Firmenauto Firmenwagen stützen Autokonjunktur

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Für die deutschen Autobauer ist die Krise ausgestanden - zumindest im Ausland. Auf dem heimischen Markt bekommen die Konzerne das Ende der Abwrackprämie aber kräftig zu spüren. Umso größer wird die Bedeutung eines Geschäftsfelds, das vor allem für Oberklasse-Hersteller schon lange eine tragende Säule ist: das Geschäft mit Gewerbekunden, die Dienst- oder Firmenwagen ordern. «Ohne den Firmenmarkt würden die deutschen Autobauer ganz schön kleine Brötchen backen mit deutlich schlechteren Gewinnen», sagt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.Die Bedeutung wachse, sagt der Fachmann: «Allein mit Firmenwagen werden in Deutschland in diesem Jahr über 20 Milliarden Euro Umsatz erzielt.» Während die privaten Pkw-Zulassungen in diesem Jahr einbrechen, geht es mit den gewerblichen Verkäufen nach oben. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) beobachtet seit langem die wachsende Bedeutung des Geschäfts. Seit Anfang der 90er Jahre sei der Anteil der gewerblichen Zulassungen kräftig von wenig mehr als einem Drittel auf knapp 60 Prozent im Jahr 2008 gewachsen. Der Marktanteil deutscher Hersteller liegt nach VDA-Angaben 2010 bei 86 Prozent.Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach schätzt, dass in diesem Jahr von insgesamt erwarteten rund 2,8 Millionen Neuwagenzulassungen deutlich mehr als die Hälfte auf das Konto von Gewerbekunden geht - rund 1,54 Millionen Fahrzeuge. Im Krisenjahr 2009 lag der Anteil angesichts von Abwrackprämie und Sparrunden bei den Unternehmen bei rund 1,4 Millionen Autos, ein Anteil von unter 40 Prozent am Gesamtmarkt.In diesem jahr wird dies wieder anders sein. «Nach dem erwarteten Einbruch bei Privatkunden ist der gewerbliche Sektor in einer wieder boomenden deutschen Wirtschaft mehr als nur ein Rettungsanker», sagt Bratzel. Neben den kleinen Bäckerwagen sind es auch die Karossen von BMW, Audi oder Mercedes-Benz, die bei Firmenkunden für ihre Dienstwagenflotten hoch im Kurs stehen. «Fast 40 Prozent aller im Firmenmarkt verkauften Fahrzeuge sind dabei Mittelklasse, obere Mittelklasse und Luxusklassenfahrzeuge», sagt Dudenhöffer, also Fahrzeuge wie der 3er oder 5er BMW oder der Audi A6.Dabei werden rund 280 000 bis 300 000 Zulassungen alleine von Autovermietern stammen - deren Geschäft im Krisenjahr geschrumpft war. Auch Deutschlands größter Vermieter Sixt hatte 2009 die eigene Flotte verkleinert, in diesem Jahr laufen die Geschäfte wieder besser. Für die Autobauer sind die Vermieter aber keine einfachen Partner. «Sixt & Co drücken in der Regel die Preise für die Autobauer ganz gewaltig», sagt Dudenhöffer. Die Fahrzeuge kommen mit 15 000 Kilometern nach rund sechs Monaten Vermietgeschäft zu den Autobauern zurück. «Dann beginnt hier der eigentliche Verkauf. Da wird bei den Autobauern kein Geld verdient.»Erich Sixt, Vorstandschef des Konzerns, sieht das freilich anders. «Die Rabatte, die wir bekommen, sind nie ausreichend», sagt Sixt. Wie sich die Konditionen der Hersteller im Jahr nach der Abwrackprämie angesichts der rückläufigen Verkaufszahlen entwicklen, will er nicht preisgeben. «Wir verhandeln permanent.» Die Hersteller wüssten aber sehr genau, dass sie auch einen starken Heimatmarkt bräuchten. «Das ist sicherlich für unseren Einkauf nicht schädlich.», sagt Sixt.Für die Hersteller sind die Firmenwagen dennoch meist ein lukratives Geschäft. «Da will eigentlich jeder rein ­ und zum Teil verdient man doppelt», sagt Dudenhöffer. Denn die Firmenwagen würden zu 80 Prozent finanziert. Die Autobauer verkaufen damit die Autos und einen großen Teil ihrer Kredite. Dabei machen auch steuerliche Privilegien den klassischen, auch privat genutzten Dienstwagen attraktiv für Firmen und Mitarbeiter. «Wenn an der Steuerschraube gedreht wird, bricht ihnen der Firmenmarkt zusammen», warnt Dudenhöffer. «Und wenn dieser Markt in die Knie geht, dann trifft es die Deutschen und die Fabriken in Deutschland.» Wer mit den Firmenwagen spiele, zündele an der deutschen Autokonjunktur.