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DS Die Pläne des Citroen-Ablegers

Foto: DS

DS ist die neue Marke im PSA-Konzern. Wir sagen, was die Franzosen damit planen

Was unterscheidet ein Luxusauto von einem Cocktail-Shaker? Im Prinzip nichts: In einer profanen Blechhülle finden sich exotische und teure Ingredienzien mit einer ausreichenden Menge Sprit zusammen, das Ganze wird stilvoll in Schwung gebracht - und beim Empfänger stellt sich schon nach kurzzeitigem Genuss das ersehnte Lebensgefühl ein. So gesehen ist es fast naheliegend, dass die Schöpfer des neuen Kundenmagazins von  Citroëns Premium-Ableger DS sich den Kult-Barmixer Charles Schumann zum Titelhelden erkoren haben.

Überraschender ist es da schon eher, dass sogar der weltweite Chef der Marke Yves Bonnefont ausschließlich zum Anlass dieser Premiere nach München reist. Aber das Magazin mit dem Mixer-Titel ist eben mehr als nur bedrucktes Hochglanz-Papier: "Das ist ein Symbol für die Markeninszenierung, die wir jetzt brauchen", sagt Bonnefont.

Der Franzose weiß, dass neue Modelle wie DS4 oder DS4 Crossback allein nicht ausreichen, um gegen die Premium-Platzhirsche Audi, Mercedes und BMW hierzulande auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Die beiden Neuerscheinungen, die Anfang November erstmals beim Händler stehen, werden deshalb von einer Menge Show begleitet.

Show, das heißt nicht nur schicke Zeitschrift für die ersehnten Kunden - mehrere 10.000 Besitzer der ursprünglichen DS aus den Siebziger Jahren könnten das etwa sein. Show heißt auch schlicht: Showroom. Beim Händler bekommen die Edel-Ableger je nach Größe spezielle Flächen, eigene abgetrennte Hallenbereiche oder sogar ganz separate Räume. "Da werden sie dann von speziell geschulten Verkäufern, unseren Brand-Champions, betreut", sagt Bonnefont. Cafè au lait, Croissant und Canapée - und an der Wand hängen Bilder aus der goldenen Zeit der ursprünglichen "Göttlichen", wie die  frankophonen Autofreunden zwischen 55 und 75 von ihrer Deesse schwelgten. Lang ist’s her.

Zu lang - und im Hauptmarkt China kennt ohnehin kaum ein Mensch mehr die Ursprungs-Limousine. Das ist auch Bonnefont klar. Neben noblen Inszenierungen muss deshalb auch das Produkt stimmen. "Noch einen Premium-Wagen wie die deutschen Marktführer braucht da niemand mehr - wir haben darum vier ganz spezielle Schwerpunkte", so der Markenchef.

Avantgarde-Design

Jeder DS soll "anders als alle anderen Wettbewerber aussehen". Und mit dem neuen Kühler mit eigenen Markenlogo ist es da nicht getan. Die Ur-DS übrigens hatte gar kein Markenlogo auf der Motorhaube nötig. Jetzt soll neben ungewöhnlichen Gestaltungen vor allem der Glitzer-Faktor die DS schon äußerlich absetzen. Funkelnde Elemente in den Scheinwerfern, dicke Chromleisten und farbige Dachhimmel schon in der Kompaktklasse, das mögen nicht nur Asiaten, ist sich Bonnefont sicher. Die aber besonders.

Sichtbar hochwertige Verarbeitung

Mächtig stolz ist Bonnefont darum zum Beispiel auf die lederbezogenen Armaturenbretter. Sieben Stunden Handarbeit stecken da drin. Und feinstes Semianilin-Leder - “übrigens aus Bayern”, sagt der Manager. "Unsere Motoren sind besonders sparsam - und zeigen dabei enormes Drehmoment." Das ist für die Kunden in den meisten anderen Märkten der Welt viel wichtiger als die Endgeschwindigkeit, so der Markenchef. Klar, außerhalb Deutschlands ist die ja auch überall begrenzt. Zum technischen Vorsprung gehören für den Franzosen auch zukunftsweisende Assistenzsysteme und Konnektivität zu Handy und Internet. Bei beidem allerdings müssen DS, Citroen und Peugeot auf die nächsten Modellgenerationen warten, um auf Augenhöhe mit den deutschen Rivalen zu sein. Immerhin aber haben zum Beispiel alle neuen DS-Auslieferungen ab sofort neben Mirror-Link auch die Smartphone-Verbindung mittels Apple Car-Play an Bord.

Auf die sänftenartige Fortbewegung, die den besonderen Genuss der DS-Fahrt in den Siebzigern ausmachte, müssen die gegenwärtigen Kunden allerdings noch verzichten. Womit wir bei Bonnefonts viertem Unterscheidungsmerkmal wären, die seiner Marke Kunden bringen sollen: Komfort. Bei der kommenden Limousine wird 2017 bereits eine elektronische Dämpferregelung mitfahren, die besonders viel Fahrgenuss bieten soll.  Auch die eigenständige Kompaktklasse bekommt die Super-Dämpfer wohl wie alle DS-Modelle ab 2019, und dazu auch moderne Plug-In-Hybride. Die legendäre Hydropneumatik allerdings wird wahrscheinlich nicht wiederauferstehen. Zu teuer.

Aber Bonnefont ist auch klar, dass bei der Markeninszenierung seiner Göttin ein fünftes Merkmal besonders entscheidend ist - gerade im hart umkämpften Deutschland: “der Preispunkt” - ein Auto Marke DS darf schlicht nicht zu billig sein, um als Premium akzeptiert zu werden. Da kommen noch harte Kämpfe mit rabattwütigen Verkäufern auf die Franzosen zu.

Umgekehrt aber sollte eine DS auch eine Preis-Eigenschaft haben, um Audi-, Mercedes- oder BMW-Fahrer zu betören: Das savoir vivre, die französische Lebensart also, sollte immer auch ein gutes Stück billiger sein als bei den etablierten deutschen Marken. "Wir bauen auch auf Kunden, die sich den Luxus höherer Klassen gönnen wollen - im Kleid eines kompakteren Modells", so Bonnefont.