Euro NCAP Anforderungen Fünf Sterne werden schwieriger

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Die Chrashtests von Euro NCAP erleichtern es Flottenmanagern, sichere Firmenwagen für ihre Mitarbeiter zu finden. Die Standards werden ständig angepasst. Alle Gewinner und Verlierer von 2018 und 2019.

Audi wirbt damit und VW. Fiat nicht. Denn der Panda bekam bei den Crashtests 2018 nicht einmal einen von fünf Sternen. So schlecht schnitt kein anderes der 20 von Euro NCAP getesteten Fahrzeuge ab. Die übrigen Modelle dagegen schafften teils sogar fünf Sterne. Land Rover wurde zuletzt für den neuen Range Rover Evoque ausgezeichnet. "Das Thema Sicherheit ist unseren Kunden wichtig. Entsprechend sind fünf Sterne ein sehr gutes Verkaufsargument", sagt Michael Küster, Leiter der Produktkommunikation Jaguar Land Rover.

Die Tests stellen auf vereinfachtem Weg die häufigsten Unfallszenarien aus der Praxis nach, die bei Insassen oder anderen Verkehrsteilnehmern zu Verletzungen oder Tod führen können. Getestet werden die vier Bereiche Insassen Erwachsene, Insassen Kinder, verletzliche Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und ­Radfahrer sowie Sicherheitsassistenten. Für die Bewertung des Insassenschutzes für Erwachsene werden beispielsweise Frontal-, Seitenaufprall- und Schleudertraumatests durchgeführt.

Frontalkollisionen sind die häufigste Todesursache

Frontalkollisionen sind die häufigste Ursache für Todesfälle und schwere Verletzungen. Ein typisches Szenario ist der direkte Zusammenprall zweier Fahrzeuge bei mittlerer Geschwindigkeit in einem Teil der Fahrzeugfront, also nicht über ihre gesamte Breite. Deshalb wird ein Fahrzeug auf einer Crashbahn mit 64 km/h und einer 40-prozentigen Überlappung gegen ein verformbares Hindernis gefahren, das ein entgegenkommendes Fahrzeug darstellt. Das simuliert einen Frontalaufprall von zwei Fahrzeugen, besetzt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern. So wird die Fahrzeugstruktur getestet. Im Idealfall kollabiert die Knautschzone kontrolliert, während die Fahrgastzelle unverformt bleibt.

Zu den sichersten im Jahr 2018 getesteten Autos gehörte die Mercedes A-Klasse. Der auch in Fuhrparks beliebte Kompaktwagen erreichte 90 Prozent der möglichen Punkte. Bei Insassenschutz, Kindersicherheit und Fußgängerschutz schaffte er jeweils über 90, in der aktiven Sicherheit aber nur 75 Prozent. Serienmäßig ist die A-Klasse mit aktivem Notbremsassistenten und Spurhalter sowie Verkehrszeichenerkennung ausgerüstet.

Ab 2022 wird ein Speedlimiter verpflichtend

Ab 2022 sollten übrigens alle Neuwagen verpflichtend mit einem automatischen Speedlimiter ausgestattet sein, hat eine Fachabteilung des Europäischen Parlaments vorgeschlagen. Diese Intelligent-Speed-Assistance-(ISA-)Systeme verbinden Verkehrszeichenerkennung, Tempomat sowie ­Tempobegrenzer.

Ein solches System gibt es für die A-Klasse als Sonderausstattung zum Preis von 505 Euro netto. Bei der aktiven Sicherheit und den Assistenzsystemen ist nach Meinung der NCAP-Tester aber mehr möglich, weshalb sie nur 9,8 von möglichen 13 Punkten in dieser Kategorie vergaben.

