Ford Transit (2020) im Fahrbericht Ein bisschen unter Strom

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Der große Transit erhält ein Facelift. Auch wenn das von außen nur Experten sofort auffällt, hat Ford die Hälfte aller Teile geändert. Wo die sich alle versteckt haben und wie sich das auswirkt, klären wir im Fahrbericht.

Der Ford Transit ist für Ford ein wirklich internationaler Transporter. In seiner größten Ausführung läuft er nicht nur in der Türkei vom Band, sondern auch in Russland und den USA. Nun verspricht der Chefentwickler der Baureihe Michael McDonagh grundlegende Neuerungen: Die letzte Überarbeitung soll den großen Transporter gleichzeitig sparsamer und leichter gemacht haben. Rund 6.400 und damit die Hälfte aller Teile hat Ford geändert. Zu sehen ist davon auf den ersten Blick nicht sehr viel. Ein etwas anderer Kühlergrill, neue Tagfahrleuchten in den Scheinwerfern, das war es von außen. Innen bekommt der große Transit hingegen den Armaturenträger seiner kleineren Custom-Geschwister. Der bringt das Sync 3-Infotainmentsystem samt größerem Touchscreen, besserer Smartphone-Integration und ordentlicher Sprachbedienung. Der Bildschirm ist für die hohe Sitzposition etwas zu steil eingebaut, ansonsten passt die Ergonomie.

An den äußeren und inneren Abmessungen ändert sich erwartungsgemäß nichts, die praktischen Talente von bislang bleiben auch künftig erhalten. Allerdings bringen neu konstruierte Bleche (-2,7 kg), eine Trennwand aus Verbundmaterial (-4,4 kg), ein leichterer Tank (-6,1 kg), neue Räder (-5,5 kg) sowie vor allem bei den hinterradgetriebenen Modelle eine optimierte Achse (-14,7 kg) insgesamt 48 Kilogramm (Vorderradantrieb) oder 80 Kilogramm (Hinterradantrieb) Gewichtsersparnis. Die Kilos kommen dabei natürlich voll der Nutzlast zu Gute. Außerdem profitiert zumindest bei leerem Fahrzeug auch der Kraftstoffverbrauch vom niedrigeren Gewicht.

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Die letzte Überarbeitung soll den großen Transporter gleichzeitig sparsamer und leichter gemacht haben.

Den Spritverbrauch halten andere Maßnahmen allerdings noch besser im Zaum. Der Zweiliter-Dieselmotor zeigt sich leicht überarbeitet, auf Wunsch bekommt man ihn nun mit einer milden Hybridisierung. Ein Riemenstartergenerator unterstützt beim Beschleunigen sanft, den Strom dafür gewinnt er per Rekuperation. Er kann also beim Bremsen unterstützen und die dabei gewonnene Energie in einem kleinen Akku zwischenspeichern. So soll der Transit in der Stadt bis zu 10 Prozent sparsamer werden. In der Fahrpraxis ist davon recht wenig zu spüren, lediglich beim Start-Stop-Vorgang an der Ampel fällt die neue Technik positiv auf. Schon beim Heranrollen geht der Diesel aus, und direkt nach dem Einlegen des ersten Ganges nahezu verzögerungsfrei wieder an. Ford fand außerdem ausreichend Kunden, die den bisher 170 PS leistenden Topmotor zu schwächlich fanden. Folgerichtig kitzelten die Ingenieure weitere 15 PS aus dem Motor und bieten diese Version zusätzliche zum bekannten Portfolio an. Den Spitzenmotor gibt es vorläufig mit einem passend gestuften Sechsgang-Getriebe. Er treibt die sperrige Fuhre munter voran, obwohl der Testwagen mit gut 600 Kilogramm beladen war. Ab nächstem Frühjahr folgt dann das aus Mustang und Ranger Raptor bekannte zehnstufige Automatikgetriebe für noch mehr Antriebskomfort.

Überhaupt die Automatisierung: Der Transit holt in Sachen Assistenzsysteme auf die Konkurrenz auf. Abstandstempomat, Totwinkelüberwachung, Warnung vor Querverkehr beim Ausparken und ein Spurhalteassistent sind nun verfügbar. All die Technik funktioniert zuverlässig und ist angesichts des beträchtlichen Sicherheitsgewinns eine lohnende Investition. Auch das Fahrwerk trägt zum sicheren Fahreindruck bei, Bodenwellen kommen nur gut gedämpft innen an, die leichtgängige Lenkung vermittelt etwas Pkw-Feeling im Transporter. Große Spiegel mit separatem Weitwinkelglas gewähren ebenso Rücksicht wie die optionale Rückfahrkamera in Verbindung mit einem neuen, superhellen LED-Scheinwerfer an den Hecktüren. Die Kamera ist endlich sinnvollerweise über den Türen angebracht, bringt also auch dann etwas, wenn mit offenen Türen rangiert werden muss.

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Schon beim Heranrollen geht der Diesel aus, und direkt nach dem Einlegen des ersten Ganges nahezu verzögerungsfrei wieder an.

Wem das alles noch zu wenig Hightech ist, der kann nun auch mit einem kleinen Fuhrpark auf Telematik setzen. Über das Smartphone kommuniziert der Transit auch aus der Entfernung mit seinem Besitzer, bis zu fünf Fahrzeuge lassen sich über die Ford Pass pro App aus der Ferne überwachen. Bei den Automatikfahrzeugen (der 130 PS Motor setzt auf die bekannte sechsstufige Variante) lässt sich gar der Motor aus der Ferne starten. Nützlicher erscheint die Möglichkeit, Verschleißparameter wie den Motorölzustand jederzeit im Blick zu haben. So kann der Transit bestimmt auch manchen Handwerker von seinen neuen Funktionalitäten überzeugen.

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