Test Cupra Formentor VZ 2.0 TSI Spanisches Heißblut

Cupra Formentor VZ 2.0 TSI Foto: Cupra 15 Bilder

Mit dem Formentor geht das erste eigene Modell vom Seat-Haustuner Cupra an den Start. Geplant sind aber nicht nur potente Sportler, sondern auch zahme Versionen.

Einige Abschnitte der A81 zwischen Würzburg und Heilbronn eignen sich hervorragend, um Fahrwerke zu testen. Wo Querrillen, Fugen und Wellen manches schlecht gedämpfte Auto zum Schunkeln bringen, liegt der Formentor wie ein Brett. Nach den Erfahrungen mit Cupra Ateca und Cupra Leon hätten wir von einem Auto der spanischen Sportwagenschmiede auch nichts anderes erwartet.

Vor zwei Jahren etablierte Seat den Werkstuner als eigene Marke. Nun startet der Formentor als erster komplett neu entwickelter Cupra, basierend auf dem modularen Querbaukasten des VW-Konzerns, den beispielsweise VW Tiguan oder Audi Q3 verwenden. Das war’s dann aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Lange Motorhaube, flaches Dach, knackiges Heck mit durchgehendem Leuchtband und vier Endrohre: Mit dem 4,45 Meter langen Crossover zeigen die spanischen Designer, wer im VW-Konzern Feuer im Blut hat.

Dabei steht der Name für eine ganze Baureihe und nicht mehr nur für die besonders potente Variante eines Seat. Gleich neun Motorisierungen ab 150 PS aufwärts will Cupra auflegen, darunter Diesel und zwei Plug-in Hybride, die noch Endes 2020 kommen sollen. Vorneweg jedoch startet der Spanier als Formentor VZ 2.0 TSI mit Allradantrieb, elektronischer Differenzialsperre und siebenstufigem DSG-Getriebe. VZ steht dabei für spanisch "veloz", schnell, was angesichts von 310 PS durchaus passt.

Cupra Formentor VZ 2.0 TSI Foto: Cupra
Auf dem Weg ans Cap Formentor auf Mallorca, das dem Wagen seinen Namen gab.

Für 37.890 Euro (alle Preise netto) gibt’s ein Rundum-Sorglos-Paket, das zusätzlich zu den sportlichen Attributen wie schwarz-kupferfarbenen 19-Zöllern und riesigen Brembo-Bremsen (1.950 Euro) alles für den Firmenwagen Wünschenswerte mitbringt. So ist die Dreizonen-Klimaautomatik ebenso Serie wie die üblichen Fahrassistenten oder das Navisystem.

Auch ein adaptives Fahrwerk wird verbaut. Wie bei Porsche ändert ein Druck auf die Taste links unten am Lenkrad das Fahrprofil. In der brettharten Sport-Einstellung spannt der Formentor dann spürbar die Muskeln an, hängt noch giftiger am Gas und dreht die Gänge weiter aus. Toppen lässt sich das noch mit dem extrovertierten Krawallmodus, der die Soundklappe öffnet und beim Zurückschalten die Gänge mit Zwischengang einschießt. Doch auch so rennt der Heißsporn 250 km/h schnell und knackt in nur 4,9 Sekunden die 100-km/h-Marke.

Das entspricht zwar nicht den Anforderungen des durchschnittlichen Geschäftswagens und verleitet, das Gaspedal immer ein wenig zu stark durchzudrücken und so Verbrauchswerte um elf Liter einzufahren. Andererseits ist es ein angenehmes Gefühl, immer genügend Reserven zu haben. Wer sich nicht stressen lassen will, konfiguriert eben seinen bevorzugten Fahrmodus selbst, kombiniert beispielsweise den Eco-Fahrmodus mit einer sportlichen Abstimmung des Abstandstempomats und komfortabler Dämpfung. So lassen sich lange Strecken sehr entspannt zurücklegen.

Cupra Formentor VZ 2.0 TSI Foto: Cupra
Auffällig: durchgehende LED-Leuchtleiste am Heck.

Überhaupt hat der Crossover durchaus praktische Fähigkeiten: Das Raumangebot genügt völlig, auch hinten, wo selbst groß gewachsene Mitfahrern ausreichend Kniefreiheit haben. Und der Kofferraum schluckt angemessene 420 Liter, ist allerdings nicht unterteilt. Die empfehlenswerten, gut konturierten und beheizbaren Sportsitze (1.298 Euro) und die nicht zu straff gepolsterte Rückbank zeigen, dass sich die Entwickler auch um die Alltagstauglichkeit Gedanken machten und das Thema Sport nicht überziehen. Außerdem haben sie nicht einfach ins Konzernregal gegriffen, sondern sich eigene Lösungen überlegt. Nähert sich ein Auto im toten Winkel, blinkt nun statt der üblichen Leuchtdioden in Spiegeln oder A-Säule ein Teil eines Leuchtbands, das sich unter der Frontscheibe von Tür zu Tür zieht.

Ansonsten ähnelt das Cockpit mit den digitalen Instrumenten und dem prominenten 12-Zoll-Bildschirm dem aktueller Konzern-Modelle, mit allen Vorzügen (gute Ablesebarkeit, Apple Car Play/Android Auto ohne Kabel) und Mängeln. Dass sich die Bedienung per Touchscreen und Wischleiste erst nach einiger Gewöhnung erschließt, dürfte Käufer wenig stören. Nerviger ist, dass es beim ersten Start eine gefühlte Ewigkeit dauert, bis das System hochfährt, Sprache und Navidaten lädt und das Smartphone koppelt. Die Spracheingabe selbst klappt auch nur so lala und spätestens, wenn der Touchscreen wieder mal einfriert weiß man, wo aktuell die Software-Probleme des VW-Konzerns liegen. Unterwegs auf der Autobahn passierte dann noch ein echter Supergau: Nach einem Warnton meldeten sich nacheinander erst der Spurhalteassistent, dann der Abstandstempomat, der Notbrems- und Totwinkelassistent und zuletzt auch die Tempolimiterkennung ab. Auch die Rückfahrkamera zeigte beim anschließenden Einparken nur unvollständige Bilder. Nach dem Neustart war von alldem nichts mehr zu sehen. Zum Glück hat der Konzern laut den Kollegen von "auto motor und sport" ja ein großes Update für 2021 angekündigt.

Nichtsdestotrotz ist dieser Formentor ein starker Aufschlag der jungen Marke - und ein überzeugender erster Auftritt der Baureihe, die 2021 mit sechs weiteren Motorisierungen ergänzt wird. Benziner und TDI ab 150 PS sowie zwei frontgetriebene Plug-in Hybride (204 und 345 PS) stehen in den Startlöchern. Parallel kommt der Cupra den El-Born, ein voll-elektrischer Midsize-SUV, sozusagen ein Elektro-Bruder des Formentor.