Dekra Schadenmanagement Schnellere Abwicklung mit KI

Foto: Dekra

Autos sind mobile Datenquellen. Das können sich Fuhrparkmanager zunutze machen, vor allem beim Schadenmanagement ihrer Flottenfahrzeuge. Wie das funktioniert und welche Vorteile die Digitalisierung bieten, erfahren Sie am Beispiel des Dekra Digital Service.

Die Schadenhöhe in Pkw-Flotten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dies ist unter anderem auf zahlreiche Assistenzsysteme, aber auch auf die steigende Anzahl von Fahrzeugen und Fahrleistungen zurückzuführen. Dadurch werden die Schadenquoten der Flotten und damit auch die Versicherungsprämien beeinflusst. Zwar haben Flotten kaum Einfluss auf Ersatzteil- und Werkstattkosten, aber wenn es darum geht, den Schadenregulierungsprozess zu optimieren, können Flottenbetreiber durch den Einsatz digitaler Services Aufwand, Zeit und Kosten sparen.

Herausforderung Schadenmanagement

Die Herausforderungen im Schadenmanagement sind sehr vielfältig, auch durch die zahlreichen Protagonisten wie Rechtsanwälte, Werkstätten, Versicherungen und Gutachterorganisationen. „Damit die Schadenabwicklung einigermaßen rund läuft, muss als erstes der Schaden ordentlich aufgenommen werden“, erklärt Rainer Schwer, Key-Account Manager bei Dekra. „Dieser Prozess ist in der Regel aufwändig in der Umsetzung und kompliziert.“

Digitale Lösung zur Schadenaufnahme

Um die Schadenaufnahme zu vereinfachen hat Dekra eine digitale Lösung etabliert, die es Fuhrparkleitern erlaubt über alle Kanäle wie Telefon, Mail oder Apps die Fahrzeugschäden aufzunehmen. „Probleme machen häufig eine schlechte Bildqualität oder fehlende Bilder, sodass Schäden nicht vollständig erkannt werden können, was wiederum zu weiteren Nachfragen führt“, erklärt Natalja Schramm, R&D Manager bei Dekra.

Foto: Nicole Holzer
Natalja Schramm, R&D Manager bei Dekra und Rainer Schwer, Key-Account Manager bei Dekra.

Geführter Upload-Prozess für Bilder

Das will Dekra Digital Service unter anderem mit einem geführten Bilder-Upload-Prozess verbessern. Dieser führt den Fahrer durch alle Schritte, sodass sichergestellt ist, dass alle notwendigen Fotos in entsprechender Qualität gemacht wurden. So erkennt die KI beispielsweise, ob der Fahrer auch die richtige, also die beschädigte Stelle, fotografiert hat. Ist das nicht der Fall, weist ihn das System darauf hin. „Das Leistungsspektrum umfasst die Schadenerfassung über ein Online-Portal, eine KI-gestützte Ersteinschätzung mit Handlungsempfehlungen und Reparaturkostenprognose in Echtzeit“, erklärt Schramm.

Handlungsempfehlung für Fuhrparkleiter

Im Mittelpunkt steht eine Regulierungsempfehlung, die laut Dekra einen Reparaturkostenkorridor, einen Totalschadenindikator und eine Handlungsempfehlung liefert. Das System bietet einen hybriden Ansatz, der einen Schaden auch bei fehlenden Telematikdaten oder ergänzend auf Basis eines dynamischen Fragebogens sowie einer optionalen Bilderkennung bewerten kann. Darauf aufbauend können verschiedene Services angeboten werden - beispielsweise ein Tele-Service bei einfachen Schäden, ein Schadengutachten auf Basis einer Vor-Ort-Besichtigung bei komplexeren Schäden oder Totalschäden.

Vorab-Check bei Leasingrückgabe

Diese Integration soll auch bei komplexen Fällen einen optimalen und schnellen Ablauf in allen Phasen der Schadenbearbeitung gewährleisten. Darüber hinaus bietet Dekra auch an, vor der Fahrzeugrückgabe bei Leasingende ein Self-Service Vorab-Check anfertigen zu lassen. So können Reparatur- und Instandsetzungsmaßnahmen bereits im Vorfeld geplant werden.

Telematikdaten bei Schadenabwicklung nutzen

Bei der digitalen Schadenbearbeitung des Dekra Digital Service geht es unter anderem um die frühzeitige Einbindung von Telematik-Daten in den Schadenprozess. Dazu gehören die Erfassung und Auswertung von Telematik-Daten mit Hilfe von Fahrzeugsensoren oder externen Telematikboxen sowie die intelligente Auswertung durch Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data Analytics. Schließlich gebe es eine große Zahl nicht gemeldeter Schadenfälle, auf deren Kosten die Unternehmen am Ende sitzen bleiben, so Schramm. Das könne der Einsatz von Telematik-Daten komplett lösen. Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten, wenn die Sensoren einen Aufprall oder eine Kollision erkennen, werden die Daten an den Dekra-Server gesendet und dort mit einem eigenen Algorithmus ausgewertet und interpretiert. Daraufhin erstellt das Dekra-System automatisch eine Schadenmeldung.

