Neue Lichttechnik Opel arbeitet an LED-Matrixlicht

Opel LED-Matrixlicht Foto: Opel 8 Bilder

Das Risiko bei Nachtfahrten zu verunglücken, ist deutlich höher als tagsüber. Obwohl die Verkehrsdichte nachts rund 33 Prozent geringer ist als bei Tag, ereignen sich bei Dunkelheit etwa doppelt so viele tödliche Unfälle. Nach einer Studie der Universität Köln von 2010 könnten rund 4.000 Verkehrstote europaweit vermieden werden, wenn jeder Pkw mit Xenon-Licht ausgestattet wäre.

Besseres Licht könnte die Unfallzahlen also verringern. In den vergangenen 120 Jahren der Automobilgeschichte hat sich die Lichttechnik permanent verbessert: von den Laternen der ersten motorisierten Kutschen, über Karbid- und Glühlampenlampen zu Halogen und zu den modernen Xenon-Scheinwerfern. Letztere können mit immer mehr Funktionen kombiniert werden – sei es Abbiege- oder Kurvenlicht sowie automatische Fernlicht- oder radargestützte Nachtsichtassistenten.

Zurzeit arbeiten die Ingenieure der Fahrzeughersteller- und Zulieferer an der Einbindung von LED in die komplexen Lichtsysteme. Opel hat jetzt einen ersten theoretischen und praktischen Einblick in sein neues LED-Matrixlicht gegeben. Das vermutlich in drei bis fünf Jahren serienreife System umfasst zunächst die neun Funktionen, wie es das zurzeit erhältliche AFL+ (Adaptive Forward Lighting) der Rüsselsheimer anbietet. Dazu gehören die schwenkbaren Frontscheinwerfern, die eine dynamische Kurvenlichtfunktion ermöglichen und Kurven bis zu 90 Prozent ausleuchten können. Die zweite Hauptfunktion, das Abbiegelicht, leuchtet mit Hilfe eines zusätzlichen Reflektors großwinklig Kreuzungen und enge Kurven aus. Dies ermöglicht dem Fahrer in die Fahrtrichtung zu sehen, in die er abbiegen möchte.

Matrix-Licht kommt ohne mechanische Elemente aus

Das neue Matrix-Licht bietet ebenfalls diese Sicherheitsfunktionen, jedoch ohne auf mechanische Elemente zurückgreifen zu müssen. Stattdessen arbeitet es automatisch mit Frontscheinwerfern, die auf LED-Lichtquellen basieren. Sie schalten sich abhängig von der Fahrsituation in verschiedensten Kombinationen ein oder aus. Vernetzt ist das Lichtsystem mit der Frontkamera. Gefahren wird standardmäßig mit Fernlicht. Registrieren und verarbeiten die Sensoren der Kamera entgegenkommende oder vorausfahrende Fahrzeuge, werden die LED-Lampen punktgenau ausgeblendet. Dabei wird das Umfeld weiterhin ausgeleuchtet.

Das Auf- und Abblenden erfolgt je nach Situation unterschiedlich. Das Abblenden gelingt in 20 Millisekunden, das Aufblenden dauert 80 bis 200 Millisekunden. Durch die unterschiedlichen Auf- und Abdimmzeiten der LEDs im Matrixscheinwerfer soll ein harmonisches Lichtbild kreiert werden das andere Verkehrsteilnehmer nicht blendet. Heutige Auf- und Abblendzeiten liegen aufgrund der Mechanik teilweise bei 250 Millisekunden und höher.

Das System erkennt auch entgegenkommende Fahrräder

Jeder der beiden Matrix-Frontscheinwerfer besteht aus vier Lichtsegmenten. In jedem Lichtsegment gibt es vier Lichtquellen, die individuell ein- und ausgeschaltet werden. Insgesamt können 256 verschiedene Einstellungen erzeugt werden. Bei ersten Testfahrten mit dem neuen Lichtsystem funktionierte das Auf- und Abblenden, ohne dass der Gegenverkehr sich gestört fühlte. Subjektiv erfolgte das "Umschalten" von Fernlicht auf Abblendlicht sehr schnell. Die Lichtausbeute um das voran- bzw. entgegenkommende Fahrzeug war sehr groß.

Das System erkennt nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Fahrräder. Diese müssen allerdings beleuchtet sein. Fußgänger werden nicht erfasst. Sie profitieren aber von den gut ausgeleuchteten Seitenstreifen. Bei Nebel, starkem Regen oder Schneeschauer schaltet sich das System ab. Das Matrix-Licht weist einen Leuchtwert von 700 Lumen auf. Heutige Systeme liegen bei etwa 550-600 Lumen. Durch die weißere Farbe der LED wirken die 700 Lumen des Matrixlichts zudem heller. Das bedeutet, dass das Matrix-Fernlicht bezogen auf das menschliche Auge etwa ein Drittel mehr Leistung auf die Straße bringt.

Die neue Technik soll aber noch weitere Vorteile bringen. Die LED- Matrixscheinwerfer sind leichter als herkömmliche Scheinwerfer. Außerdem liegt ihr Energieverbrauch unter den konventionelle HID- oder Halogenlampen, da die einzelnen Reflektoren die lichttechnischen Eigenschaften der LEDs optimal ausnutzen. Zudem lässt das kompakt aufbauende Matrix-System den Designern mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Die Kosten werden etwas höher sein als bei AFL+. Opel rechnet zunächst mit einem Aufpreis von 1.500 Euro. Mit zunehmender Verbreitung dürften die Preise aber schnell sinken.