Firmenauto Fahrbericht: VW Phaeton

Nur wenige Wochen nach dem Audi A8 schickt der VW-Konzern das zweite, neue Oberklasse-Modell ins Rennen um die Gunst der betuchten Autokäufer. Wobei neu nur bedingt stimmt. Im Rahmen eines grundlegenden Facelifts wurde die 5,05 Meter lange und inzwischen acht Jahre alte Limousine vor allem optisch auf Vordermann gebracht und dem neuen Familiengesicht der Marke angebracht. Bei Motoren und dem für Tempo 300 ausgelegten Luftfederungs-Fahrwerk des allradgetriebenen Phaeton sahen die Ingenieure keinen Handlungsbedarf. Der Innenraum Die Überarbeitung hat dem Phaeton gut getan. Verarbeitung und Materialien sind top, selbst wenn das Armaturenbrett im Vergleich zu dem geschwungenen Cockpit eines Audi A8 recht konventionell wirkt. Die meisten Besitzer werden aber wohl hinten Platz nehmen, speziell in Ländern wie China, dem Land, das VW als den großen Zukunftsmarkt für den Phaeton ausgemacht hat. Schon deshalb wird es das Auto weiter auf Wunsch mit zwölf Zentimeter verlängertem Radstand geben (6.470 Euro netto Aufpreis) sowie mit vier oder fünf Sitzen. Das Klima In China mag man es gerne protzig und wird sich deshalb vielleicht auch weniger an dem riesigen Bedienelement der Fond-Klimaanlage stören, das hinten wie ein Fremdkörper auf dem Mitteltunnel thront. Dafür arbeitet die Vierzonen-Klimaautomatik nahezu zugfrei. Um die Passagiere nicht anzupusten, gelangt kalte oder warme Luft indirekt über automatisch öffnende und schließende Ausströmer in den Innenraum. 25 Elektromotoren steuern die Luftverteilung perfekt. Die Assistenzsysteme Auch was die Assistenzsysteme angeht, hat der VW nachgezogen. Ein adaptiver Tempomat, der selbstständig bis zum Stillstand runterbremst ist ebenso erhältlich wie Totwinkelassistent. Auf Wunsch erkennt der Phaeton nun Tempolimits sowie erstmals auch Zusätze wie „bei Regen“ und zeigt sie im Zentraldisplay an. Ermöglicht wird dies mit Hilfe einer Frontkamera. Sie misst nachts zudem den Abstand zum vorausfahrenden Auto und schiebt den Lichtkegel bis an dessen Heck. Kommt ein Auto entgegen, werden zusätzlich einzelne Bereiche des Lichtkegels stufenlos abgeblendet. Und das Navi nutzt nun ähnlich wie im Audi A8 Online-Dienste. So lassen sich Points of Interest über Google abrufen und als Ziel einpflegen. Die Motoren Für die erste Ausfahrt in China stand das VW-Flaggschiff mit dem V6-Benziner zur Verfügung. Der 3,6-Litermotor läuft erwartungsgemäß leise und ist mit einer klassischen Sechsgang-Wandlerautomatik gekoppelt. Um nur im Verkehr mitzuschwimmen und ohne größere Ambitionen genügen die 280 PS. Beim Überholen oder bergauf will das Gaspedal aber kräftig getreten werden. Doch selbst wenn der Vierventiler bis an den roten Bereich dreht, bleibt er dabei angenehm leise. Überhaupt fällt schnell auf: der Phaeton ist ein unaufgeregtes, komfortables Reisefahrzeug, dessen Luftfederung auch üble Straßenschäden wegsteckt. Die Preise Seit der Markteinführung im Jahr 2202 hat VW bescheidene 21.500 Phaeton verkauft. Der Neue soll nun hauptsächlich in China Boden gut machen, wo VW schon in diesem Jahr 3.000 Stück verkaufen will. Ob das angesichts des für die Luxusklasse fehlenden Image und angesichts der starken Konkurrenz im eigenen Haus auch in Deutschland klappt, bleibt abzuwarten. Zumal die Wolfsburger auch selbstbewusst an der Preisschraube gedreht haben. Der 3.0 V6 TDI kostet knapp 56.000 Euro netto, der V6-Benziner etwas unter 60.000 Euro. Damit ist der VW nicht mehr weit weg vom Preisniveau des neuen Audi A8 (ab 60.700 Euro). Zum Überholen wird der Phaeton aber frühestens 2013 ansetzen: Dann soll der Luxus-VW komplett neu an den Start gehen.