Shared-Mobility Warum Teilen nicht funktioniert

Sharenow 2023 Foto: Mercedes

Shared-Mobility-Dienste könnten viele Verkehrs- und Umweltprobleme lösen, so die Hoffnung. Bislang erfüllt sie sich nicht.

Der Markt für geteilte Mobilität ist auch nach einem Jahrzehnt Entwicklungszeit nicht in Schwung gekommen. Geringe Auslastung, hohe Betriebskosten, steigende Kapitalzinsen und allmählich ungeduldige Investoren bewirken übergreifende Konsolidierungstendenzen bei Shared-Mobility-Anbietern, wie eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) ergeben hat. Die Experten haben weltweit rund 280 Dienstleister in den Bereichen Carsharing, Multimodale Dienste, Micromobility, Fahrdienstvermittlung und Autonome Dienste untersucht.

Die Herausforderungen für Carsharing und Micromobility

In allen Bereichen beobachtet die Studie Übernahmen und Rückzugsbewegungen. So schluckte zuletzt etwa der Carsharing-Anbieter Miles in Europa den Wettbewerber WeShare, in China zogen sich große Hersteller wie SAIC und BAIC aus dem Geschäft heraus. Bei der Micromobility – etwa dem Geschäft mit Miet-Rollern – lassen sich ähnliche Phänomen erkennen. Dort reduziert sich die bereitgestellte Flotte in Europa erstmals, zudem berichten die Akteure auch im Wachstumsmarkt Nordamerika über eine schwache Auslastung. Hinzu kommt eine Stagnation beziehungsweise Reduzierung des Angebots von Intermodalität und Mobilitätsflatrates.

Durch die Konsolidierung sinkt die Zahl der relevanten Anbieter von Shared-Mobility-Diensten. Beim Carsharing dominieren Miles, die Stellantis-Tochter ShareNow/Free2move sowie die stationsbasierten Anbieter Cambio und Zipcar. Hinzu kommen Vermittler wie Turo und Getaround. Bei multimodalen Routing- und Provider-Dienste zählen Alphabet mit Google Maps, Intel mit moovit sowie DiDi Chuxing und Lyft zu den marktbeherrschenden Anbietern. Den Bereich Micromobility teilen DiDi Chuxing, Meituan und Hello in China, Tier, Bolt und Lime in Europa sowie Lime und Bird in den USA unter sich auf. Ein vergleichbar breites Angebot gibt es bei Fahrdienstvermittlern wie Uber weltweit, Didi Chuxing, T3 Mobility in China, Bolt, Free Now und BlaBlaCar in Europa, Grab in Südostasien sowie Ola in Indien.

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Zukunft der Mobilität: Super-Apps als Schlüssel

Die Zukunft der Branche sieht die Studie in sogenannte "Super-Apps", die nicht nur die Buchung von Mobilitätsdienstleistungen ermöglichen, sondern zahlreiche weitere Funktionen wie das Abwickeln von Zahlungen und Finanztransaktionen bieten. Unternehmen wie Uber und DiDi Chuxing bieten neben ihren Beförderungsdienstleistungen auch Essens-, Lebensmittel- oder sogar Paketlieferungen an. Die Shared-Service-Unternehmen versuchen damit, die Nutzer möglichst lange und umfangreich auf ihren Plattformen zu halten, um sich alternative Erlösmodelle zu eröffnen.

Die Hoffnungen einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz und Nutzung von Sharing-Angeboten habe sich bislang nur in Teilbereichen erfüllt, kommentiert CAM-Leiter Stefan Bratzel die Ergebnisse der Studie. Vieles spreche dafür, dass sich der Konsolidierungsprozess bei Mobilitätsdienstleistern weiter beschleunige. "Sharing-Angebote können im Mobilitätssystem eine wichtige Rolle spielen. Dazu braucht es jedoch ein klares Bekenntnis der Politik und eine professionelle politische Orchestrierung."

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