Honda Civic 1.6 i-DTEC (2019) im Test Kompakter Diesel mit Sporttalent

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Der Honda Civic wurde mit dem letzten Modellwechsel deutlich länger und flacher. Damit sprengt er fast den Rahmen der Kompaktklasse. Sein sparsamer Dieselmotor überzeugt.

Fuhrparkleiter finden immer was zu kritteln: Einmal stören sie sich daran, dass alle Welt auf SUV fliegt, obwohl die Dickschiffe unnötig viel Sprit verbrauchen. Und jetzt steht da endlich mal wieder ein gewöhnlicher Kompaktwagen auf dem Firmenparkplatz. Sogar flacher und kaum breiter als der direkte Vorgänger, quasi ein lobenswürdiges Muster der Modellentwicklung. Doch warum, liebe Honda-Ingenieure, wurde der Honda Civic mit dem letzten Modellwechsel um stolze 14 Zentimeter länger?

Denn mit 4,52 Metern entflieht der Civic der Kompaktklasse. Zum Vergleich: Ein Golf bringt es auf 4,26 Meter. Das ist in Städten mit chronischer Parkplatznot ein richtiges Pfund. Gehen wir einfach mal davon aus, die zusätzliche Länge brauchten die Designer um ihre wirklich unübliche Heckgestaltung umzusetzen. Für ein echtes Steilheck steht die Heckscheibe zu flach, zudem ist sie zweigeteilt. Zwei große Rückleuchten machen die ungewöhnliche Optik perfekt.

Unter die geteilte Heckscheibe passen immerhin 478 Liter Gepäck, auch das ist mehr als in dieser Klasse üblich. Leider blieb die praktische Lösung mit dem Tank unter den Vordersitzen im Vorgänger stecken. Die Rücksitze klappen im Civic inzwischen wie in jedem anderen Kompaktwagen so nach vorn, dass die Ladefläche nach vorn leicht ansteigt. Mitfahrer auf der Rücksitzbank freuen sich über die üppige Kniefreiheit, an den Köpfen wird es dafür spätestens ab 1,85 Metern Körpergröße eng.

Foto: Immanuel Schneeberger
Die Bedienung gestaltet sich zu Anfang über die Tasten des Multifunktionslenkrads gewöhnungsbedürftig.

Auf den Vordersitzen gibt es derlei Beschränkungen nicht. Kopf- und Beinfreiheit reichen aus, die tiefe Sitzposition integriert den Fahrer sehr gut in das Auto. In den Instrumenten informiert ein großes Display über Bordcomputer und gefahrene Geschwindigkeit. Die Bedienung gestaltet sich zu Anfang über die Tasten des Multifunktionslenkrads gewöhnungsbedürftig. Gleiches gilt für den Touchscreen in der Mitte. Die Menüführung ist teils verworren, die Schaltflächen sind klein und wirken altbacken. Immerhin lassen sich aktuelle Smartphones zeitgemäß per Android Auto und Apple Carplay verbinden, und das Navi nutzt dann auch Online-Verkehrsdaten.

Viel spannender als die Konnektivität ist bei diesem Auto aber die Technik unter dem Blech. Dort werkelt ein 1,6-Liter Dieselmotor, der mit vier Zylindern 120 PS und 300 Newtonmeter in den Antriebsstrang schickt. Eine Neunstufenautomatik verarbeitet die Kraft, und die Abgase verlassen ganz ohne Adblue-Reinigung den Auspuff. Ähnlich wie bei Mazda haben die japanischen Ingenieure hier eine Lösung gefunden, dennoch die strenge Euro 6d-Temp Norm zu erfüllen. Allerdings moniert der ADAC in seinem Ecotest leicht erhöhte Stickoxidwerte.

Von den technischen Feinheiten bekommt der Fahrer nicht viel mit, der Selbstzünder läuft kultiviert und erstaunlich kraftvoll. Während die Automatik bei kaltem Fahrzeug und langsamer Geschwindigkeit manchmal noch etwas ruckt, wird sie mit zunehmendem Tempo geschmeidig. Sie hat stets einen passenden Gang parat, schaltet trotz der vielen Stufen nicht hektisch hin und her. Bei Tempo 140 liegen gerade einmal 2.000 Touren an. Das ist gut für den Verbrauch, der bei vorsichtigem Gasfuß unter fünf Litern bleibt, und nur durch unsere schnell zurückgelegten Autobahnkilometer über die Sechs-Liter-Marke anstieg. Bei den zügigen Fahrten fielen zudem deutliche Windgeräusche auf.

Foto: Honda
Ähnlich wie bei Mazda haben die japanischen Ingenieure hier eine Lösung gefunden, dennoch die strenge Euro 6d-Temp Norm zu erfüllen. Allerdings moniert der ADAC in seinem Ecotest leicht erhöhte Stickoxidwerte.

