Realverbrauch von Pkw Deutlich höher als Herstellerangaben

Foto: turk_stock_photographer/Khunkorn@viaCanva

Erste Auswertung aus EU-Studie beweisen: Benzin und Diesel mit zweistelligem Mehrverbrauch, Plug-In-Hybride liegen bis zu 400 Prozent darüber. Alle Hersteller und Antriebsarten mit den größten Abweichungen.

Fuhrparkverantwortliche wissen es längst: Die offiziellen Angaben zum Spritverbrauch ihrer Dienstwagen und ihrer Servicefahrzeuge stimmen nicht mit der Realität überein. Seit 2021 sind Hersteller verpflichtet gemäß der EU-Verordnung 2019/63, an Bord aller neu zugelassenen Pkw den realen Verbrauch während des Betriebs zu messen und die Daten den Behörden zu übermitteln. Das geschieht über ein "On-Board Fuel Consumption Monitoring". Die Software zeichnet den Kraftstoffverbrauch sowie den Energieverbrauch von Plug-in-Hybriden auf. Diese Daten wurden von den Herstellern 2022 erstmals übermittelt und betreffen Fahrzeuge, die ab 2021 registriert wurden. Sie geben jeweils Durchschnittswerte der von den Herstellern gemeldeten Fahrzeuge an.

Enormen Abweichungen zu WLTP-Angaben

Nun liegen ausreichend Informationen der Hersteller für eine Auswertung durch die Europäische Umweltagentur vor wie viel Benzin oder Diesel tatsächlich verbrannt wird. Das Ergebnis überrascht mit teils enormen Abweichungen zu den WLTP-Angaben.

Foto: ETM Verlag

Diesel Plug-in-Hybride mit größtem Mehrverbrauch

Besonders hoch fallen die durchschnittlichen Abweichungen des Spritverbrauchs zwischen Herstellerangabe und Realverbrauch bei den Plug-in-Hybriden auf – und das bei allen Herstellern. Laut DUH liegt die niedrigste Abweichung bereits bei dem 2,5-fachen des angegebenen Verbrauchs, die Mercedes Diesel Plug-in-Hybride verbrauchen hingegen gut das 4-fache, ebenso wie die Audi, BMW, Hyundai, Opel, Peugeot, Skoda und Toyota Benzin Plug-in-Hybrid Modelle. Bei den absoluten Verbrauchswerten liegt Porsche mit durchschnittlich 10,6 l/100 km (246 g CO2/km) ganz weit vorne. Porsche hat hingegen durchschnittlich knapp 3 l/100 km (69 g CO2/km) angegeben.

Foto: ETM Verlag

Mehrverbrauch bei Verbrenner im Schnitt fast 24 Prozent

Bei den Verbrennern sieht es ein bisschen besser aus: Laut den veröffentlichten Daten schluckten neue Benziner im Durchschnitt 7,89 Liter pro 100 Kilometer – 23,7 Prozent mehr als die versprochenen 6,38 Liter. Diesel verfehlten den angegebenen Wert um 18,2 Prozent. Hier liegen die flottenrelevanten Hersteller wie Mercedes bei 17,52 Prozent Mehrverbrauch, Ford vermeldet 16,73 Prozent und VW 16,09 Prozent. Deutlich schlechter ist die Bilanz bei BMW mit 24, 10 Prozent Mehrverbrauch, Skoda mit 21,03 Prozent und Audi mit 19,83 Prozent.

Foto: ETM Verlag

CO2-Emissionen steigen entsprechend

Höherer Kraftstoffverbrauch führt zu gestiegenen CO2-Emissionen: Verbrennungsmotoren emittieren 180,34 g CO2/km statt der WLTP-Angabe von 148,82 g, Plug-in-Hybride mit realen 139,39 g gegenüber nur 39,59 g in Herstellerflottenberechnungen.

Foto: ETM Verlag

Deutsche Marken mit hohen CO2-Werten

Deutsche Premium-Automarken verzeichnen laut Behördenangaben hohe Abweichungen beim CO2-Ausstoß. BMW-Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren stoßen tatsächlich 336,3 g CO2 aus – ein Plus von 32,1 Prozent gegenüber den offiziellen Werten des Prüfzyklus. Laut Handelsblatt dürfte bei BMW vor allem der hohe Anteil an Plug-in-Hybriden maßgeblich zu dieser Differenz beitragen.

Hohe Abweichungen bei Renault, VW besser

Auch bei weiteren Automarken stellt das Dashboard der Europäischen Umweltagentur hohe Emissionsabweichungen fest. So übertrifft der tatsächliche CO2-Ausstoß von Renault die offiziellen Angaben um 30,74 Prozent, bei Dacia liegt die Differenz bei 24,4 Prozent ebenfalls auffällt. Toyota und VW hingegen schneiden besser ab: Toyotas Verbrauch liegt real nur 12,27 Prozent über dem WLTP-Wert. VW zeigt sich nach dem Dieselskandal mit einer Abweichung von 15,82 Prozent im Vergleich zur Konkurrenz von einer besseren Seite.

Lesen Sie auch Spritverbrauch vs. Herstellerangaben Differenz steigt erheblich seit WLTP

Hersteller liegen deutlich über den Vorgaben der EU

Doch alle Hersteller liegen real deutlich über den Vorgaben der EU: Neuwagen dürfen in Europa nur eine begrenzte Menge an CO2 an die Atmosphäre abgeben. Aktuell sind das 95 Gramm je gefahrenen Kilometer, die allerdings nicht beim einzelnen Pkw angelegt werden, sondern beim Durchschnitt aller in Europa verkauften Autos eines Herstellers.