Kfz-Versicherung E-Autos günstiger versichern

Badenova Ladesäule 2021 Foto: Badenova

Bauen Fahrer von Elektroautos weniger Unfälle? Eher nicht. Trotzdem können sie bei der Versicherungsprämie Geld sparen.

Jahrzehntelang mussten sich die Käufer von Autos mit Dieselmotor ärgern, weil sie höhere Versicherungsprämien bezahlen mussten als Fahrer von ­Benzinern. Begründet wurde es mit der höheren Fahrleistung von Dieseln. Wer mehr fährt, hat ein größeres Unfallrisiko.

Jetzt drängen E-Autos auf den Markt, die erst mal einen kleineren Aktionsradius haben. Wird deshalb die Versicherung billiger? "Für die Kalkulation der Prämien durch die Versicherer ist nicht die Antriebstechnik ausschlaggebend, sondern die Schaden­bilanz des jeweiligen Typs", erläutert Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Im Klartext: E-Autos werden nicht günstiger versichert als herkömmliche Verbrenner.

Diese Aussage dürfte auf jeden Fall auf längere Sicht gelten. Zwar werben viele Autoversicherer mit Nachlässen für E-Fahrzeuge und stellen sich als Öko-Assekuranzen dar. Doch auf lange Sicht, wenn viele Stromer die Straße bevölkern, dürfte allein die nackte Statistik die Prämien bestimmen. Hinzu kommt, dass bei Fuhrparkbetreibern nach wie vor die eigene Unfallstatistik den Ausschlag gibt. Ob die Flotte nun aus E-Fahrzeugen oder aus Verbrenner besteht: Die Prämie für Unternehmensfuhrparks bemisst sich in der Regel an der Zahl der Unfälle und Schäden der letzten drei Jahre.

Soweit Flottenfahrzeuge noch über eine Typklasse geführt werden, spiegelt diese die Schaden- und Unfallbilanzen des Automodells wider. In welche Typklasse der Versicherungsverband ein Auto einstuft, hängt von den Fahrzeugschäden und den Reparaturkosten der letzten drei Jahre ab. Wurden mit einem Fahrzeugtyp weniger Schäden gegenüber den Vorjahren gemeldet, rutscht das Modell in eine niedrigere Typklasse. Und umgekehrt.

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Die Statistiken der Kfz-Haftpflichtversicherung orientieren sich an den Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen. In die Berechnungen der Vollkaskoversicherung fließen die Versicherungsleistungen für Schäden am eigenen Auto nach selbst verschuldeten Unfällen und für Teilkaskoschäden ein (etwa Autodiebstähle, Glasschäden, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse). Für die Statistiken der Teilkaskoversicherung werden nur Teilkaskoschäden betrachtet. Fazit: Je niedriger die Einstufung in der Typklasse, desto günstiger wirkt sich dies auf den Versicherungsbeitrag aus. Das gilt auch für E-Fahrzeuge.

Trotzdem sind die Versicherer frei in ihrer Kalkulation. Sie können ihre Tarife individuell gestalten. Viele Gesellschaften kalkulieren E-Autos nach eigenen Kriterien. Bei der Allianz beispielsweise erhalten Kunden 10 Prozent Nachlass für Voll- und Plug-in-Hybride sowie 20 Prozent für reine Elektro- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Basis des Nachlasses ist aber auch bei der Allianz die Modelleinstufung nach Typklasse. »Der Staat fördert den Kauf eines Elektro- oder Hybridautos mit Steuerbefreiungen sowie einer Kaufprämie, die er mit den Autoherstellern teilt. Die Allianz fördert ihrerseits Elektromobilität und schafft einen zusätzlichen finanziellen Anreiz, auf ein Elektroauto umzusteigen«, erläutert Sprecherin Melanie Berggold. Zudem wären die Versicherungsleistungen der Elektroauto-Versicherung auf den neuen Antrieb abgestimmt mit höheren Deckungssummen. Folgeschäden am Akku nach Tierbiss oder Kurzschluss etwa deckt die Allianz bis 20.000 Euro ab.

Etwas anders begründet die HUK-Coburg den Preisvorteil von 20 Prozent für reine Elektro­autos. "Wir sind der Überzeugung, dass umweltbewusste Autofahrer auch sicherheitsbewusster unterwegs sind, und geben diesen Vorteil direkt an unsere Kunden weiter."

Versicherunsvergleich E-Autos 2021 Foto: Quelle: nafi-auto.de

Ein Vergleich über das Portal nafi-auto.de zeigt aber, dass solche Rabatte kaum eine Rolle spielen, denn zwischen den Versicherern herrscht starker Wettbewerb. Flottenkunden, die ihre Fahrzeuge noch auf Typklassenbasis versichern, sollten daher die Prämien genau vergleichen und den Anbieter wählen, der bei hochwertigem Versicherungsschutz besonders preiswert ist.

Übrigens: Die Behauptung, dass die Unfallschäden von E-Autos teurer sind, entkräftet das Allianz-Zentrum für Technik (AZT). Denn andere Schadenarten wie Überschwemmung, Hagel oder Diebstahl fehlen in der Schadenstatistik von E-Fahrzeugen noch. Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis diese voll in die Schadenstatistik eingehen. "Wir rechnen damit, dass sich das Schadengeschehen über die Zeit in den unterschiedlichen Antriebsformen einan­der annähern wird", so das AZT.