Klaus Entenmann, Daimler Financial Services "In Zukunft finanzieren wir Mobilität"

Entenmann, Klaus Foto: Daimler Financial Services

Der Vorstandsvorsitzende von DFS über Mobilitätsraten für Firmenmitarbeiter und Datenschutz im Fuhrpark.

Herr Entenmann, nicht nur die Autoindustrie schlägt mit der Elektromobilität einen zukunftsweisenden Weg ein, auch die Leasinggesellschaften verändern sich. Das Auto alleine reicht vielen Kunden nicht mehr aus. Wie beschreitet Daimler Financial Services den Wandel vom Leasinggeber hin zu einem ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister?

Die digitale Technik, insbesondere die Smartphones, haben vieles verändert. Kunden sind heute wesentlich flexibler in ihrer Mobilität, der Anspruch an die optimale Mobilitätslösung ist schnell gewachsen. In Zukunft verlangt der Kunde nicht mehr nach einem festen Dienstwagen, er sucht vielmehr Produkte, die gebündelt den optimalen Reiseweg ermöglichen. Diesen Wunsch nach flexibler Mobilität decken die Mercedes-Benz Bank und darüber hinaus Daimler Financial Services mit ihren Produkten schon heute ab.

Wie können wir uns das in der Praxis vorstellen?

Entscheidet sich ein Kunde beispielsweise für ein kleines Elektroauto, um damit seine täglichen Strecken in der Stadt zurückzulegen, dann bekommt er bei uns die Möglichkeit, für die Wochenenden oder den Urlaub eine große V-Klasse mit Verbrennungsmotor anzumieten. Oder aber er lässt sich stattdessen Freiminuten für Car2go oder My-Taxi-Fahrten gutschreiben. Früher haben wir Fahrzeuge finanziert, in Zukunft finanzieren wir Mobilität und Flexibilität. Mit unserem Carsharing-Angebot Croove und der Beteiligung an Turo gehen wir sogar einen Schritt weiter. Auf diesen Peer-to-Peer-Plattformen können Kunden selbst ihre Autos für andere Nutzer anbieten.

Inwiefern profitieren Firmenflotten von diesen Services?

In China führen wir derzeit ein Car2­share-Pilotprojekt durch, in dem wir großen Unternehmen auf deren Firmengelände gesamte Fuhrparks bereitstellen. Die Mitarbeiter nutzen die Autos dann für ihre Dienstfahrten, aber auch privat am Feierabend oder den Wochenenden. Die Auslastung des Pools ist dadurch viel größer. In unserem Fleetmanagement verfügen wir über moderne Technologien, wie das Öffnen und Schließen der Fahrzeuge per Smartphone, was sich geradezu für Firmenflotten anbietet. Oder aber die modernen Abrechnungsmöglichkeiten, welche für Privatfahrten und die Auslastung des Carpools unumgänglich sind.

Ein ganzheitlicher Mobilitätsanbieter benötigt ein breites Angebot an Mobilitätslösungen. Muss sich Daimler Financial Services anderen Autoherstellern öffnen und Fremddienstleister in seine Angebote integrieren?

Mit unseren Produkten von Mercedes und Smart sind wir bereits breit aufgestellt, einen Bedarf an weiteren Fahrzeugen anderer Hersteller sehen wir derzeit nicht. Fremden Dienstleistungen gegenüber sind wir stets offen. Unser Mobilitätsangebot moovel ist dafür prädestiniert, als intermodale Plattform alle Verkehrsmittel einzubinden. Dazu gehören der öffentliche Personennahverkehr, die Fahrradmiete und auch zusätzlich zu Car2go weitere Carsharing-Anbieter wie Flinkster oder Stadtmobil. Eine Mobilitätsplattform wie moovel muss offen und groß sein, nur dann gelingt es, die Kunden zu begeistern und zufriedenzustellen.

Klingt, als wäre der nächste Schritt eine Mobilitätsrate statt einer Leasingrate?

Der Schwerpunkt individueller Mobilität liegt auch heute noch darin, unterschiedliche Fahrzeuge über eine Einzelabrechnung zu nutzen. Eine Flatrate ist der logische nächste Schritt. Wir arbeiten bereits an einer Rate, die für Firmenmitarbeiter das gesamte Mobilitätsspektrum abdeckt. Das ist die Zukunft.

Sind Ihre Firmenkunden schon so weit, wie Sie es sind?

Manche sind sogar schon weiter. Wir bekommen ständig Anfragen und innovative Anregungen, ob es nun mit dem Carpool oder der Integration von E-Autos zu tun hat. Wir packen das Thema dann gemeinsam mit unseren Kunden an und versuchen in Pilotprojekten eine intelligente Lösung zu finden.

Aufgrund des Datenschutzes in Firmen reagieren Flottenmanager sensibel auf die Digitalisierung und die Vernetzung. Ab Mai 2018 greift die strengere EU-Verordnung zum Datenschutz. Wie nehmen Sie Fuhrparkleitern die Ängste?

Der Datenschutz nimmt einen zentralen Punkt bei der Gestaltung neuer Mobilitätsformen ein und er wird in Zukunft noch eine größere Herausforderung für die gesamte Branche darstellen. Wir müssen mit unseren Dienstleistungen sicherstellen, dass wir dem Kunden ein transparentes Datenmanagement liefern. Daimler Financial Services hat eine Daten-Compliance. Die individuellen Daten des Mitarbeiters und der Flotte müssen geschützt sein. Es ist wichtig zu differenzieren, welche Daten der geschäftlichen Nutzung dienen und welche Daten personenbezogen sind. Im Flot­ten­manage­ment gewonnene Daten steigern die Effizienz von Fuhrparks, personenbezogene Daten dürfen nur im Rahmen der vertraglichen Zwecke oder mit Zustimmung ­gespeichert und analysiert werden.

Kann der Kunde selbst entscheiden, welche Daten für welche Zwecke erhoben werden?

Der Kunde soll über seine Daten entscheiden können. Und hat mitunter selbst Interesse daran, dass seine Daten verwertet werden. Das zeigt unser Telematik-Versicherungstarif Inscore. Wer einen schonenden Fahrstil hat, kann dies anhand der Fahrzeugdaten nachweisen und wird bei den Prämien besser eingruppiert. Das ist ein Anwendungsbeispiel von vielen.