Viele Unternehmen wissen, dass ihre Mitarbeiter mit solchen Assistenten im Firmenwagen sicherer unterwegs sind. Manche Dienstwagenregelung schreibt sie sogar verbindlich vor. Euro NCAP nimmt deshalb auch ständig neue Assistenten in die Tests auf. Aktuell prüft die Organisation fünf Systeme und empfiehlt sie damit

quasi. Es sind ESP und Anschnallerinnerung, Notbremsassistenten für höhere Geschwindigkeiten, Spurhalteassistenten und Geschwindigkeitsbegrenzer. Bei den Speedlimitern bewertet Euro NCAP deren verschiedene Funktionen: vom Informieren über die Geschwindigkeit und dem Warnen bei Überschreiten der eingestellten Höchstgeschwindigkeit bis zum aktiven Verhindern einer Geschwindigkeitsübertretung. Die meisten Punkte gibt es für die sichersten Systeme, in diesem Fall den aktiven Geschwindigkeitsbegrenzer. Im vergangenen Jahr wurden die Tests von NCAP für Geschwindigkeitsbegrenzer aktualisiert.

Marc-Oliver Prinzing, Vorsitzender des Bundesverbands Fuhrparkmanagement, hat allerdings noch keine Dienstwagenrichtlinie gesehen, welche die NCAP-Sterne als Kaufkriterium von Neuwagen erwähnt. "Ich will deshalb aber nicht ausschließen, dass die Auszeichnungen der Organisation bei Kaufentscheidungen für den gewerblichen Einsatz nicht doch eine Rolle spielen, weil stillschweigend die sichersten Fahrzeuge ausgewählt werden." Grundsätzlich spiele Sicherheit bei Autos für den Fuhrpark eine große Rolle. "Das hat aber weniger mit den Herstellerfirmen zu tun als mit der Sicherheitsausstattung." Denn die meisten Dienstwagenricht­linien geben vor, welche Sicherheits­features ein neuer Wagen haben muss. "Wenn ich mir anschaue, welche Hersteller überwiegend in den Fuhrparks vertreten sind, muss man sich keine Sorgen um die Sicherheit machen, denn das sind in den allermeisten Fällen europäische Markenprodukte."

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Drei Fragen an …

Prof. Dr. Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen-Geislingen

Sind die Sterne tatsächlich ein Hinweis auf sichere Autos, also eine Kaufempfehlung?

NCAP-Tests werden weltweit durchgeführt, teilweise mit unterschiedlichen Modi, Testanordnungen und -kriterien. Die Tests sind also weltweit nicht harmonisiert. Obwohl sie keine Rolle bei der Fahrzeugzulassung in den einzelnen Ländern spielen, werden die Testergebnisse viel beachtet. Insofern ist ein gutes Abschneiden beim Test sowohl als Auszeichnung für die Entwicklung sicherer Fahrzeuge, aber auch als Marketing­instrument für die Hersteller aufzufassen.

Sehen Sie NCAP als eine Art TÜV für die Hersteller, ob die ihre Hausaufgaben gemacht haben?

Ja, NCAP wird von Automobilherstellern tatsächlich ernst genommen. Sie übernehmen Prüfkriterien und Testanordnungen bereits bei der Entwicklung in interne Prüfabläufe und Qualitätssicherung. Allerdings müssen die Hersteller auch länderspezifische gesetzliche Vorschriften beachten. Die liegen häufig sogar unterhalb der Anforderungen von NCAP, denn die Organisation überarbeitet regelmäßig ihre Testkriterien, um neueren Entwicklungen bei der aktiven und passiven Fahrzeugsicherheit gerecht zu werden.

Macht NCAP Autos sicherer?

Da neue Technologien in die Testanforderungen einfließen, ist tatsächlich davon auszugehen, dass die ständig angepassten Anforderungen unsere Fahrzeuge sicherer machen. Die NCAP-Organisationen legen ihre Anforderungen offen und sind so recht transparent. Insofern sind die verliehenen Sterne zwar etwas plakativ, dennoch auch für Käufer nützlich, die auf einen hohen Sicherheitsstandard achten.

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