Digitalradio DAB+ Hier spielt die Musik

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Das Digitalradio DAB+ kostet in den meisten Neuwagen immer noch Aufpreis. Trotzdem lohnt sich die Investition, speziell im Firmenwagen.

Wer digitales Radio kennt und regelmäßig nutzt, kenn seine Vorteile: Der kristallklare Empfang kennt kein Rauschen oder Knistern. Das Display nennt Interpret und Titel der Musik, zeigt das Albumcover, sendet aktuelle Meldungen oder Wetterkarten.
2011 hatten die Radiobetreiber den bis dahin genutzten Sendestandard DAB (Digital Audio Broadcast) durch das modernere DAB+ abgelöst. Das nutzt effizientere Verfahren zur Audiocodierung und kann daher im gleichen Frequenzbereich mehr Programme in besserer Tonqualität und mit besserem Fehlerschutz übertragen. Die Technik-Änderung hatte dennoch viele Autofahrer verärgert – denn die in der Regel teuer bezahlten Digitalempfänger nach altem Standard blieben plötzlich stumm. Für einen Austausch der Empfangsmodule verlangten die Werkstätten bis zu 1000 Euro. Angesichts solcher Preise hörten die meisten Fahrer betroffener Autos dann lieber wieder analog.

Mittlerweile bietet praktisch jeder Hersteller seine Neuwagen mit DAB-plus-tauglichen Tunern, allerdings häufig gegen Aufpreis. Dabei variieren die Preise stark, von 130 Euro (Ford Mondeo) bis 354 Euro im BMW 5er. Importfahrzeuge mit ihrer paketgetriebenen Ausstattungspolitik dagegen fahren häufig serienmäßig mit DAB vor.

Im Ausland sieht das anders aus. So sind in Norwegen 98 Prozent aller Neuwagen mit digitalen Radioempfängern ausgestattet, in Großbritannien 97 und in der Schweiz 66 Prozent. Norwegen hat Analogradio bereits weitgehend abgeschaltet. Ende 2017 verstummen die letzten UKW-Sender. In der Schweiz soll dies zwischen 2020 und 2024 geschehen. Mit dem Nachteil, dass dann nicht nur Autoradios, sondern auch das klassische Küchenradio ausgedient hätte.

Vernetzt: DAB und Internetradio

Wer also bei Geschäftsfahrten ins Ausland ab und zu mal Nachrichten oder Musik aus dem Radio hören will, sollte tunlichst den DAB-Tuner im Firmenwagen bestellen. Zumal Radio- und Autohersteller nun einen neuen Service anbieten. Hybrid-Radio zielt auf Hörer, die auf Langstrecken gern durchgängig ihr favorisiertes Radioprogramm hören wollen. Dahinter steckt die Idee, den DAB-Empfang clever mit Audio-Streaming aus dem Internet zu verbinden. Denn viele Sender strahlen ihre Programme gleichfalls online aus. Verliert also ein DAB-Tuner den eingestellten Sender, schaltet das System auf Internet-Radio um. Im Zeitalter vernetzter Fahrzeuge und vergleichsweise bezahlbarer Mobilfunktarife ist das technisch kein großes Problem.

Eine wichtige Rolle bei all diesen Überlegungen spielt natürlich auch die Senderabdeckung. In Deutschland hat sie sich seit den Anfängen des Digitalradios zur Jahrtausendwende deutlich verbessert – in Ballungszentren und entlang der wichtigsten Verkehrswege klappt der Empfang recht gut. Größere Versorgungslücken gibt es allerdings noch in einigen Regionen in Mittel- und Ostdeutschland. Und bei schwächer werdendem Empfang verhält sich DAB+ leider ebenfalls digital: Entweder es gibt Empfang, oder es gibt keinen. Bislang bleibt in solchen Fällen noch das Zurückschalten auf mehr oder weniger rauscharmen UKW-Empfang.

Deutschland ist DAB-Entwicklungsland

In jedem Fall ändert sich bei einer Fahrt quer durch Deutschland auch das digitale Senderangebot – nicht anders wie von analogem Radio gewohnt. Bundesweit empfangbar sind lediglich zwei Sender-Bundles. Sie enthalten verschiedene Programme des Deutschlandfunks sowie Privatangebote wie Energy Digital, Radio Bob oder Sunshine live.

Fraglich ist nur, welche Möglichkeiten Autofahrern in Gebieten bleiben, wo weder ausreichender Digitalradio- noch Internet-Empfang zur Verfügung stehen. Bislang gibt es dort zumindest noch UKW. Sollte das Analogradio auch in Deutschland irgendwann abgeschaltet werden, wäre zu hoffen, dass sich DAB-plus-Abdeckung und Mobilfunkversorgung bis dahin wesentlich verbessert haben. Oder der Fahrer bleibt offline und muss sich trotz moderner Funkangebote mit der Musik von iPod, USB-Stick oder CD begnügen.

So muss es sein: Bei BMW werden DAB- und FM-Sender gemeinsam angezeigt.

Große Unterschiede im Detail

Guter Empfang ist das eine, vernünftige Bedienung das andere. Gerade da unterscheiden sich DAB-Empfänger in Autos deutlich. Fährt beispielsweise das Auto aus dem Empfangsbereich eines sogenannten Senderbundles heraus, aktualisieren manche Radios die Senderliste automatisch. Bei anderen muss der Fahrer manuell einen neuen Suchlauf starten – wenn’s dumm läuft, kompliziert über ein Untermenü. Gut, wenn UKW und DAB zusammenspielen. Verliert das Digitalradio bei schlechten Empfangsverhältnissen den Sender, übernimmt der klassische UKW-Sender. Die Musik spielt also nahtlos weiter, wenn auch nicht in der gleichen Qualität. Einfache DAB-Radios schalten hier einfach ab.

Digitaler Empfang ab 60 Euro

Wem das Originalradio zu teuer ist, kann auf Nachrüstlösungen setzen. In die Bresche springen zum Teil kleinere Anbieter wie Albrecht, Technisat oder die britische Firma Pure. Sie bieten separate DAB-plus-Empfänger an, die per Analog-Audiokabel oder per Bluetooth an die vorhandene HiFi-Anlage im Fahrzeug angeschlossen werden und über eigene Bedienelemente sowie ein eigenes Display verfügen. Solche Geräte gibt es zu Preisen zwischen 60 und 150 Euro. Sie müssen an die Autoelektrik angeschlossen werden und sind in Sachen Bedienkomfort nicht das Optimum, aber für Digitalradio-Interessenten mit begrenztem Budget eine gute Alternative. Dies gilt nicht zuletzt für Fahrer, die häufig in Ländern unterwegs sind, wo es schon bald kein analoges Radio mehr geben wird.