Test: Peugeot 408 Plug-in-Hybrid 225 GT Des User-Choosers Freund

Foto: Tibo//The Good Click 9 Bilder

Plug-in-Hybride werden nicht mehr gefördert. Das macht den Antrieb aber nicht per se schlecht, wie ein Test des neuen Peugeot 408 beweist.

Geht’s um neue Geschäftswagen, liegen die Wünsche von Firma und Mitarbeiter häufig weit auseinander. Das budgetgetriebene Fuhrparkmanagement schlägt geräumige, sichere, möglichst vollelektrisch angetriebene und vor allem günstige Wagen vor. Die Belegschaft fährt am liebsten im schicken SUV oder Crossover bei den Kunden vor.

Im Falle eines Peugeot-Fuhrparks würde die Firmenleitung dann auf bewährtes Material setzen. Die Modelle 308 oder 508, gerne als Kombi, sind nicht umsonst die Bestseller im gewerblichen Geschäft der Franzosen. Der kantig-stylische und irgendwo zwischen SUV-Coupé, Kombi und Schräghecklimousine angesiedelte neue 408 dagegen zielt klar auf die User-Chooser in der Belegschaft. Mutig designt, sind dem 4,69 Meter langen Franzosen die neugierigen Blicke der Passanten gewiss.

Avantgardistische Optik

Zur avantgardistischen Schale passt der Innenraum. Der Blick über das kleine, markenüblich tief verbaute Lenkrad fällt auf ein futuristisches Digitalcockpit mit 3D-Anzeigen. Wem die vielen verschachtelten Infos zu viel sind, klickt sich einfach seine Wunschanzeige über eine Taste am Blinkerhebel zurecht. Klicken, Tippen und Wischen heißt auch das Motto für den Zentralbildschirm mit der frei konfigurierbaren Schalterleiste. Dort lassen sich häufig verwendete Funktionen hinterlegen, quasi als Ergänzung zu den sieben Chromtasten darunter, also beispielsweise Radio, Telefon oder die Belüftungsstärke der Klimaanlage. Ist das individuelle Menü erst einmal eingerichtet, lässt sich fast alles mit einem Klick bedienen. Trotzdem: Neulinge finden sich in der französischen Menülogik nicht unbedingt auf Anhieb zurecht.

Foto: Chris Noltekuhlmann
Cockpit mit 3D-Anzeigen

Hinter der flachen Frontscheibe wechseln sich sauber verlegte und weich unterschäumte Materialien mit silbernen Applikationen ab, dazwischen hübsche Ziernähte – keine Frage, das macht etwas her.

Auch die bequemen, vielfach verstellbaren Ergonomiesitze mit Massagefunktion nimmt der Langstreckenfahrer gerne zur Kenntnis. Genauso die ordentliche Aufteilung mit genügend Fächern und Ablagen. In den Türen lassen sich Wasserflaschen verstauen, Brillen und Schlüssel passen in die kleine Klappbox zwischen den Vordersitzen.

Vorne und hinten gibt es USB-Anschlüsse, das Handy lädt kabellos, was sowohl an der Ladeschale als auch im Display angezeigt wird. Apple Car Play und Android Auto funktionieren wie üblich kabellos, und die Verbindung lässt sich schnell und einfach herstellen. Keine Frage, in Sachen Konnektivität hat sich viel getan bei Peugeot. Im Vergleich zu älteren Peugeot-Modellen klappt sogar die Sprachsteuerung einigermaßen, zumindest, wenn man sich bei der Wortwahl an die Vorgaben hält und die etwas nervigen Wiederholungen des Systems ignoriert.

Verlässliche Assistenten

Dass Verkehrszeichen verlässlich angezeigt werden, ist ja in modernen Autos ganz und gar nicht selbstverständlich. Wie oft gehen sie auf der Autobahn abrupt in die Eisen, nur weil die Kamera von dem hinten auf einem Lkw aufgeklebten 80-km/h-Schild irritiert wird? Im 408 kann man sich auf die Assistenten verlassen. Sie arbeiten sanft im Hintergrund, o hne ständig am Lenkrad zu zerren.

