Kein Fahrerassistenzsystem oder anderer Schnickschnack: Mit dem Rapid kehrt Skoda zu den Wurzeln der automobilen Fortbewegung zurück. Der Tscheche bietet ein üppiges Raumangebot zu einem anständigen Preis-Leistungsverhältnis. Was er kann und ob er flottentauglich ist, klärt der Fahrbericht.
Irgendwie läuft der Skoda Rapid vollkommen gegen den Trend. Während sich andere Hersteller derzeit einen Wettkampf um die meisten elektronischen Assistenzsysteme in der Kompaktklasse liefern, muss der Skoda Rapid mit den Schultern zucken und passen. Halbautomatische Einparkhilfe, Müdigkeitswarner, Spurwechselassistent oder andere Gimmicks, das alles gibt es bei ihm nicht. Der Tscheche setzt auf andere Attribute. Das jüngste Modell aus Mladá Boleslav wartet mit einem für diese Klasse üppigen Raumangebot sowie einem scharf kalkulierten Einstiegspreis von gerade mal 11.756 Euro auf. Reicht das aus, um Flottenmanager zu verführen?
Neues Markendesign
Stylistisch punktet der formschöne Rapid zumindest schon mal. Er ist der Vorreiter der neuen Skoda Designlinie und trägt als erster die breite, markante Kühlermaske, die auch kommende Modelle der Tschechen prägen wird. Der Rapid, von dem auch eine Kombiversion geplant ist, schließt die Lücke zwischen dem kleinen Fabia und dem kompakten Octavia.
Geht es nach den Verantwortlichen von Skoda heißen die direkten Mitbewerber des Rapid Renault Fluence, Chevrolet Cruze, Hyundai i30 und Kia cee´d zielen. Mit einem Radstand von 2,59 Metern und einer Außenlänge von knapp 4,48 Metern ist die Konkurrenz zunächst aber hausgemacht. Der Octavia (4,57 Meter) misst nämlich nicht einmal zehn Zentimeter mehr. Zumindest noch ein dreiviertel Jahr, denn dann startet der Octavia Nummer drei, der soll von den Dimensionen her wachsen und sich stärker an der Mittelklasse orientieren.
Viel Platz im Fond
Dass der erschwingliche Preis einiges an Kompromisse erfordert, wird beim Entern des Rapid schnell klar. Für große Passagiere sind die vorderen Sitzflächen viel zu kurz. Zudem gewährt das Gestühl nur wenig Seitenhalt und der Innenraum wird von hartem Kunststoff dominiert. Dafür ist der Skoda penibel sauber verarbeitet, das Cockpit erweist sich als benutzerfreundlich und das Platzangebot darf als fürstlich bezeichnet werden. Beklemmungen kommen hier keine auf. Im Gegenteil, vor allem die Beinfreiheit im Fond ist für diese Fahrzeugklasse enorm riesig.
Aber auch Handelsvertreter mit dem Hang zu sperrigem Transportgut kommen nicht zu kurz, denn die fünftürige Limousine trägt zwar ein kurzes Stummelheck, versteckt aber dahinter einen riesengroßen Kofferraum mit 550 bis 1.490 Liter Ladevolumen. Einziger Wermutstropfen: nach dem Umklappen der Lehnen bleibt eine kleine Stufe. Optional gibt es neben Verzurrnetzen auch eine dicke Wendematte, die auf der gummierten Seite dafür sorgt, dass Gegenstände im Gepäckabteil nicht verrutschen. Lobenswert auch: Für die Warnweste gibt es ein eigenes, kleines Fach unter dem Vordersitz. So ist sie im Notfall immer griffbereit parat. Ein weiteres, nettes Detail ist der in den Tankdeckel integrierte Eiskratzer. Ob man ihn aber auch wirklich im Winter nutzen kann, wird sich zeigen, wenn das Auto einmal so richtig zugefroren ist.
Mit 105 PS ist man gut unterwegs
Straff, aber nicht zu hart erweist sich das Fahrwerk des Tschechen. Er fährt sich leichtgängig, einfach und sicher. Auf die Frage nach der richtigen Motorisierung lautet die Antwort schlicht und einfach: 105 PS. Denn sowohl der aufgeladene 1,2-Liter-Benziner wie auch der gleichstarke 1,6-Liter-TDI glänzen schon aus dem Drehzahlkeller heraus mit viel Durchzugskraft, laufen kultiviert und sind deshalb die erste Wahl. Viel zu viel Leistung? Auch kein Problem. Zur zweiten Jahreshälfte 2013 kommt noch ein kleiner, wirtschaftlicher Selbstzünder mit 90 PS. Fahrdynamisch müssen also keine Abstriche gemacht werden.
Der Tscheche ist eine ehrliche Haut, einfach, aber ordentlich gemacht. Obwohl man in Sachen Assistenzsysteme einige Zugeständnisse eingehen muss, gilt er unter dem Strich dennoch als empfehlenswert. Sechs Airbags sind auf jeden Fall immer an Bord. Für Gewerbetreibende mit hohem Raumanspruch für Mensch und Gepäck erfüllt er, wenn auch nur auf minimalistische Art, das Mittel zum Zweck. Bei dem üppigen Platzangebot wäre selbst eine Karriere als Taxi-Alternative durchaus denkbar. Zurück zu den Wurzeln lautet die Devise für den Rapid.
*) Bei 20.000/40.000 km pro Jahr, 60/36 Monate Laufzeit.
Quelle Betriebskosten: Dekra, Stand: Oktober 2012