Den positiven Fahreindruck unterstützen das gelungen abgestimmte Fahrwerk und die steife Karosserie. Stelzt die Federung in der Stadt noch etwas unbeholfen über kurze Unebenheiten wie Schachtdeckel oder Querfugen, gleicht sie bei höherem Tempo Fahrbahnwellen gut aus. Dabei ermöglicht die straffe Abstimmung hohe Kurventempi. Wenn die Haftgrenze dann doch mal erreicht ist neigt das Heck zum Eindrehen, ohne die Fahrsicherheit zu beeinträchtigen. Einzig die variabel übersetzte Lenkung agiert um die Mittelstellung etwas gefühllos.

Auf der Autobahn fällt das beim gemütlichen Dahinfahren nicht weiter auf, zumal ein Spur- und Abstandsassistent serienmäßig sind. Auch ein Notbremsassistent ist immer dabei. Leider zeigt er ein schon aus anderen Hondas bekanntes Verhalten: In engen Straßen verwechselt er am Fahrbahnrand geparkte Autos mit Hindernissen und blinkt wild. Im Testverlauf probierte er gar zweimal eine Notbremsung, die nur mit einem beherzten Tritt auf das Gaspedal verhindert werden konnte.

Das ist schade, zumal Honda die grundsätzlich empfehlenswerten Systeme schon in die Serienversion steckt. So kostet der feine Diesel ab 18.000 Euro (alle Preise netto). Leider gibt es kaum Einzeloptionen, weswegen die Elegance-Version mit Infotainmentsystem, Einparkhilfe und einigen Komfortextras das Minimum für einen Geschäftswagen darstellt. Das Paket kostet 5.000 Euro, das Automatikgetriebe weitere 1.760 Euro. Empfehlenswertes LED-Licht bietet Honda erst im nochmal 2.500 Euro teureren Executive. Doch selbst dann bleibt der Honda noch unter vergleichbar ausgerüsteten deutschen Modellen. Immerhin preislich ist der Honda Civic also nicht der Kompaktklasse entwachsen. Und außerdem spart die flache Karosserie in Vergleich zu einem SUV gehörig Sprit.

Fahrbericht Kia Proceed
So fährt der Shooting Brake
Betriebskosten
Honda Civic 1.6 i-DTEC Automatik 20.000 km/60 Monate 40.000 km/36 Monate
Basisdaten
Ausstattungsversion Elegance Elegance
Grundpreis ohne MwSt. 24.782 Euro 24.782 Euro
Teuerung während der Nutzungsdauer 3.947 Euro 2.298 Euro
Gebundenes Kapital 17.983 Euro 18.359 Euro
Feste Kosten pro Jahr
Kapitalverzinsung 1.511 Euro 1.542 Euro
Abschreibung 3.572 Euro 5.309 Euro
Kfz-Steuer 234 Euro 234 Euro
Typklasse HP/TK/VK 17/23/21 17/23/21
Haftpflichtversicherung * 845 Euro 845 Euro
Kaskoversicherung * 972 Euro 972 Euro
Unterstellung/Garage 574 Euro 574 Euro
Summe feste Kosten/Jahr 7.708 Euro 9.476 Euro
Summe feste Kosten/km 38,5 ct 23,7 ct
Variable Kosten pro km
Kraftstoff 5,1 ct 5,1 ct
Reifen 2,8 ct 2,8 ct
Wartung und Reparatur 11,1 ct 6,2 ct
Summe variable Kosten/km 18,9 ct 14,1 ct
Gesamtkosten
Gesamtkosten pro km 57,4 ct 37,8 ct
Quellenangabe Betriebskosten
Daten berechnet von Dekra Dekra
Stand 3/2019 3/2019
Versicherung * Versicherung jeweils bei 70 Prozent mit 500 Euro Selbstbeteiligung, einschließlich Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung. Versicherung jeweils bei 70 Prozent mit 500 Euro Selbstbeteiligung, einschließlich Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung.
Technische Daten
Honda Civic 1.6 i-DTEC Automatik
Karosserie
Aufbau Fließheck
Zahl der Sitzplätze 5
Motor/Antrieb
Antriebskonzept Dieselmotor
Kraftstoff Diesel
Anzahl Zylinder 4
Hubraum 1.597 cm³
Leistung 88 kW (120 PS) bei 4.000/min
Drehmoment 300 Nm bei 2.000/min
Getriebe automatisch
Anzahl Gänge 9
Antrieb Vorderrad
Preis
Grundpreis ohne MwSt.Herstellerangabe 24.782 Euro
Ausstattung Elegance
Abmessungen/Gewichte/Reifen
AußenmaßeLänge x Breite ohne Spiegel x Höhe 4.518 x 1.799 x 1.434 mm
Radstand 2.697 mm
Leergewichtvollgetankt inkl. 75 kg Fahrer 1.360 kg
Zuladung 500 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 1.860 kg
Reifengröße vorne 235/45 R 17
Reifengröße hinten 235/45 R 17
Fahrleistung und Verbrauch
Beschleunigung 0-100 km/h 10,9 s
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
VerbrauchHerstellerangabe WLTP 5,1 l/100 km
firmenauto-Verbrauchsrunde (200 km) 4,9 l/100 km
CO2-AusstoßHerstellerangabe WLTP 136 g/km
Effizienzklasse A
 
Slnr 106912