Dienstwagensteuer Diese Modelle fahren zum halben Preis

Auto fahren Foto: IVANKO BRNJAKOVIC

Mit der neuen, halbierten Besteuerung der Privatfahrten von E-Autos und Plug-in Hybriden können Fahrer von Firmenwagen richtig Geld sparen. Doch nicht alle Modelle schaffen die steuerlichen Vorgaben. Eine Übersicht.

Geht es an den eigenen Geldbeutel, ist sich jeder selbst der Nächste. Das dachte wohl auch der Partner eines großen Unternehmensberaters. Der Betriebswirt – nennen wir ihn der Einfachheit halber Franz Müller – war gerade dabei, einen neuen Firmenwagen zu konfigurieren, als ihm die neue Dienstwagenbesteuerung für E-Autos einfiel. Schnell nachgerechnet, dann war klar: Ein Audi e-Tron sollte Müllers bisherigen 75.000 Euro teuren Audi Q7 ablösen. Obwohl der Stromer deutlich mehr kostet. Aber mit Aussicht auf die halbierte Dienstwagensteuer kreuzte Müller entspannt im Konfigurator die Vollausstattung an und fährt immer noch günstiger als mit seinem Q7.

Nun kann nicht jedes Unternehmen und nicht jeder Fahrer eines Firmenwagens auf den E-Antrieb umsteigen. Deshalb schüttet der Gesetzgeber sein Füllhorn auch über Käufer von Plug-in Hybriden aus. Sie fahren ebenfalls bis Ende 2021 zum halben Steuersatz. Vorausgesetzt, ihr Wagen kommt entweder 40 Kilometer weit elektrisch oder stößt maximal 50 Gramm CO2 pro Kilometer aus.

Was nun endlich den Absatz elektrifizierter Autos ankurbeln sollte, rief prompt Umweltaktivisten auf den Plan. "Es wäre konsequent, nur echte Nullemissionsfahrzeuge steuerlich zu begünstigen", schimpfte etwa Christian Hochfeldt, Chef der Umweltorganisation Agora. Und selbst in den Reihen der Union, die das Gesetz mit auf den Weg gebracht hatte, war nicht jeder einverstanden. "Aus meiner Sicht sollten Plug-in ­Hybriden, die nur wenige Kilometer elektrisch fahren können, bei der Dienstwagenbesteuerung nicht denselben Vorteil erhalten wie reine Elektroautos", kritisierte der CDU-Finanzpolitiker Johannes Steiniger gegenüber der "Stuttgarter Zeitung".

BMW 218d ActiveTourer Foto: Achim Hartmann
Grünes Licht für die Käufer des BMW ­Active Tourer xe iPerformance. Es sei denn, sie wählen die M-Sport-Ausstattung mit großen Rädern.

Seit Januar 2019 ist die neue Besteuerung in Kraft, und sie wirkt. BMW etwa verkaufte im ersten Quartal dieses Jahres 2.167 Stück des kompakten i3, fast doppelt so viele wie im Zeitraum des Vorjahres. Gut 70 Prozent davon wurden gewerblich zugelassen. Der große Run jedoch erfolgt auf die Plug-in Hybriden. Fuhrparkmanager können ein Lied davon singen. Die Einkäufer großer Unternehmen bekommen täglich Anfragen von Mitarbeitern, die einen Steckdosenbenziner als Firmenwagen fahren wollen.

Aber nicht alle Anträge gehen durch, berichtet beispielsweise die Deutsche Automobil Treuhand (DAT). 37 Prozent der fürs letzte Dieselbarometer der DAT befragten Fuhrparkleiter gaben an, in den letzten Monaten mehr Anfragen nach elektrifizierten Geschäftswagen bekommen zu haben. Aber nur jede zweite Anfrage nickten sie ab.

Tatsächlich sollten Fuhrparkverantwortliche bei Plug-in Hybriden genau nachfragen. Passen Einsatzzweck und Fahrprofil? Kann der Fahrer zu Hause laden? Idealerweise auch am Arbeitsplatz? Pendelt er hauptsächlich oder ist der Kollege Vielfahrer? Wenn nicht, rechnet sich das Auto nur für einen: den Mitarbeiter.