Daten werden gesammelt und ausgewertet

Alle eingegangenen Daten werden in der sogenannten „I-Box“ gesammelt und angereichert mit weiteren Partner-Daten wie zum Beispiel der FIN-Abfrage, um die genauen Kosten zu ermitteln. Der komplette Datensatz wird an das Herzstück des Systems, den digitalen Reparatur-Experten, weitergeleitet. Dieser erstellt in Echtzeit eine Reparatur- und Kostenprognose und auch eine Totalschadenrisiko-Prognose sowie die entsprechenden Handlungsempfehlungen für Fuhrparkverantwortliche. Etwa ob der Schaden der Versicherung gemeldet wird, welche Werkstatt die Reparatur übernimmt oder ob es eventuell sinnvoll ist, das beschädigte Fahrzeug auszusteuern, weil das Leasingende kurz bevorsteht.

Ergebnisse in Echtzeit

Der digitale Service unterstützt den Fuhrparkmanager während des gesamten Schadensabwicklungsprozesses in Echtzeit. „Der Fahrer beantwortet online oder am Telefon einen praxisorientierten Fragebogen. Das Ergebnis ist eine detaillierte und standardisierte Schadenaufnahme. Und wenn bereits Telematikdaten vorliegen, kann unsere KI-Lösung diese Parameter nutzen, um eine automatisierte, proaktive Schadenaufnahme durchzuführen und die erste Einschätzung der Schadenhöhe zu präzisieren“, erklärt Schramm.

Umfangreiche Dekra-Datensammlung

Fuhrparkleiter erhalten unabhängig von der Art der Schadenaufnahme eine Ersteinschätzung der Schadenhöhe sowie eine Handlungsempfehlung für die bestmögliche Schadenabwicklung. „Die Ersteinschätzung basiert auf der Kombination von KI und Big Data. Hier haben wir durch die im System hinterlegten umfangreichen Daten aus bereits regulierten Schäden der letzten Jahre einen klaren Vorteil“, betont Schramm. Insgesamt besteht der Dekra Digital Service aus fünf Bausteinen:

1. Schadenaufnahme

Im ersten Modul ermöglicht die neue Softwarelösung eine einheitliche, strukturierte und standardisierte Schadenaufnahme. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Schadenaufnahme mit einem praxisorientierten Fragebogen oder unter Nutzung von Telematikdaten erfolgt. Darüber hinaus wird die Schadenerfassung durch einen geführten Bild-Upload-Prozess ergänzt. Die Software kann auf verschiedene Ebenen angepasst werden, von Call-Center-Lösungen bis hin zu Self-Service-Portalen für Endkunden.

2. Regulierungsempfehlung

Die Kombination von KI und Big Data ermöglicht eine qualifizierte Klassifizierung der Schadenhöhen auf Basis einer einheitlichen, strukturierten und standardisierten Schadenaufnahme. Der Leistungsumfang der Regulierungsempfehlung umfasst die Ermittlung von:

  • Reparaturkostenkorridor
  • Wiederbeschaffungswert
  • Restwertprognose
  • Totalschadenindikator
  • Handlungsempfehlungen zur bestmöglichen Schadenabwicklung

3. Teleprognose

Ein Sachverständiger bewertet den Schaden anhand der Ergebnisse der ersten beiden Module und des vorhandenen Bildmaterials. Der Leistungsumfang beinhaltet eine Aussage über die zu erwartenden schadensbedingten Gesamtreparaturkosten für Arbeitslohn, Lackierung, Ersatzteile und Nebenkosten. Zusätzlich kann eine Aussage über eine mögliche Wertminderung getroffen werden.

4. Teleexpertise

Modul 4 ist eine Ergänzung zu Modul 3. Dekra erstellt eine detaillierte Reparaturkostenkalkulation auf Grundlage der bisher ermittelten Daten. Diese kann laut Dekra als Grundlage für eine fiktive Abrechnung genutzt werden.

5. Schadengutachten

Bei einer Fahrzeugbesichtigung vor Ort werden alle Schäden von unserem Sachverständigen aufgenommen und bildlich dokumentiert. Als Ergebnis erhält der Fuhrparkbetreiber ein umfangreiches Schadengutachten mit detaillierten Inhalten zu allen schadens- und regulierungsrelevanten Positionen.

Mehr dazu unter: https://www.dekra.de/de/digitales-schadenmanagement/