Nicht teurer als ein Diesel und sparsamer als der Benziner: Obwohl der Mondeo Hybrid technisch gut funktioniert, verkauft er sich kaum. Woran liegt’s?
Fords Antwort auf den Dieselskandal heißt Mondeo Hybrid. Doch irgendwie scheint die Marke nicht wirklich dahinter zu stehen, denn diese besonders saubere Version des Mittelklassemodells gibt’s nur als Stufenheck-Limousine. Und die ist bekanntermaßen hierzulande wenig gefragt.
Wahrscheinlich sieht man den Hybriden deshalb praktisch nie auf der Straße. Denn am Auto selbst kann’s nicht liegen: Der Mondeo gilt als grundsolides Auto, komfortabel mit viel Platz und nicht allzu teuer.
Fast alles drin: Es gibt nur eine Ausstattungsversion
Ob das alles auch für den Hybriden gilt? Also nichts wie runter in die Tiefgarage, wo der schneeweiße Testwagen parkt. Der Schlüssel bleibt in der Hosentasche, Keyless-Go ist Serie. Den Hybriden gibt’s nur in der umfangreichen Titanium-Ausstattung mit Sportsitzen, Parkassistent, Navi und vielem mehr. 30.715 Euro kostet die 187 PS starke Kombination aus Zweiliter-Benziner und Elektromotor, nur gut 700 Euro mehr als der 203 PS starke Benziner und fast exakt so viel wie der 150 PS starke Automatik-Diesel.
Unsere Tasche werfen wir in den Kofferraum. Aber hoppla, was soll die hohe Stufe im Boden? Ein Blick in die Beschreibung hilft. Dort sitzt die Lithium-Ionen-Batterie, sodass fürs Gepäck gerade mal 383 Liter Volumen übrig bleiben.
Innen sieht der Wagen dagegen aus wie alle Mondeo. Die wenigen Schalter im aufgeräumten Cockpit sind logisch angeordnet, da finden wir uns sofort zurecht. Ein Druck auf den Startknopf weckt das System. Leuchtdioden lassen die Instrumente in hellem Blau erstrahlen und ein kleines Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser zeigt an, dass die 1,8 kWh große Batterie fast voll ist.
Anzeigen helfen, möglichst lange elektrisch zu fahren
Schon surren wir elektrisch angetrieben die drei Etagen aus der Tiefgarage nach oben, bleiben auch auf der Straße im Elektromodus. Theoretisch soll der Elektromotor den Mondeo bis auf 135 km/h bringen, aber dann dürfte der Akku ruckzuck leer sein. Wir lassen uns elektrisch durch die Stadt treiben. Dabei hilft die Anzeige mit zwei beweglichen Markierungen für den Batteriestand und für die Leistung, die man dem Motor abverlangt. Erst wenn sie sich überschneiden, schaltet sich der Verbrenner sanft dazu. Meist geschieht dies beim Anfahren oder Überholen, oder wenn man instinktiv das Gaspedal zu stark durchdrückt.
Dann heult der Zweiliter kurz auf und sein stufenloses Automatikgetriebe hält die hohe Drehzahl, bevor der Benziner den Mondeo einigermaßen kraftvoll anschiebt. Im Schubbetrieb oder beim Bremsen produziert das System genügend Strom, um die Batterie schnell wieder zu laden. Gleichzeitig zeigen die Instrumente, wie viele Kilometer man elektrisch gefahren ist. Einen Schalter, um den Verbrenner ganz abzuschalten und sich beispielsweise nachts nach Hause zu schleichen, gibt es jedoch nicht.
Wer das Gaspedal streichelt, kann den Elektroanteil locker auf 50 Prozent hochtreiben und den Spritverbrauch auf etwas über vier Liter senken. Im Stadtverkehr mit vielen Rekuperationsphasen klappt das leichter als auf der Langstrecke. Aber auch auf unserer 200 Kilometer langen Verbrauchsstrecke genehmigt sich der Wagen nur knapp über fünf Liter Super. Damit gehört der Mondeo Hybrid zu den sparsamsten Benzinern seiner Klasse, die firmenauto bisher auf die Verbrauchsrunde schickte. Auch der Durchschnittsverbrauch von 6,5 Litern über 1.500 teils flott gefahrene Testkilometer geht für ein Auto dieser Größe sehr in Ordnung.
Der Mondeo Hybrid gehört zu den Autos, die unseren Ehrgeiz anspornen. Auf jeder Fahrt kämpfen wir mit uns selbst. Schaffen wir heute noch einen elektrischen Kilometer mehr als gestern? Doch wie bei allen Hybriden funktioniert das nur, wenn sich der Fahrer auf die Technik einlässt. Wer seinem Mitarbeiter ein solches Auto aber gegen seinen Willen als Firmenwagen unterjubelt, macht alles falsch. Wir sind sicher: Würde Ford die Technik auch im Kombi verbauen, wäre sie auch ein Erfolg im Flottengeschäft.