegen auf der bequemen Fondbank nirgends an.
Viel wichtiger aber: Wie sitzt es sich vorne? Chefmäßig. Das liegt an den Ergonomie-Sitzen. Teils elektrisch, teils mit sauber einrastenden Hebeln rückt der Insignia das Außendienstler-Kreuz in Schonhaltung. Langstrecken spult der Mitarbeiter so entspannt und schmerzfrei ab. Das passt zum guten Gesamteindruck, denn an den Materialien im Cockpit hat Opel nicht gespart und bei der Verarbeitung gibt es nichts zu mäkeln.
Zeit, uns dem neuen Infotainment-System Intellilink zu widmen. Mit dessen Einführung hat Opel gleich die Mittelkonsole des Insignia entrümpelt. Die unzähligen Direkttasten sind rausgeflogen, im Mittelpunkt steht nun das Acht-Zoll-Display. Statt für mehr Durchblick und Klarheit zu sorgen, überfordert das neue System allerdings erneut die Autofahrer mit einer Fülle an Bedienmöglichkeiten, die zudem nicht immer ganz so leicht von der Hand gehen.
Touchscreen reagiert träge
Da wäre zum einen der neue Touchscreen, der auf Fingerbewegungen recht träge reagiert. Warum Opel darunter zusätzlich eine Menüleiste mit Tasten und Reglern platziert, bleibt ein Rätsel. Zumal diese nur oberflächlich durchs System führen. Und mit dem fummeligen Touchpad an der Schaltkulisse – er ersetzt den bisherigen Drehdrücksteller – springt der Fahrer unbeholfen im Menü herum. Die neue Schrifterkennung verlangt zudem nach Schönschrift. Überzeugen konnte nur die Spracheingabe, die uns und die wir auf Anhieb verstanden haben.
Entschlossener gingen die Ingenieure ans Fahrwerk ran. Mit feinjustierter Lenkung, leicht modifizierten Dämpfern und Stabilisatoren setzt die Mittelklasse Lenkbefehle direkter um und rollt noch komfortabler dahin. Der Insignia lässt Querfugen unbeeindruckt hinter sich und liegt angenehm satt auf der Straße, ohne dabei behäbig zu wirken. Der kleine Eingriff reduziert zudem Vibrationen und Störgeräusche im Innenraum. Die 781 Euro extra für adaptive Dämpfer können Sie sich getrost sparen.
Zweiliter-Diesel ist die erste Wahl
Der passende Motor? Ganz klar, der Zweiliter-Diesel. Den gibt es nun in vier Leistungsstufen (120 bis 163 PS). Wobei schon die 140-PS-Variante Fahrspaß mit sich bringt. Der Selbstzünder hat sich seine kleine Anfahrschwäche abgewöhnt, schüttelt seine 350 Nm ab 1.750 Touren locker aus dem Ärmel. Brummig, aber kraftvoll arbeitet er sich durchs Drehzahlband, während der Fahrer die Gänge des hakeligen Sechsganggetriebes sortiert. Wie das 120 PS starke Aggregat begnügt sich der 140-PS-Diesel laut Opel mit 3,7 Litern (99 g CO2/km). Unsere Normrunde durchlief er mit 5,3 Litern. Auf der Autobahn drückt der lange sechste Gang Drehzahlen und Verbrauch nach unten – dann sind gut und gerne 4,5 Liter drin.
Am Motor selbst wurde kaum etwas gemacht. Für die Verbrauchsreduzierung sind ein paar Tricks an der Karosserie verantwortlich, die den Luftwiderstand reduzieren: Der Insignia liegt zehn Millimeter tiefer, der Unterboden wurde zusätzlich verkleidet und der Kühler luftdicht gemacht. So schafft es das Fließheck auf einen cW-Wert von 0,25. Ein beeindruckender Wert, gegen die purzelnden Preise aber nur eine Randnotiz auf dem Papier.