Restwert Wann rechnet sich das E-Auto?

Mini E Foto: Hersteller

Hoher Preis, hoher Wertverlust. Das ist die Formel, die beim Kauf eines E-Autos gilt. Das könnte sich ändern, doch dazu muss erst ein florierender Gebrauchtwagenmarkt her.

Der Erfolg der Elektromobilität hängt in erster Linie von den Kosten ab. Und die sind derzeit immens hoch. Allein die Anschaffungskosten sprengen viele Budgets. So kostet etwa ein Citroën C-Zero mit 24.700 Euro deutlich mehr als ein gut ausgestatteter Citroën C1 1.0 Exclusive für 10.092 Euro. Bei diesem Preisgefälle kann es sich kaum ein Unternehmen leisten, nur aus Imagegründen auf E-Autos zu setzen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Besonders Flottenbetreiber interessiert die Frage, wie sich der Wertverlust entwickeln könnte. Nach Untersuchungen der Marktbeobachter DAT und Schwacke liegen die Wertverluste konventioneller Fahrzeuge der Mittelklasse nach einer Haltedauer von 36 Monaten und 15.000 km/Jahr im Schnitt bei rund 45 Prozent. Für Elektrofahrzeuge prognostizieren die Experten deutlich größere Wertverluste, die sich allein aufgrund der höheren Listenneupreise stark auswirken.

Hersteller müssen E-Autos subventionieren

So erzielt zum Beispiel der Citroën C-Zero (Neupreis: 24.700 Euro) laut Schwacke nach 36 Monaten und 45.000 Kilometer Laufleistung nur noch 9.386 Euro auf dem Gebrauchtwagenmarkt, das entspricht einem Restwert von 38 Prozent. "Bis zum Jahr 2020 werden Elektromodelle nicht imstande sein, auf dem gleichen prozentualen Restwertniveau zu spielen wie die anderen Antriebsarten", erklärt Ralf Sulzbach, Senior Consultant der Global Division von Eurotax Schwacke. Ohne umfangreiche Garantien besteht die Gefahr, dass E-Autos am Gebrauchtwagenmarkt nur skeptisch aufgenommen werden, damit unattraktiver werden und sehr stark an Wert verlieren.

Nach Einschätzung von Schwacke sind hier die Hersteller gefragt: Quersubventionen, Garantieverlängerung, Batterieleasing oder Anreize für längere Haltedauer minimieren die Unsicherheiten und steigern die Attraktivität von Elektroautos. Dem kommen die Hersteller bereits heute zum Teil nach. "Um den Kauf für Kunden und Händler von etwaigen Risiken zu befreien, nehmen wir als Hersteller alle Elektroautos zu vorher vereinbarten Konditionen zurück", sagt Holger Böhme, Geschäftsführer von Citroën Deutschland. Ähnlich agiert auch Daimler Fleet Management im Bereich Leasing: "Für E-Fahrzeuge bieten wir günstige Leasingraten an und übernehmen die Risiken zu 100 Prozent. Darüber hinaus können Flottenkunden für den neuen Smart Electric Drive, der im Sommer auf den Markt kommt, die Batterie für 60 Euro pro Monat mieten. Der Kunde trägt also keinerlei Risiko", sagt Harald Schneefuß, Geschäftsführer Daimler Fleet Management.

Allerdings kann sich erst über steigende Neuwagenverkäufe ein funktionierender Gebrauchtwagenmarkt entwickeln. "Betrachtet man die Zulassungszahlen, wird das frühestens 2015 der Fall sein", erklärt Böhme. Derzeit könne man noch keine seriöse Einschätzung über die Wertentwicklung von E-Autos abgeben. Im Gegensatz dazu geht Volkswagen für seine Produkte von ähnlich hohen Restwerten aus wie für Autos mit klassischem Antrieb.

E-Auto lohnt sich für Zweitbesitzer

Ein weiterer Vorteil für die Gebrauchtwagenkäufer liegt in den Unterhaltskosten. "Der Betriebskostenvorteil des Zweitnutzers erhöht sich bei rein elektrischen Fahrzeugen erheblich, sodass man den Wiederverkaufswert hoch einschätzen kann", sagt Peter Kasten vom Öko-Institut. Also könnte der Gebrauchtwagenmarkt in einigen Jahren doch florieren. Allerdings nur wenn Elektrofahrzeuge deutlich niedrigere Betriebskosten aufweisen. Erst dann wird der zukünftige Gebrauchtwagenkäufer bereit sein, einen Mehrpreis gegenüber dem durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreis zu zahlen.

Warum das Elektroauto so unbeliebt ist

Trotz intensiver Klimadebatten und strenger Nachhaltigkeitsvorschriften vieler Unternehmen entschieden sich 2011 von den 3,17 Millionen Neuwagenkunden nur 0,82 Prozent für ein alternativ angetriebenes Auto. "Diese Zahl ist ernüchternd", erklärt Stefan Bratzel, Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach und Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Die Marktanalyse des CAM zeigt, dass 2011 in Deutschland 1,65 Millionen Diesel-Pkw und 1,5 Millionen Benzinern nur 4.800 Flüssiggas- und 6.200 Erdgasfahrzeuge sowie 2.150 Elektroautos gegenüberstanden. Insbesondere E-Autos müssten eine hohe Laufleistung aufweisen, um die derzeit unattraktiven Fahrzeuggesamtkosten wie Finanzierung, Servicekosten oder Wertverlust zu vermeiden.

Restwerte von Elektroauto und Benziner im Vergleich

Citroën C1 1.0 Citroën C-Zero
Neupreis 10.092 Euro 24.700 Euro
Restwert 49% 38%
Wertverlust 51% 62%
Restwert absolut 4.945 Euro 9.386 Euro
Wertverlust absolut 5.147 Euro 15.314 Euro

Laufzeit: 3 Jahre, Laufleistung: 45.000 km

Quelle: Schwacke, Stand: 3/2012