Der neue Renault Scénic zeigt sich jetzt von seiner sportlichen Seite. Geblieben ist weiterhin die Wahl zwischen Fünfsitzer und Langversion mit bis zu sieben Plätzen. Völlig neu ist der Diesel-Hybrid.
Vor genau 20 Jahren hat Renault mit dem Scénic das Segment der Kompaktvans eröffnet. Während andere Hersteller in dieser Klasse eher auf den Zug der SUV aufspringen, hält der französische Marktbegründer dieser Fahrzeugklasse weiterhin die Treue und präsentiert im Jubiläumsjahr die vierte Neuauflage des Scénic. Der sieht gar nicht mehr nach klassischem Pampers-Bomber aus, sondern trägt eher ein sportliches Crossover-Outfit.
Äußerst ungewohnte Bereifung
Neben seinem betont sportlichen Design zeigt der neue Scénic eine weitere Besonderheit. Er rollt serienmäßig auf großen 20-Zoll-Rädern, die mit einer Reifenbreite von nur 195 Millimeter außergewöhnlich schmal ausfallen. Das hat einen Grund: Zum einen unterstreicht die ausladende Pneu-Größe den athletischen Auftritt. Da sie aber schlank sind, sparen sie Sprit. Außerdem, so versichern uns die Franzosen, sollen sie nicht teurer sein als gewöhnliche Reifen in dieser Fahrzeugklasse. Dieses dürften kostengeplagte Fuhrparkmanager wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Zumal auch ein Garantieversprechen von fünf Jahren (bis 100.000 km) für den Franzosen spricht.
Der Scénic ist minimal gewachsen
Bei den Abmessungen hat der Scénic im Vergleich zu seinem Vorgänger bei Breite und Länge um ein paar Zentimeter zugelegt, Letztere beträgt nun 4,41 Meter. Die Dachlinie verläuft dagegen flacher. Auch im Innenraum gibt es Veränderungen. Anstelle des zentralen Mäusekinos oberhalb des Cockpits wanderten die Instrumente direkt vor den Fahrer. Auf Wunsch sind ein Head-up-Display erhältlich oder etwa LED-Scheinwerfer. Bereits ab Werk gibt es einen Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung. Ebenso thront in der Mitte des Cockpits der aus dem Espace bekannte Multimedia-Touchscreen, der 8,7 Zoll groß ist und aufrecht empor steht.
Keine Einzelsitze mehr
Eine weitere Neuerung betrifft die zweite Reihe. Statt der drei Einzelsitze gibt es eine verschiebbare Rückbank, dessen Lehnen asymmetrisch umklappbar sind. Sie falten sich bei Bedarf entweder vom Bordmonitor oder vom Kofferraum aus bequem zusammen. Dienstwagenfahrer, die ab und zu auch mal Kollegen im Fond mitnehmen, müssen sich allerdings wohl einiges Gemecker anhören, denn das Platzangebot fällt wenig feudal aus und die Kniefreiheit ist relativ gering. Tadellos sieht es dagegen ganz hinten aus, denn in den Kofferraum geht mit 506 bis 1.554 Litern ordentlich was rein. Auch längeres Transportgut bis 2,61 Meter scheut der Scénic nicht, dazu wird die Beifahrerlehne einfach nach vorn umgeklappt.
Ablagen ohne Ende
Ablagen hat der Renault en masse, egal wohin man auch schaut. Selbst im Fahrzeugboden gibt es vier davon und auf der Beifahrerseite sitzt ein riesiges, gekühltes Schubfach mit 11,5 Litern Volumen, welches mittels Tastendruck automatisch öffnet. Hinzu kommt eine breite Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen, die in der Länge verschiebbar ist und weitere Verstaumöglichkeiten bietet. Insgesamt summiert sich das Fassungsvermögen aller Fächer auf 61 Liter. So viel hat keiner in diesem Segment.
Dem beliebtesten Diesel fehlt eine Automatik
Der für unsere Ausfahrt gewählte Diesel dCi 130 wird wohl weiterhin der beliebteste Antrieb für den Scénic bleiben. Der Motor legt schon aus niedrigen Drehzahlen munter los und ist sehr laufruhig. Obwohl der Antrieb bei uns wohl wieder die meisten Stückzahlen machen wird, ist er der einzige Selbstzünder, den es beim Scénic nicht in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe EDC gibt. Nun ja, zumindest ist die Sechsgang-Schaltung leichtgängig und exakt.
Multisense verändert die Charakteristik
Ab der dritthöchsten Ausstattung Intens ist Multisense an Bord. Über das sogenannte Fahrprogramm lässt sich die Charakteristik des Scénic in fünf Stufen von Eco bis Sport einstellen. Dabei verändern sich die Lenkkräfte, das Ansprechverhalten des Gaspedals sowie der Motorsound. Selbst das Layout der Instrumente und die Grafik passen sich an. Die Features lassen sich auch einzeln einstellen. Wem beispielsweise die Lenkung im Eco-Sparprogramm zu leichtgängig ist, der stellt sie einfach auf Sport. Einzig die Federung bleibt vom Multisense unangetastet. Schade, dabei stünde dem Franzosen ein adaptives Fahrwerk nicht schlecht, denn die Grundabstimmung geriet für einen Kompaktvan verbindlich straff.
Grand Scénic als Langversion mit bis zu sieben Sitzen
Selbstverständlich wird es vom Scénic auch wieder eine XL-Variante geben, die nebenbei auch komfortabler abrollt. Der Grand Scénic ist 23 Zentimeter länger, zudem wurde der Radstand um sieben Zentimeter auf 2,80 Meter gestreckt. Das Plus an Raum kommt vor allem der zweiten Reihe sowie dem Kofferraum (718 bis 1.901 Liter) zugute. Wie gewohnt ist die Langversion als Fünf- und Siebensitzer (672 Euro) erhältlich. Mit voller Bestuhlung schrumpft das Volumen allerdings auf 189 Liter zusammen. Praktisch jedoch, alle Rücksitzlehnen falten sich per Knopfdruck zusammen und geben einen maximalen Laderaum von 1.737 Liter frei. Gegenüber dem kleineren Bruder beträgt der Aufpreis 1.092 Euro.
Erstmals auch als Diesel-Hybrid
Der Grand Scénic feiert Ende des Jahres seinen Einstand. Ebenfalls gegen Ende 2016 kommt ein nagelneuer Diesel-Hybrid für den Kompaktvan auf den Markt. Der alternative Antrieb nutzt den dCi 110 in Kombination mit einem kleinen 10 kW-Elektromotor, der den Verbrenner beim Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen unterstützt. Außergewöhnlich hierbei: Anstelle von teurer Hochvolt-Technik mit 300 oder 400 Volt wird der E-Motor von einem günstigeren 48-Volt-Teilbordnetz gespeist – das senkt die Kosten. Sparsam soll der milde Hybride übrigens auch noch sein und im Schnitt nur 3,5 Liter Diesel schlucken und dabei nur 91 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Das wären 0,4 Liter weniger als beim regulären 110 PS-Diesel (CO2 : 100g/km). Nach der Premiere im Scénic soll der erste Hybridantrieb von Renault übrigens auch im Mégane eingeführt werden.