Führerschein Elektronische Kontrolle setzt sich durch

Foto: Wollnikom

Große Marktübersicht: 24 Anbieter und ihre Systeme auf einen Blick. Wir sagen Ihnen wie diese funktionieren und was sie kosten.

Halterhaftung. Ein Wort, das bei den meisten Fuhrparkleitern für einen erhöhten Adrenalinausstoß sorgt. Neben UVV-Prüfung, Ladungssicherung oder Sicherheitsausstattung zählt die Führerscheinprüfung zu den wichtigsten Pflichten im Fuhrpark. Dabei gibt der Gesetzgeber nicht einmal konkret vor, wie und wie oft der Fuhrparkleiter die Führerscheine kontrollieren muss. Was aber passiert, wenn er es gar nicht tut, ist klar definiert: Wer als Halter zulässt, dass ein Fahrzeug ohne die erforderliche Fahrerlaubnis gefahren wird, muss laut Paragraf 21 des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr rechnen.

"Doch weder Gesetzgeber noch die Rechtsprechung haben eindeutig festgelegt, wann und aus welchem Grund eine Kontrolle durchzuführen ist. Auch wird in der Diskussion zwischen Motivationsfahrzeugen und Poolfahrzeugen unterschieden. Sofern bei der Übergabe der Fahrer als Dauernutzer feststeht, soll es genügen, die Prüfung zweimal im Jahr durchzuführen. Bei ständig wechselnden Fahrern soll jeweils vor Fahrtantritt geprüft werden", sagt Rudolf Holling. Je nach Unternehmensstruktur artet das schnell in richtig viel Arbeit aus. Abhilfe versprechen Anbieter elektronischer Führerscheinprüfungen.

Führerschein des Fahrers erhält spezielles Siegel

Dazu wird auf den Führerschein des Fahrers ein spezielles Siegel aufgebracht. Dahinter verbergen sich kleine Datenspeicher etwa in Form eines RFID-Chips, QR-Codes, Hologramms oder Barcodes. Diese beherbergen eine Identifikationsnummer oder einen Code, die dem Führerschein eindeutig zugeordnet werden kann. Die Daten des dazugehörigen Führerscheins werden zuvor in der Datenbank des Anbieters oder des Unternehmens hinterlegt. Das elektronische Siegel kann wieder rückstandsfrei vom Führerschein entfernt werden.

Steht die Führerscheinprüfung an, hält der Fahrer sein Dokument zum Auslesen an das entsprechende Terminal. Diese stehen bei internen Lösungen in der Firma zur Verfügung, bei externen Lösungen ist die Kontrolle an öffentlichen Stationen möglich. Dazu arbeiten die Anbieter beispielsweise mit Mineralölgesellschaften, Autohändlern oder Sachverständigen-organisationen zusammen. Hat der Dienstwagenfahrer seinen Führerschein vor das Lesegerät gehalten, wandert der Identifikationscode des Prüfsiegels verschlüsselt zum Server des Anbieters oder des Unternehmens. Dort werden Code und Fahrerdaten abgeglichen.

Smartphone-Lösungen im Kommen

In der Regel legen Flottenbetreiber die Prüfintervalle individuell fest. Die Systeme erinnern Fahrer und Flottenchef per E-Mail und SMS an die Kontrolltermine. Verstreicht ein Termin ohne Führerscheinkontrolle, schlägt die Software Alarm. Zudem lassen sich die Siegel auch als Zutrittskarte bei Carsharing oder Fahrzeugpools nutzen. Einige Dienstleister koppeln ihr Angebot mit der gesetzlich vorgeschriebenen UVV-Prüfung, mit Fahrtenbuchfunktionen, Schlüsselverwaltung oder, je nach Telematikausstattung, mit einer Wegfahrsperre. Hoch im Kurs ist auch die Erfassung von ADR- und Fahrerkarten oder Personenbeförderungsscheinen.

Ohne Chip kommen FK-Scan oder Drivers Check aus

Ganz ohne Chip oder Barcode kommen die Systeme FK-Scan oder Drivers Check aus. Das funktioniert allerdings nur beim EU-Kartenführerschein. "Hierzu werden die Sicherheitsmerkmale des Dokumentes wie Hologramme, UV- und Infrarotsymbole gescannt", erklärt Claudia Hiepler von Hiepler + Partner. Im Rahmen dieses Verfahrens kontrollieren die Fahrer ihren Führerschein selbst, das heißt auch unbeaufsichtigt. Im Fokus sind dabei die vielfältigen Befristungen auf der Rückseite des Führerscheins. Der Fuhrparkmanager erhält rechtzeitig vor Ablauf der Führerscheinklassen eine Benachrichtigung, so bleibt den Fahrern genügend Zeit, entsprechende Module zu absolvieren und die Gültigkeit zu verlängern.

Fahrer kontrolliert eigenen Führerschein

Selbst die Speicherung und Auswertung von personenbezogenen Daten des Führerscheins soll nicht notwendig sein. Die Ergebnisse der Führerscheinkontrolle werden laut Anbieter revisionssicher protokolliert. Allerdings gehen hier die Meinungen auseinander. "Eigenkontrollen mittels Smartphone sind aktuell noch ein Trugschluss und nicht sicher möglich", sagt Jörg Schnermann, LapID-Geschäftsführer. Dabei setzt auch LapID auf modernste Technik. Seine Kunden sollen künftig per spezieller Manager App von einem authorisierten Mitarbeiter ihre Führerscheinkontrollen durchführen lassen. Dazu wird der Führerschein per Scan- und Fotoanalyse erfasst und ausgewertet. Bleibt abzuwarten, welche Systeme sich langfristig auf dem Markt durchsetzen.

Hintergrund Halterhaftung

Die Halterhaftung bleibt auch bestehen, wenn Fuhrparkleiter die Kontrolle der Führerscheine an einen externen Dienstleister delegieren. Der Flottenchef ist verpflichtet, stichprobenartig zu überprüfen, ob sein Dienstleister die Kontrollen ordnungsgemäß und revisionssicher durchführt. Dabei sind die Fahrer verpflichtet, ihre Fahrerlaubnis vorzulegen. Es empfiehlt sich, einen detaillierten Vertrag abzuschließen, der Folgendes enthalten sollte: 

• Ausführliche Leistungsbeschreibung 
• Datenschutzbestimmungen 
• Dokumentationspflichten