Genügen 109 PS, um dem kleinen SUV Beine zu machen? Und wie realistisch ist der Normverbrauch von 4,0 Litern?
Mit SUV als Dienstwagen tun sich manche Unternehmen immer noch schwer. Zu schwer, zu groß, zu hoher Verbrauch. Mercedes kontert mit dem GLA und pflanzt dem schicken, hochbeinigen A-Klasse-Ableger nun einen kleinen Einstiegsdiesel ein. Der nur 1,5 Liter große Vierzylinder stammt von Renault. Er kommt ausschließlich mit Frontantrieb und soll mit 4,0 Liter/100 km auch hartnäckige Verbrauchsskeptiker überzeugen.
Doch sind 109 PS adäquat für einen SUV? Gegenfrage: Braucht ein GLA unbedingt Allrad? Oder geht es nur darum, die Vorzüge wie die bessere Übersichtlichkeit, das bequemere Ein- und Aussteigen oder das gegenüber der A-Klasse viel bessere Raumangebot zu nutzen? Wenn Sie diese Punkte abnicken, dann passt der Einstiegsdiesel.
Eile mit Weile
260 Nm Drehmoment reichen zwar nicht, um Furchen in den Asphalt zu graben. Gemächliche zwölf Sekunden dauert der Sprint von Null auf 100 Sachen, zwei Sekunden mehr, als beim 136 PS starken 200 CDI. Wen stört’s? Um unaufgeregt im Verkehr mitzuschwimmen braucht man nicht mehr Leistung. Der gut gedämmte Motor läuft angenehm vibrationsfrei und der leer immerhin 1,5 Tonnen schwere Wagen kommt ohne Turboloch aus den Puschen.
Hält man sich allerdings an die extrem früh aufpoppenden Schaltempfehlungen, hat man viel zu tun. Zack, zack, zack, der Hebel flutscht nur so durchs gut abgestufte und leicht schaltbare Getriebe. Dass der Wagen einen sechsten Gang hat, gerät jedoch schnell in Vergessenheit. Der ist so lang übersetzt, dass er den Motor im Stadtverkehr nur zum Stottern bringt. Und auf der Landstraße im Spargang einen Lastwagen überholen? No way. Da kann man das Pedal durchs Bodenblech drücken, ohne dass sich etwas tut. Zurückschalten heißt die Devise.
Mäßiger Durst
Wie hoch fällt aber die Tankrechnung aus? Je nachdem. Auf unserer 200 Kilometer langen FIRMENAUTO-Verbrauchsrunde mit hohem Landstraßenanteil genehmigt sich der GLA 180 CDI nur 5,2 Liter. Im Stadtverkehr mit viel Start und Stopp steigt der Verbrauch auf knapp 6,0 Liter – beides verträgliche Werte, die im Alltag höchstens von Vollgasfahrten übertroffen werden. Mit etwas Anlauf sind die 109 PS für Tempo 170 und mehr gut. Da sich der GLA flacher duckt als viele SUV, werden es auch dann selten mehr als sieben Liter. Das Spritsparkonzept geht mit dem 180 CDI beim GLA auf.
Wer also spitz kalkuliert und sich die 1.425 Euro netto für den etwas spritzigeren GLA 200 CDI mit 136 spart, macht nichts falsch. Das Geld könnte man beispielsweise in das vorbildlich helle „Intelligent Light System“ investieren, dessen Xenon-Scheinwerfer die Straße in jeder Situation optimal ausleuchten. Oder in die vielen Fahrhelfer, die ja üblicherweise bei Mercedes extra kosten.
Hoher Einstiegspreis
GLA-fahren ist schließlich kein billiger Spaß. 25.825 Euro kostet der 180 CDI (ohne Mehrwertsteuer), also fast 3.000 Euro mehr als die A-Klasse. Dafür gibt’s aber eine Optik, die selbst ein Jahr nach Markteinführung für anerkennende Blicke auf dem Firmen- parkplatz sorgt. Außerdem ist das Platzangebot um einiges besser als in der A-Klasse, obwohl auch der GLA im Vergleich zu seinen Konkurrenten BMW X1 oder Audi Q3 relativ eng geschnitten ist. Für wenig Freude sorgt das zu harte Fahrwerk, das vielleicht zu einer sportlichen Motorisierung, nicht aber zum Brot-und-Butter-Diesel passt. Die Karosserie und der Innenraum nehmen die straffe Abstimmung jedenfalls übel: Auf schlechten Straßen kistert die Mittelkonsole unseres Testwagens hörbar.