Sie glauben, das T-Modell der E-Klasse ist nur ein eleganter, komfortabler und sicherer Business-Kombi? Von wegen. Seit April 2017 gibt es mit dem All-Terrain eine rustikal verplankte Version des Straßenkreuzers, die auch gerne mal einen Feldweg unter die Räder nimmt. FIRMENAUTO schaute sich den E 220 d All-Terrain 4matic genauer an.
Zielgruppe
Es soll noch immer das eine oder andere Unternehmen geben, das SUV als Geschäftswagen ausschließt. Wenn also Mercedes GLC oder GLE nicht passen, könnte der All-Terrain einspringen. Er kombiniert Geländetauglichkeit mit den bekannten Qualitäten des extrem geräumigen Kombi (1.820 Liter Ladevolumen) und trägt auf dem Firmenparkplatz nicht ganz so dick auf.
Optik
Sehr dezent mit Kunststoff-Planken über den verbreiterten Radkästen sowie an den Schürzen vorne und hinten, dazu ein angedeuteter Unterfahrschutz und ein etwas bulligerer Kühlergrill. Der All-Terrain steht stramm auf 19 Zoll großen Alurädern, ohne aufdringlich zu wirken. Die großen Räder sehen nicht nur besser aus, sie lupfen die Karosserie fast 1,5 Zentimeter in die Höhe. Weitere 15 Millimeter Bodenfreiheit bringt die Luftfederung. Obwohl der AT also drei Zentimeter mehr Luft unter dem Bodenblech hat als der normale Kombi, wirkt er nicht wie hochgebockt. Die Länge macht’s, das T-Modell streckt sich auf fast fünf Meter. Wer’s zurückhaltend mag, wählt eine gedeckte Farbe. In Rot kommt der Kombi deutlich rustikaler daher.
Technik
Serienmäßig fährt dieser Mercedes mit Luftfederung (Air Body Control), dynamischen Dämpfern und fünf Fahrprogrammen vor. Vier davon kennt man von der normalen E-Klasse, die fünfte nennt sich All-Terrain und hebt das Fahrwerk auf Knopfdruck um zwei Zentimeter an. Praktisch: Man muss nicht erst durchs Menüs klicken, wenn man eben mal einen hohen Bordstein erklimmen will. Stattdessen sitzt der All-Terrain-Schalter direkt neben dem Controller. Das Ganze kombiniert Mercedes mit dem Allradantrieb 4matic. Er verteilt die Antriebskräfte blitzschnell dahin, wo sie gebraucht werden, was speziell bei Schnee, Eis oder Regen von Vorteil ist. So fährt der Wagen in jeder Situation wie auf Schienen.
Antrieb
Diesel und SUV passen trotz der aktuellen Querelen um Selbstzünder immer noch am besten zueinander. Souveräne 400 Nm packt der 194 PS starke 220 d fast aus dem Stand auf die Kurbelwelle. Da kann sich die serienmäßige Neungang-Automatik blitzschnell durch die Gänge hocharbeiten, ohne dass sich der Motor mit hohen Drehzahlen abmühen müsste. Schade nur, dass die Laufkultur nicht ganz auf dem Niveau des restlichen Autos liegt. Bei höheren Drehzahlen klingt der Motor etwas angestrengt, aber damit kann man gut leben. Wer mehr Power braucht, greift zum 350 d mit 254 PS starkem V6-Diesel. Der kostet dann netto aber auch gut 6.000 Euro mehr.
Preis
Der AT kostet 48.825 Euro und damit exakt 4.100 Euro mehr als der 220 d 4matic. Würde man das normale T-Modell ebenfalls mit Luftfederung (1.500 Euro) und 19-Zoll-Rädern (1.900 Euro) bestellen, relativiert sich der Aufpreis. Zumal der All-Terrain serienmäßig in der schickeren Avantgarde-Ausstattung vorfährt, die fürs T-Modell weitere 1.650 Euro kostet.
Ausstattung
Der All-Terrain mag zwar für derbere Einsätze taugen als die normale E-Klasse. Im Innenraum geht’s aber genauso fein zu. Vom elektrisch einstellbaren Klimasitzen mit Massagefunktion übers Multimediakino im Cockpit bis zu edlen offenporigen Holzeinlagen ist alles möglich. Wer sein Budget großzügig ausschöpft, kommt schnell auf 70.000 Euro und mehr.
Assistenzsysteme
Natürlich lässt sich der AT mit derselben Armada an elektronischen Fahrhelfern ausrüsten. Am einfachsten ist es, gleich das Fahrassistenz-Paket Plus zu bestellen. Für 2.400 Euro fasst es alle wichtigen Helfer zusammen, die das Auto rundum schützen. Die Systeme arbeiten unauffällig, ohne im Alltag zu nerven. Wir haben beispielsweise Abstandstempomat und Spurhalteassistent auf schmalen Alleen in Mecklenburg-Vorpommern zu schätzen gelernt. Der Tempomat regelt die Distanz, ohne zu große Lücken zu lassen. Außerdem hält er sich automatisch ans Tempolimit, während der Spurassi den Fahrer unterstützt feinfühlig beim Lenken unterstützt. So verhindert er, dass der Wagen zu weit nach links Richtung Gegenverkehr abdriftet. Die E-Klasse liefert das beste Beispiel dafür, wie die Technik dem Fahrer hilft, ohne ihn zu bevormunden. Da piepst und bimmelt nichts, stattdessen setzen die Systeme erst ein, wenn’s nötig ist. Überfährt der Wagen beispielsweise eine durchgezogene Linie, bremst ihn die Technik druckvoll ab und zieht ihn wieder in die Spur.
Fahren
Auf langen Strecken ist man mit dem All-Terrain noch entspannter unterwegs als mit dem normalen Kombi. Die Luftfederung bügelt souverän alle Fahrbahnunebenheiten glatt. Erstaunlich sind die Kletterfähigkeiten dieses Autos. In Deutschland dürfte es kaum eine öffentlich zugängliche Straße geben, vor der diese E-Klasse passen müsste. Vorteil von Offroad-Kombis: Sie verbrauchen weniger als ein SUV. Der E 220 d AT genehmigte sich auf der zurückhaltend gefahrenen FIRMENAUTO-Verbrauchsrunde im Schnitt nur 7,4 Liter, was für einen gut zwei Tonnen schweren Allradkombi nicht allzu viel ist. Aber selbst wenn man dem Auto die Sporen gibt, steigt der Verbrauch selten über acht Liter.