Das neue Steuermodell war auch Anreiz für die Hersteller, ihre Fahrzeuge zu optimieren, denn Autos, die die Anforderungen nicht schaffen, könnten schnell zum Ladenhüter mutieren. Deshalb packten viele Hersteller noch ein paar kWh in die Akkus, damit ihre Steckdosenbenziner zumindest die erforderlichen 40 Elektrokilo­meter schaffen.

Porsche Panamera Sport Turismo 2017 Foto: Porsche
Nicht alle Plug-in-Versionen des Porsche Panamera sind steuerermäßigt. Der Turbo S E-Hybrid schafft die Vorgaben beispielsweise nur in der Limousine, nicht im Sport Turismo.

Und zwar gemessen nach dem WLTP-Zyklus. Diese Verbrauchs- und Emissionswerte liegen bekanntlich um einiges höher als die üblicherweise von der Autoindustrie veröffentlichten, auf NEFZ zurückgerechneten Werte. Außerdem treiben größere Reifen, Schiebedach oder viel Ausstattung den Verbrauch nach oben – was allerdings die wenigsten Preislisten ausweisen. Mercedes, Porsche, Audi, BMW oder Skoda sind dagegen vorbildlich. Wer weiß, wo er klicken muss, bekommt dort zur Konfiguration die passenden WLTP-Daten. So sieht er sofort, ob sich sein Wunschfirmenwagen für die 0,5-Prozent-Regelung qualifiziert. Ansonsten hilft nur eine Anfrage beim Händler oder Hersteller.

Dass man durchaus reinfallen kann, zeigt ein Beispiel von Porsche. Der auch in Fuhrparks verbreitete Panamera Sport Turismo 4 E-Hybrid schafft in der Basisausstattung mit Strom exakt 40 Kilometer. Wer aber statt der 19-Zoll-Räder die 21 Zoll großen Felgen bestellt, kommt nur 39 Kilometer weit – und ist aus der günstigen Steuerregelung raus. Hier wäre der Trick, die großen Räder nachzurüsten. Laut Finanzministerium haben nachträgliche Änderungen am Firmenwagen keine steuerlichen Auswirkungen. In jedem Fall gilt es, vor der Bestellung genau hinzuschauen, sonst ist der vermeintliche Steuervorteil futsch, und man muss jeden Monat kräftig bluten.

Download Diese Plug-in Hybriden erfüllen die 0,5-Prozent-Regelung. (PDF, 0,41 MByte) Kostenlos

Dienstwagensteuer früher und heute

Für alle ab 2019 als Firmenwagen angeschafften E-Autos werden private Strecken pauschal nur mit 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises versteuert. Das gilt auch für Plug-in Hybriden, wenn sie mindestens 40 Kilometer weit rein elektrisch schaffen oder maximal 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, gemessen nach der neuen WLTP-Norm. Auch auf die sonst mit 0,03 Prozent pro Entfernungskilometer besteuerten Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte fällt nur noch der halbe Steuersatz an.

Der Gesetzgeber spricht von "Anschaffung", nicht "Neuzulassung", weshalb der verringerte Steuersatz auch für gebrauchte Elektrofahrzeuge gilt. Wenn das Unternehmen das Auto allerdings bereits 2018 anschaffte, kommt ein Arbeitnehmer nur dann in den Genuss der Steuerermäßigung, wenn der Chef das Auto 2019 erstmals als Firmenwagen einsetzt.

Für 2018 und früher zugelassene Autos wird zur Bemessung des geldwerten Vorteils weiterhin der von Kaufdatum und Batteriegröße abhängige Listenpreis angesetzt. So errechnet sich beispielsweise bei den im Jahr 2018 zugelassenen E-Autos der vom Bruttolistenpreis abzuziehende Betrag aus dem Faktor.

firmenauto dienstwagensteuer Foto: firmenauto
Dienstwagensteuer im Vergleich.