Firmenauto Opel zockelt GM hinterher

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General Motors ist wie Phoenix aus der Asche auferstanden. Von vielen Experten längst totgesagt, überstand der einst größte Autohersteller der Welt seine Insolvenz im vergangenen Jahr, bewältigte die schwere Branchenkrise und gewann am Ende seine Kunden zurück. Konzernchef Ed Whitacre kann allerorten Erfolge vermelden - nur bei der deutschen Tochter Opel geht es nicht so recht vorwärts. Der Autoabsatz ist im Keller, die Bundesregierung ziert sich noch immer, Steuergelder bereitzustellen, und die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern stocken. Und das schon seit Monaten. Dennoch versprüht Opel-Chef Nick Reilly weiter kräftig Optimismus. "Wir gehen nicht davon aus, dass wir keine Bürgschaften von Deutschland bekommen", tönte der Brite am Mittwoch nach einem Treffen mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU). Hoffnungsfrohe Botschaften dieser Art verkündete Reilly schon häufiger, seit er im Herbst das Steuer von GM-Europa übernahm. Aber Ergebnisse stehen aus. Mit Großbritannien hat bisher erst eines der Opel-Standortländer Staatshilfen von 300 Millionen Euro zugesagt.  Nicht nur bei Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), auch beim starken Betriebsrat beißt der erfahrene GM-Manager immer wieder auf Granit. Auf 265 Millionen Euro soll die Belegschaft bis 2014 jährlich verzichten. Experten sind überzeugt: Ohne diesen Beitrag ist die Rettung nicht finanzierbar. Bisher wurde aus Sicht von Betriebsratschef Klaus Franz allerdings jede zarte Annäherung sofort wieder von Management-Entscheidungen torpediert - etwa der angekündigten Schließung des Werks Antwerpen.     Der schwache Automarkt in Europa drückt zusätzlich auf die Stimmung in der Rüsselsheimer Chef-Etage. Speziell in Deutschland lahmt der Absatz, nachdem die Corsas, Astras & Co. nicht mehr durch die staatliche Abwrackprämie künstlich verbilligt werden. In Rüsselsheim werden derzeit schmerzlich die Probleme deutlich, die sich durch die Konzentration auf den europäischen Markt ergeben. "Opel wird außerhalb Europas expandieren, wenn dort Geld verdient werden kann", betonte deshalb ein Opel-Sprecher erneut.     Opel und die Schwestermarke Vauxhall wollen 2011 aus der Verlustzone fahren und ab 2012 wieder ordentliche Gewinne abwerfen. Das ist ein Jahr später als der Gesamtkonzern. Bis dahin müssen die Verkäufe allerdings kräftig steigen von zuletzt 1,2 auf 1,5 Millionen im Jahr. Gleichzeitig sollen die Kosten um dramatische 25 Prozent gesenkt werden, und zwar zum Teil schon im laufenden Jahr. So lange die Einigung mit den Arbeitnehmervertretern aussteht, ist daran aber nicht zu denken. Derlei Grabenkämpfe sind GM im Mutterland fremd. Der drohende Untergang ließ die Gewerkschaften einlenken. Der Firmenchef konnte so selbst Tabuthemen angehen. Er stampfte mit Pontiac und Saturn zwei komplette Marken ein, die nicht gut liefen. Eine dritte - die Hummer- Geländewagen - stehen auf der Kippe. Saab verkaufte er in die Niederlande. So fiel ein Verlustbringer nach dem anderen weg. Zehntausende Mitarbeiter blieben bei der Sanierung auf der Strecke - doch der Erfolg gibt der Konzernführung um Whitacre Recht. Die Kunden haben wieder Vertrauen gefasst. Seit Monaten steigen die Verkäufe in den USA. Die verbliebenen US-Marken Chevrolet, Cadillac und Buick sind so gefragt wie seit langem nicht mehr. Vor allem aber brummt das Geschäft in Asien. Die Käufer spülten so viel Geld in die Kasse, dass Whitacre einen Teil der Schulden beim Staat zurückzahlen konnte und sogar schon wieder von Gewinn im laufenden Jahr spricht. Auch die Rückkehr an die Börse scheint nicht mehr fern. Im Schlussquartal fiel unterm Strich allerdings noch ein Verlust von 3,4 Milliarden Dollar an. Doch das ist für Whitacre und seine Mannen nur ein Schönheitsfehler. Er strotzt vor Selbstbewusstsein. Sein Erfolgsrezept verriet er gleich zu Amtsantritt: "Von Autos habe ich keine Ahnung." Whitacre kommt aus der Telekombranche und hatte die gefallene AT&T wieder groß gemacht. Das Kunststück will er nun bei GM wiederholen. Von Opel wird er sich dabei nicht aufhalten lassen.