Der e.Go Life 60 verzichtet auf Verzichtbares und kommt mit Heckantrieb. Im Fahrtest überrascht der nach Abzug der Umweltprämie gerade mal 13.000 Euro teure Miniflitzer.
First Edition heißt die erste Ausgabe des e.Go Life. Der stärkste Ableger des mit drei Batteriegrößen und in drei Motorisierungen angebotenen Cityflitzers wirkt von außen nicht anders als andere Kleinstwagen. Ein bisschen mutiger gestylt vielleicht. Karossiert ist er mit eingefärbten Thermoplastteilen. Die sind günstiger und robuster als lackierte Bleche. Warum sich der Einstiegspreis nach Abzug von 4.000 Euro Umweltbonus unter 13.000 Euro (alle Preise netto) drücken ließ, zeigt sich aber auch an vernünftiger Einkaufspolitik. Die Lampen entstammen dem Hella-Standardregal, die meisten Schalter sind hunderttausendfach bereits bei PSA verbaut. JBL liefert das Infotainmentmodul.
Die innere Anmutung ist bescheiden, aber zweckgerecht. Auf eine Klappe überm Ablagefach auf der Beifahrerseite hat man verzichtet, auf eine Klimaanlage nicht. Die Flaschenhalter zwischen den Sitzen sind auch für größere Gefäße konzipiert, wie sie etwa Pflegedienste mit sich führen, Das Gestühl selbst ist eher dünn belegt, und ihr Klappmechanismus erinnert an Zeiten, in denen so etwas erfunden wurde.
Kein Schnickschnack
Das Gute daran: Alles funktioniert und erfüllt seinen Zweck. Ohne Schnick, ohne Schnack. Die Haptik des kleinen Lenkrads wirkt angenehm, die Sicht nach vorne ist prima, die wenigen Knöpfe und Schalter sind durchweg gut erreichbar. Bleiben die Rücksitze unangetastet, ist der Kofferraum dahinter nur was fürs leichte Handgepäck. Legt man sie (einzeln) um, entstehen dagegen mit 640 Litern opulente Raumverhältnisse.
Zum Start auf 75 PS gedrosselt
Gestartet wird per Schlüssel und nicht per Knopf. Drehung nach rechts zum Anschlag bis ein ermunterndes „Ready“ im Display erscheint – los geht die wilde Fahrt. Im Testwagen sorgen 75 PS für Vortrieb. Eigentlich wären die beiden an der Hinterachse gelagerten Elektromotoren gut für 82 PS. Die Drosselung wird der Hersteller aufheben, sobald die Zulieferfreigaben für das ESP und die Rekuperationsfunktion in der Produktion umgesetzt werden - vermutlich ab Herbst.
Was den e.Go allerdings wirklich zum Spaßmobil macht, ist der Hinterradantrieb. Spurtreu zieht er seine Bahnen, so als hätte er rundum eine Einzelradaufhängung. Hat er aber nicht – seine Entwickler haben das Konzept der De-Dion-Hinterachse wiederbelebt. Und erreichen damit recht hohe Querbeschleunigungspotentiale, was das Fahren dieses kleinen Stromers zum Erlebnis macht.
Holterdipolter
Für Leute, denen Fahrspaß mehr bedeutet als Fahrkomfort. Zur Ehrenrettung des im Umgang mit Bodenwellen recht rustikal auftretenden Fahrwerks, agieren die Reifen. Hier rollen veritable Pneus im (optionalen) Format 225/45/R17 und keine bis zum geringstmöglichen Rollwiderstand abgemagerten Dünnreifen.
Die Batteriekapazität unserer Testversion erreicht 23,5 kWh, die Ladezeit des Akkus über einen Typ-2-Stecker liegt bei knapp sieben Stunden. Über den normalen Schukostecker dauert das Prozedere drei Stunden länger. Laden lässt sich der e.Go über einen Anschluss vorne an der Fahrerseite. Eine Wallbox gibt es im Zubehör und die Batterie wird mit dem Auto verkauft, nicht vermietet. Der Akku liegt unterflur verbaut in einer panzerartigen Kastenkonstruktion, die wiederum die Basisarchitektur, den Aluminium Space Frame, verstärkt. Auch deshalb fielen alle Crashtests bisher bemerkenswert positiv aus.
Das Auto ist mit 3,35 Metern 26 Zentimeter kürzer als ein VW Up und leistet sich trotzdem einen mächtigen Vorderbau. Einen Gepäckraum im Bug bietet er dagegen nicht. Nur so lässt sich vermeiden, dass Ladegut die Knautschzone von 44 Zentimetern in ihrer Funktion beeinträchtigt.
Dieses Elektroauto kommt mit wenigen Baukomponenten aus und lässt sich entsprechend günstig produzieren. Elektromobilität, so seine Botschaft, kann auch einfach sein. Mal sehen, wie die Konkurrenz reagiert. Macht sie’s nach, ist aus Verbrauchersicht viel gewonnen. Ignoriert sie den neuen Wettbewerber, behält der e.Go Life fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Und wer wirklich Geld sparen will, konfiguriert sich den e.Go Life 20 zusammen. Das nur 27 PS starke Einstiegsmodell kommt zwar nur rund 100 Kilometer weit, kostet nach Abzug des Umweltbonus dafür gerade mal knapp unter 10.000 Euro.