Viel Platz hinten

Dank langem Radstand – 2,79 Meter sind gutes Mittelklasseniveau – sind auch die hinteren Passagiere ordentlich untergebracht. Zumindest, was die Beinfreiheit angeht. Wegen der steil stehenden Lehne sitzen sie jedoch etwas ungewohnt aufrecht. Große Menschen stoßen da schon an das coupéartig abgesenkte Dach. Platzprobleme könnte es auch im Kofferraum geben. Denn während die Benzinmodelle sehr ordentliche 536 Liter hinter der Rücklehne bunkern, passen in den von uns gefahrenen Plug-in-Hybriden nur 454 Liter. 17 Liter klaut der Subwoofer der super klingenden Soundanlage von Focal, der Rest geht aufs Konto der Batterie des Hybridsystems. Und dann fällt die Heckklappe auch noch sehr flach nach hinten ab. Kurz: Koffer und Taschen platzsparend zu verstauen erinnert an Tetrisspielen.

Peugeot 408 2023 Foto: Peugeot
Viel Beinfreiheit auf der Rückbank, aber niedriges Dach

Der Plug-in-Antrieb unseres Testwagens kombiniert einen 150 PS starken 1,6-Liter-Turbo mit einem 110-PS-Elektromotor zu einem 180 PS starken Gesamtsystem mit 360 Nm Drehmoment. Alternativ gibt es noch eine 225 PS starke Variante. Der Strom wird in einem 12,4 kWh großen Akku gebunkert, von denen knapp 10 kWh nutzbar sind. Die sollten den Peugeot rein elektrisch laut Werksangabe 55 Kilometer weit bringen. In der Praxis waren aber selbst bei optimalen Temperaturen um 25 Grad höchstens 45 Kilometer machbar. Aber wenigstens lädt der 408 mit 7,2 kW einigermaßen flott, zumindest, wenn man 420 Euro (alle Preise netto) in den stärkeren Bordcharger investiert.

Starker Antrieb

Hat der teure Plug-in-Antrieb also keine Berechtigung? Klare Aussage: Doch! Anfänglich gabe s den 408 PIH nur mit dem stärkenen Motor und nur in der teureren GT-Version. Kostenpunkt: 42.775 Euro. Der hier getestete 180-PS-Hybride startet schon bei 37.605 Euro. Als sportlicher GT kostet er knapp 41.100 Euro. Auch das ist nicht ganz billig, aber damit erkauft man sich einen ungewöhnlich hohen Fahrkomfort, zumindest was die Geräuschkulisse angeht. Selbst bei Volllast ist vom Motor kaum etwas zu hören. Mit vollem Akku und entsprechender E-Unterstützung hat auch der Einstiges-Hybride richtig Dampf und fühlt sich bei Autobahntempo 130 bis 160 km/h pudelwohl. Doch selbst bei „leergefahrener“ Batterie bleibt ein genügend großer Puffer, damit der E-Motor beim Tritt aufs Gas kurzfristig ordentliche Extra-Power liefert.

Peugeot 408 2023, Plug in Hybrid, Wallbox Foto: Peugeot
In gut 2 Sunden ist der 408 aufgeladen

Die Wandlerautomatik schaltet sich unmerklich durch ihre acht Gänge und legt beim entspannten Cruisen schon früh die höchste Fahrstufe ein. Auf dem Antriebsdiagramm im Cockpit lässt sich erkennen, wie schnell das Hybridsystem beim Bremsen oder Ausrollen Strom rekuperiert, den der E-Motor beim Anfahren oder Überholen verwendet. Immer wieder schaltet der Antrieb unmerklich zwischen E-Motor und Verbrenner hin und her oder nutzt beide Motoren. So hält sich der Verbrauch in Grenzen: Mit leerer Batterie begnügte sich der Franzose selbst bei flotter Fahrt mit knapp 7,5 Litern.

Und der Federungskomfort? Ordentlich. Allerdings sollte man sich die sehr flachen 20-Zöller (504 Euro, Standard ist beim GT 19 Zoll, sonst 17 Zoll) verkneifen. Sie verstärken den straffen Charakter des Autos und Schlaglöcher werden recht herb in den Innenraum übertragen. Haben die Straßenbauer jedoch ihre Sache gut gemacht, fühlt sich der Peugeot wohl, cruist gelassen und entspannend dahin.

Der 408 mit Plug-in-Antrieb ist keine billige Nummer. Zumal die Kaufförderung für Plug-in-Hybride gestrichen wurde. Wenigstens bleibt die um 50 Prozent verringerte Dienstwagensteuer. In Zeiten des Fachkräftemangels könnte der 408 als Teilzeitstromer zumindest den User-Chooser glücklich machen und ans Unternehmen binden. Das sollte dem Chef die Extra-Euro wert sein.