China-Elektroautos in Flotten Achtung Datenschutz-Risiko

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Moderne Technologien, hohe Qualität und gute Preise, das macht E-Autos aus China für Dienstwagenfahrer attraktiv. Doch hier ist Vorsicht geboten. Welche Risiken die Integration chinesischer E-Fahrzeuge für Fuhrparkbetreiber birgt, erklärt Experte Ulric Rechtsteiner.

Die Elektromobilität hat in den letzten Jahren einen rasanten Aufschwung erlebt, und chinesische Elektro-Fahrzeuge sind in diesem Bereich zunehmend präsent. Viele dieser Fahrzeuge bieten moderne Technologien, hohe Qualität und attraktive Preise, was sie zu einer verlockenden Wahl für gewerbliche Fuhrparks macht. Dennoch gibt es eine entscheidende Hürde, die Unternehmen berücksichtigen sollten, bevor sie in chinesische Elektro-Fahrzeuge investieren: Datenschutz und IT-Sicherheit.

Datenschutz im Fahrzeug

In vielen gewerblichen Fuhrparks nutzen Mitarbeiter ihr Firmenfahrzeug nicht nur um von A nach B zu kommen, sondern auch als mobilen Arbeitsplatz. In diesen Fahrzeugen wird häufig telefoniert, und diese Telekommunikation unterliegt strengen Datenschutzrichtlinien. Gespräche, die im Auto geführt werden, dürfen weder abgehört noch aufgezeichnet werden. Dies gilt insbesondere für Branchen, in denen hochsensible Informationen behandelt werden, wie beispielsweise im Gesundheitswesen, in der Finanzbranche oder im Rechtswesen. Die Integration chinesischer Elektro-Fahrzeuge in solche Flotten bringt jedoch eine besondere Herausforderung mit sich – die unbekannte Datenübertragung nach China.

IT-Sicherheit in Flotten

Die Herausforderung, die chinesische Elektro-Fahrzeuge in diesem Kontext darstellen, besteht darin, dass niemand genau weiß, welche Daten diese Fahrzeuge "nach Hause", also nach China, übermitteln. Die meisten modernen Fahrzeuge sind mit Telematiksystemen ausgestattet, die eine Vielzahl von Daten erfassen und übertragen können. Diese Daten können sich auf das Fahrverhalten, die Fahrzeugposition, die Wartungsbedürfnisse und vieles mehr beziehen. In einigen Fällen ist es notwendig und sinnvoll, diese Daten zu nutzen, um die Flottenverwaltung zu optimieren und die Fahrzeuge effizienter einzusetzen. Doch in gewerblichen Fuhrparks, in denen Telefongespräche in den Fahrzeugen geführt werden, wird die Frage der Datenübertragung zu einem kritischen Thema.

Die wichtigsten Gründe vorsichtig zu sein

Warum ist es also unerlässlich, vor der Integration chinesischer Elektro-Fahrzeuge in gewerbliche Fuhrparks den IT-Leiter und den Datenschutzbeauftragten zu konsultieren?

1. Unbekannte Datenübertragung

Die chinesischen Hersteller sind nicht immer transparent bezüglich der Datenübertragung ihrer Fahrzeuge. Dies bedeutet, dass Sie nicht wissen, welche Daten von den Elektro-Fahrzeugen erfasst und in welche Hände sie gelangen. Dies kann ein erhebliches Datenschutzrisiko darstellen und in Konflikt mit den geltenden Datenschutzbestimmungen stehen.

2. Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen

Wenn die Fahrzeuge heimlich oder ohne Zustimmung des Fahrers Daten übertragen, können sie gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen. Dies kann erhebliche rechtliche Konsequenzen für das Unternehmen haben, einschließlich Geldstrafen und Reputationsverlust.

3. Gefahr der Spionage und Datenmissbrauch

Angesichts geopolitischer Spannungen und Bedenken hinsichtlich Cybersicherheit besteht die Möglichkeit, dass die übertragenen Daten in die Hände Dritter gelangen und missbraucht werden. Dies kann sowohl finanzielle als auch sicherheitsrelevante Risiken mit sich bringen.

4. Compliance-Anforderungen

In vielen Branchen gibt es spezifische Vorschriften und Compliance-Anforderungen, die eingehalten werden müssen. Die Verwendung von Fahrzeugen, die Datenschutzverletzungen begünstigen, kann zu erheblichen Problemen in Bezug auf die Einhaltung dieser Vorschriften führen.

Lösungsansätze, um Sicherheit zu gewährleisten

Bevor chinesische Elektro-Fahrzeuge in die gewerbliche Flotte aufgenommen werden, ist es ratsam, mit IT-Leitung und Datenschutzbeauftragten zu sprechen. Diese Fachleute können eine umfassende Bewertung der Datenschutz- und Sicherheitsaspekte vornehmen und Maßnahmen empfehlen, um die Risiken zu minimieren. Dazu gehören möglicherweise die Implementierung von Telematik-Systemen mit klar definierten Datenschutzrichtlinien, die Überprüfung von Verträgen mit den Herstellern und die Einrichtung von Firewalls oder anderen Sicherheitsmaßnahmen, um unerwünschte Datenübertragungen zu verhindern.

Kontrolle über Daten behalten

Chinesische Elektro-Fahrzeuge erfordern trotz ihrer Attraktivität für gewerbliche Fuhrparks besondere Aufmerksamkeit in Bezug auf Datenschutz und IT-Sicherheit. Unternehmen sollten proaktiv handeln und sicherstellen, dass sie die Kontrolle über die Daten in ihren Fahrzeugen behalten, um rechtliche und sicherheitsrelevante Risiken zu minimieren. Die Zusammenarbeit mit den IT- und Datenschutzexperten ist unausweichlich, um eine datenschutzkonforme und sichere Nutzung dieser Fahrzeuge zu gewährleisten.

Ulric E.J. Rechtsteiner 2023 Foto: Werner Popp

Über den Autor

Ulric E.J. Rechtsteiner, Stuttgart. Jahrgang 1964, studierte Betriebswirtschaft, Financial Controlling an der Hochschule Pforzheim für Technik, Wirtschaft, Recht, Gestaltung. Er startete seine berufliche Laufbahn in der Softwareentwicklung der IBM Deutschland GmbH, Stuttgart/Sindelfingen. Stationen über SKF, mittelständische Maschinenbau-Unternehmen als Geschäftsführer oder Prokurist mit globaler Vertriebsverantwortung. Insgesamt verbrachte er zwei Jahre in China sowie Südostasien. Seit 2008 verantwortet er u.a. die AREALCONTROL GmbH in Stuttgart mit dem Schwerpunkt Telematik, IT & IoT.