Mazda stemmt sich gegen Downsizing und aufgeladene Benziner. Zu Recht, wie die erste Ausfahrt im neu aufgelegten Mazda 2 zeigt.
Kleinere Motoren, weniger Zylinder, um Sprit zu sparen? Das gibt es bei Mazda nicht. Von Rightsizing statt Downsizing reden die japanischen Ingenieure. Will heißen: Wozu einen Motor verkleinern, nur um ihm dann per Turbolader wieder ein paar PS mehr zu entlocken? Die Idee dahinter: Weniger komplexe Technik ist weniger anfällig und außerdem billiger.
Sauger statt Turbobenziner
Und so sitzt auch beim neuen Mazda 2 ein direkt einspritzender, aber nicht aufgeladener Benziner mit vier Zylindern unter der Haube. Der Euro-6-taugliche und 1,5 Liter große Sauger wird in drei Leistungsstufen mit 75, 90 oder 115 PS und zu Preisen zwischen 10.747 und 15.790 Euro (alle Preise netto) angeboten. Zum Vergleich: Opel Corsa (10.697 bis 14.403 Euro) und Skoda Fabia (10.495 bis 14.092 Euro) liegen zumindest bei den Einstiegs-preisen ähnlich. Auf Wunsch gibt es für die mittlere Version des Mazda 2 eine Sechsgang-Automatik (1.260 Euro).
Angesichts des schnittigen Designs des Kleinwagens mag man sich fast ein wenig wundern, dass die Motorenliste schon bei 115 PS endet. Zumal die um immerhin 14 Zentimeter auf 4,09 Meter gewachsene vierte Generation des Mazda 2 größenmäßig bald an der Golf-Klasse anklopft. Unter Platzmangel leidet man in diesem Auto jedenfalls nicht, weder vorne noch hinten. Der ausschließlich als Fünftürer angebotene Wagen ist durchaus geeignet, auch mal zwei Kollegen auf der Rückbank auf eine längere Dienstreise mitzunehmen.
Kofferraum auf Klassenniveau
Nur beim Gepäck müssen sie sich einschränken: 280 Liter sind nicht die Welt. Der 15 Zentimeter kürzere Skoda Fabia packt 50 Liter mehr ins Heck. Außerdem muss man im Mazda Koffer und Taschen über eine hohe Ladekante ins tiefe Heckabteil wuchten. Ein in der Höhe verstellbaren Kofferraumboden, der auch gleich die beim Umlegen der Rücken-lehne entstehende Stufe im Laderaum überbrücken würde, findet sich nicht in der Preisliste.
Auf Wunsch mit Head-up Display
Trotzdem preisen die Japaner ihren Kleinsten als ausgesprochenes Reisefahrzeug an und untermauern dies mit vielen Helfern, die es teils serienmäßig, zum Großteil aber optional und nur im Paket zu bestellen gibt. Dazu gehören Voll-LED-Scheinwerfer, Spurhalteassistent, Totwinkelwarner oder ein Head-up Display. Letzteres in Form einer aus dem Cockpit aufklappenden, durchsichtigen Kunststoffscheibe, auf welche die wichtigsten Anzeigen gespiegelt werden. Der Nachteil: Manche Features wie beispielsweise der bis 30 km/h aktive Kollisionswarner sind der teuersten Ausstattungsversion Sports Line vorbehalten.
Das Ganze verpackt Mazda in einer attraktiven, sportlichen Karosserie, die innen mit guter Verarbeitung und hochwertigen Materialien überzeugt. Damit nicht ein Firmenwagen wie der andere aussieht, bietet Mazda fünf Innenraumdesigns an, teils mit farbigen Sitzen oder farbig abgesetzten Dekorelementen. Nur die Instrumente überzeugen nicht ganz. Der Drehzahl-messer beispielsweise ist so klein ausgefallen, dass man ganz darauf verzichten kann.
Navi kostet nur 500 Euro
Ab dem dritten Ausstattungsniveau thront in der Mitte des aufgeräumten Armaturenbretts ein sieben Zoll großes Display. Auf ihm laufen die wichtigsten Anwendungen, die ähnlich wie bei Audi oder Mercedes über Tasten und Drehschalten in der Mittelkonsole gesteuert werden. Über ein per Bluetooth oder Kabel angeschlossenes Smartphone lässt sich das Online-Angebot der Unterhaltsplattform Aha aufs Display spiegeln. Für vergleichsweise günstige 504 Euro (netto) extra wird MZR Connect zum vollwertigen, fest eingebauten Navisystem, das auf Wunsch auf die im Smartphone gespeicherten Kontakte zugreift. Für den Außendienst eine prima Sache: Der Fahrer wählt nur den Kontakt an und das System übernimmt die Adresse. Für Online-Verkehrsdaten fallen allerdings weitere Kosten an.
Wie aber fährt der kleine Mazda? Durchaus langstreckentauglich. Die Federung spricht feinfühlig an, die Windgeräusche halten sich im Rahmen und für die Dienstreise gilt: je kurviger desto lieber. Zum ersten Fahrtermin standen nur die beiden Einstiegs-motorisierungen bereit. Beide genügen völlig, um von A nach B zu kommen, wenn auch relativ spaßbefreit. Zum entspannten Cruisen oder für den Stadtverkehr genügt zwar schon die 75-PS-Variante. Wer jedoch den Turbobums aufgeladener Motoren kennt, wer gewohnt ist, dass auch ein kleiner Motor bei niedrigen Drehzahlen spontan auf Gasbefehle reagiert, wird selbst mit dem 90 PS starken Benziner nicht glücklich. An einer Steigung kurz ausscheren, um einen Lkw zu überholen? Ohne Zurückschalten undenkbar. Um flott voranzukommen, verlangt der Benziner nach Drehzahlen und häufigen Gangwechseln. Erstaunlicherweise, und das gibt den Ingenieuren recht, hält sich der Motor in Sachen Trinksitten und Geräuschentwicklung angenehm zurück. Mehr als 6,0 l/100 Kilometer standen nie auf unserer Verbrauchsanzeige.
Diesel kommt erst im Sommer
Im Sommer 2015 schiebt Mazda einen 105 PS starken Dieselmotor nach, ebenfalls mit 1,5 Liter Hubraum. Der Vierzylinder schafft Euro 6 ohne teure Abgas-Nachbehandlung per NOx-Reduktionskat und soll nur 3,4 Liter verbrauchen (89 g CO2). Kostenpunkt: 14.530 Euro. Das dürfte für den Langstreckenfahrer dann die passende Motorisierung werden.