Der Porsche Cayenne geht aufgefrischt in die zweite Lebenshälfte – dezente optische Retuschen sowie mehr Power bei gleichzeitig weniger Verbrauch. Ganz neu ist der Plug-in Hybride.
Der Porsche Cayenne ist … Ja was ist er denn nun? Der sportlichste SUV jedenfalls nicht mehr. Die Krone hat ihm der kleine Bruder Macan mit sportwagenmäßig tieferer Sitzposition und der flacheren Coupéform schon abgenommen. Also nochmals: Der Cayenne ist "der erste Plug-in-Hybride im Premium-SUV-Segment", tönt es jetzt eben aus Zuffenhausen.
Wie? Mutiert der Cayenne vom Sportler- zum Knauser-SUV? Von wegen. Der neue Plug-in Hybride – er ersetzt den normalen Hybriden – ist zwar mit einem Mini-Normverbrauch von 3,4 Liter (79 g/km) angegeben. Den schafft er aber nur, weil ihn die 95 PS starke E-Maschine bis zu 36 Kilometer emissionsfrei trägt. Wer es im Hybriden krachen lassen will, dem stehen ein weiterer V6-Biturbo sowie 416 PS Systemleistung zur Seite. So stürmt der Cayenne S E-Hybrid in 5,9 Sekunden auf 100 km/h.
Cayenne S mit 3,6-Liter-V6-Biturbo
An den Öko-SUV ließ uns Porsche allerdings noch nicht ran. Erst nach dem Pariser Autosalon (4. bis 19. Oktober) dürfen wir den Cayenne mit Stecker testen. Bei unserem Treffen mit dem Sportwagenbauer hatten die Porsche-Kollegen dafür alle anderen Motorisierungen dabei: Der auf 520 PS und 750 Nm gesteigerte Cayenne Turbo (+20 PS und 50 Nm), der auf Effizienz getrimmte Diesel (262 PS; 6,6 Liter/100 km) sowie der Cayenne S, der nun statt des Achtzylinder-Saugers einen stärkeren und zugleich sparsameren 3,6-Liter-V6-Biturbo (420 PS) unter der Haube hat.
Für unsere Testrunde schnappten wir uns aber den Cayenne S Diesel, der mit 68.980,67 Euro exakt gleich teuer ist wie der Hybride. Der V8-Turbodiesel leistet fast unverändert 385 PS, ist dennoch deutlich sprintstärker geworden (5,4 statt 5,7 Sekunden) und begnügt sich jetzt mit 8,0 Litern (-0,3 Liter).
Überarbeitete Motoren und ein verbessertes Fahrwerk
Ein verbessertes Thermomanagement und die weiterentwickelte Achtgang-Automatik mit flinkerem Start-Stopp-System sowie neuer "Segelfunktion" sind maßgeblich für die Verbrauchseinsparungen verantwortlich. Wer will aber schon mit dem Cayenne segeln, wenn der dicke SUV fliegen kann. Das Gaspedal leicht antippen genügt und der 4,2-Liter-Selbstzünder knallt seine 850 Nm mit so viel Druck auf die Kurbelwelle, dass der Cayenne die Haube anhebt und lauthals röhrend nach vorne schießt.
Noch erstaunlicher aber, wie leichtfüßig und beherrscht sich der 2,2 Tonnen schwere SUV in Kurven wirft und dabei jede noch so kleine Lenkbewegung des Fahrers präzise und stoisch umsetzt. Die Ingenieure haben die Aufhängungspunkte optimiert und neue mehrteilige Lager an Querlenkern der Vorder- und Hinterachse sowie am hinteren Radträger verbaut. Die Luftfederung (2.940 Euro) überlässt dem Fahrer die Entscheidung, ob sich der Cayenne im Sport-Plus-Modus an den Asphalt saugt oder in Komfort-Stellung zum Gleiter verwandelt.
Damit sich der Fahrer stärker in einem richtigen Sportwagen wähnt, hat Porsche ein Lenkrad in der Optik des 918-Spyder-Steuers eingebaut. Per Schalt-Paddles kann der Außendienstler die Gänge selbst einlegen. Im Sport-Modus hängt der Cayenne allerdings schon so gierig am Gas, dass wir liebend gern der souveränen Achtgang-Automatik die Schaltarbeit überlassen.
Der Cayenne kostet jetzt rund 4.500 Euro mehr
Mit dem Facelift steigt auch der Grundpreis durchschnittlich um rund 4.500 Euro. Neben dem neu modellierte Heck bekommt der Cayenne-Kunde eine geschärfte Frontansicht mit nun serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfern (optional LED-Hauptscheinwerfer für 2.330 Euro).
Mehr Komfort bietet der Cayenne zudem in Form von Soft-Close-Türen (590 Euro), bei denen der Porsche angelehnte Türen selbst ins Schloss zieht, einem Abstandstempomat (1.590 Euro) sowie einer Einparkhilfe mit Sourround-View (1.990 Euro). Während wir die Preisliste durchforsten und unseren Wunsch-Cayenne zusammenstellen, gelangen wir schließlich zu einer weiteren, nicht ganz unerwarteten Erkenntnis: Der Cayenne ist … auch einer der teuersten SUV.