Ladetarife Autohersteller Viellader zahlen weniger

Wo kann ich laden, wie viel kostet das und wie wird der Strom abgerechnet? Damit beschäftigt sich jeder, der über die Anschaffung eines E-Autos nachdenkt. Damit sich ihre Kunden nicht im Dschungel der zig Ladetarife von Stromanbietern und Ladedienstleistern verlieren, haben viele Autohersteller eigene Tarife für ihre E-Autos und Plug-in-Hybride aufgelegt. Vergleicht man die Preise mit denen des Marktführers EnBW, so zeigt sich: Viele der Tarife sind konkurrenzfähig, doch nicht jeder passt für jeden.

Wer viel auf langen Strecken unterwegs ist, steuert häufig die Schnelllader an den Autobahnen an. Viele davon betreibt Ionity. Das Unternehmen wurde 2017 von Autoherstellern wie Ford , BMW , VW und Mercedes gegründet, um das Hochleistungsnetz entlang der Hauptverkehrsrouten in Europa schnell auszubauen. Mittlerweile sind auch Hyundai und Kia dem Verbund beigetreten. Bei Ionity zu laden, ist aber teuer: 79 Cent kostet die Kilowattstunde in der Regel. Doch alle an dem Unternehmen beteiligten Hersteller bieten den Käufern ihrer Autos vergünstigte Tarife. Meist entfällt für ein Jahr die Grundgebühr. Fahrer eines Porsche Taycan können sogar drei Jahre lang an den Hochleistungsstationen Strom für 33 Cent/kWh zapfen, ohne die 179 Euro Grundgebühr pro Jahr bezahlen zu müssen.

Käufer von E-Autos anderer, nicht an Ionity beteiligter Marken finden aber Alternativen. EnBW beispielsweise zieht sich mehr und mehr aus dem Geschäft mit Wechselstromladern in den Innenstädten zurück und betreibt das größte Netz an Hochleistungsladern in Deutschland. 860 Ladepunkte an 340 Standorten stehen bereits, vorwiegend entlang der Hauptverkehrsachsen, oft auf Raststätten. Preis pro Kilowattstunde für EnBW-Kunden: je nach Tarif zwischen 46 und 55 Cent, also deutlich weniger als bei Ionity.

Das Netz des holländischen Unternehmens Fastned wächst ebenfalls schnell. Noch konzentriert sich das Unternehmen auf die Niederlande und Belgien,doch auch in Großbritannien, in der Schweiz und in Deutschland baut es Säulen auf. Je nach Tarif kostet die Kilowattstunde 35 oder 59 Cent, und man kann mit Kreditkarte bezahlen.

Um die Tarife der Fahrzeughersteller zu vergleichen, hat firmenauto zwei Fahrprofile angelegt. Der Pendler und Wenigfahrer, der nur 15.000 Kilometer pro Jahr unterwegs ist, lädt seinen Geschäftswagen vorwiegend zu Hause oder am Arbeitsplatz und nur vereinzelt an öffentlichen AC- oder DC-Stationen. Der Vielfahrer spult dagegen 40.000 Kilometer pro Jahr ab und ist deshalb Stammgast an öffentlichen Ladesäulen. Für 70 Prozent seiner Ladestopps unterwegs steuert er Schnelllader an, die Hälfte davon bei Ionity.

Obwohl alle Marken dieses Vergleichs verbilligte Tarife bei Ionity anbieten, gibt es unterm Strich deutliche Preisunterschiede. Besonders günstig laden Fahrer des Skoda Enyaq, sofern sie 420 Euro in den stärkeren Bordlader investieren. Vielfahrer mit dem Skoda -Charge-Faster-Tarif kommen in unserer Musterrechnung auf nur 33 Cent/kWh, bezahlen also unterwegs kaum mehr als an der heimischen Wallbox.

Mit 49 Cent kommt Laden Fahrer des Porsche Taycan deutlich teurer. Dafür ist der Taycan schon fit für Plug-and-charge. Er kommuniziert automatisch mit vielen Ladesäulen, sodass der Fahrer den Ladevorgang nicht erst per App oder Ladekarte starten muss.

Undurchsichtig und schwer kalkulierbar sind die Tarife von VW und Mercedes , da sie keine einheitlichen Preise pro Kilowattstunde vorsehen. Sie geben die Preise der einzelnen Betreiber weiter, und die schwanken bundesweit enorm. Porsche wiederum kassiert grundsätzlich eine minutengenau abgerechnete Standgebühr, damit Ladeplätze nicht unnötig belegt werden. Bei Hyundai , Kia und BMW fällt die Blockiergebühr erst nach drei Stunden an, bei Audi nur, wenn der lokale Betreiber sie verlangt. BMW -Besitzer dagegen können ihren Stromer nachts zwischen 21 und 7 Uhr kostenlos stehen lassen, ein enormer Vorteil für Menschen ohne heimische Wallbox.

Grundsätzlich gilt: Je höher die Fahrleistung beziehungsweise je öfter man unterwegs lädt, desto schneller rechnen sich die Zusatzpakete der Hersteller. Dann spielt es auch keine Rolle, welchen Schnelllader man ansteuert. In der Regel kostet der Strom bei Ionity sogar weniger. Besonders günstig fahren auch Kunden der EnBW, sofern sie Ionity meiden und vorwiegend bei der EnBW laden.Kompliziert wird’s bei Fahrten ins Ausland, denn die wenigsten Hersteller legen europaweit einheitliche Tarife auf. Meist gelten die Preise der jeweiligen Energieanbieter plus eine Gebühr pro Ladevorgang (beispielsweise Hyundai , Kia ). Audi dagegen rechnet in manchen Ländern nach Zeit und nicht nach Strommenge ab. Für Besitzer eines Audi-Plug-in-Hybrids ist öffentliches Laden dann keine gute Idee, denn der Akku eines A3 oder Q2 braucht gut drei Stunden, bis er voll ist. In Österreich stehen dann 27 Euro, in Lettland gar 45 Euro auf der Rechnung. Damit kommt der A3 maximal 40 Kilometer weit.