Assistenzsysteme sollen Autos sicherer machen und Unfälle verhindern. Doch die Praxis sieht anders aus, wie eine Studie zeigt.
Wie kein anderer Fahrzeughersteller steht Tesla für automatisiertes Fahren. Doch in den USA musste der Tesla-Autopilot wegen etlicher Unfälle schon viel Kritik einstecken. Nun gibt es auch noch Ärger mit dem deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Dessen Chef, Richard Damm, kritisiert, dass Tesla manche Fahrhilfen erst freischaltet, wenn ein Fahrer sein Können bewiesen hat und bestimmte Score-Werte erreicht. Der KBA-Leiter verlangt, dass alle Fahrer die Automatisierungssysteme nutzen können. Die Straße sei kein Experimentierfeld.
Welchen Einfluss aber haben Assistenten überhaupt aufs Unfallgeschehen? Das untersuchte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Ergebnis: Bis zum Jahr 2040 werden die Fahrhelfer die Unfallkosten nur wenig senken. Und das, obwohl immer mehr Autos mit intelligenten und automatischen Unfallverhütungssystemen ausgestattet werden. Die Experten glauben, dass die Versicherer in der Kfz-Haftpflichtversicherung bis 2040 nur zwischen 13 und 21 Prozent und in der Kaskoversicherung maximal 7 Prozent weniger Schäden regulieren müssen. Die höheren Prognosewerte gelten sogar nur, wenn die Technik schneller als geplant eingeführt werde. Die Schadenlast würde zudem nur ganz langsam sinken.
Technik hin oder her: Bestimmte Arten von Schäden lassen sich mit den Systemen gar nicht vermeiden. Das betrifft vor allem Kosten, welche die Teilkasko übernimmt. So schützt ein Autobahnpilot nicht vor Dieben, eine Einparkhilfe verhindert weder Steinschlag noch Hagelschauer oder Marderbisse. Und es wird auch künftig Unfälle geben, die über die Haftpflichtversicherung abgewickelt werden, beispielsweise durch unvorsichtig geöffnete Türen. Obwohl viele Autos vor Radfahrern im toten Winkel warnen.
"Zudem kann auch das beste Notbremssystem die physikalischen Gesetze nicht aushebeln, die den Bremsweg eines Autos bestimmen", erläutert Jürgen Redlich, der die Kfz-Technik beim GDV leitet. Außerdem würden die Assistenten bei Schnee und Eis an ihre Grenzen stoßen. Wie schnell verschmutzte Sensoren die Systeme lahmlegen, weiß jeder Fahrer eines modernen Firmenwagens. Und zu guter Letzt würde die zusätzliche Technik Unfallreparaturen verteuern.
Ob sich damit tatsächlich Unfälle verhindern oder zumindest deren Kosten senken lassen, hängt nach Einschätzung der Forscher vor allem von der gesellschaftlichen Akzeptanz der Systeme ab. Nicht nur Tesla, sondern alle Kfz-Hersteller sollten die Grenzen der Technik aufzeigen und Serienschäden, die durch Softwarefehler entstehen können, frühzeitig thematisieren.