Firmenauto Premiumhersteller mit Vollgas aus der Krise

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Die deutschen Hersteller von Premiumautos fahren rasant aus der Krise: Im zweiten Quartal haben Audi, BMW und Daimler mit glänzenden Zahlen überrascht. Dabei handelt es sich nach Expertenmeinung aber nicht um eine nur vorübergehende Trendwende nach dem Krisenjahr 2009, sondern vielmehr um den Auftakt zu langfristig profitablem Wachstum. "Ich sehe weiterhin große Wachstumschancen für die deutschen Hersteller in China, aber auch die Märkte in Europa und Nordamerika werden sich wieder stabilisieren", sagte August Joas von der Münchener Managementberatung Oliver Wyman der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.Dass die Hersteller die Krise, in der sie teilweise Milliardenverluste anhäuften, so schnell hinter sich lassen können, führt Joas zu etwa gleichen Teilen auf externe Faktoren als auch auf strategische und operative Weichenstellungen in den Konzernen zurück. Derzeit erhielten die Autobauer vom boomenden chinesischen Markt oder dem im Gegensatz zum Dollar zuletzt schwächeren Euro erheblichen Rückenwind. "Es wäre aber zu einfach zu sagen: China hat uns gerettet", meinte Joas. "Die Hersteller haben sehr systematisch ihre Hausaufgaben gemacht." Die Autobauer hätten in der Krise die Produktpalette und Kosten überprüft, setzten in Entwicklung und Produktion stärker auf Module und Baukästen und ließen sich besonders im Bereich Motoren auf Kooperationen ein, um über höhere Stückzahlen Kosten zu sparen.Über den Weg der Zusammenarbeit könnten die Premiumhersteller künftig auch mit kleineren Fahrzeugen Geld verdienen, erklärte Joas. Daimler hat erst im Frühjahr mit dem französischen Konkurrenten Renault eine Partnerschaft unter anderem für die neue Generation des Smarts geschlossen. BMW arbeitet schon seit Jahren mit Peugeot bei Motoren für den Mini zusammen und Audi profitiert vom Markenverbund im VW-Konzern.Deshalb hält Joas das Ziel, 2012 Umsatzrenditen von rund zehn Prozent zu erzielen, für realistisch. "Sie sind ja teilweise jetzt schon nahe dran." 2012 dürften die Hersteller auch wieder die Niveaus wie vor der Krise erreichen. Dazu müssten aber die eingeleiteten Entwicklungen weiter vorangetrieben werden. "Wir sind noch mitten in diesem Transformationsprozess."Die Gefahr, die hohen Aufwendungen für neue Antriebstechnologien könnten die Margen in 2012 wieder auffressen, sieht Joas nur bedingt: "Die Investitionen laufen schon und werden über mehrere Jahre gestreckt. Das ist ein relativ verträglicher Prozess." Klar sei, dass am Elektroantrieb kein Weg vorbeiführe. "E-Mobilität ist keine Modeerscheinung." Allerdings werde es noch lange verschiedene Antriebsformen nebeneinander geben. "Das ist mehr ein evolutionärer Prozess." Der Kritik an den deutschen Herstellern, sie hätten die Entwicklung bei den alternativen Antrieben verschlafen, schließt sich Joas nicht an. "Die E-Mobilität kann zur Erfolgsstory für die deutschen Hersteller werden", ist der Experte überzeugt.Für die nächsten Jahre sieht Joas keinen ruinösen Verdrängungswettbewerb der deutschen Premiumhersteller in China: "Da ist genug Platz für alle, um sehr erfolgreich zu sein." Analog zur Entwicklung in Europa würde sich die Kundenbasis künftig von oben nach unten verbreitern. "Derzeit kaufen die jungen Reichen vorwiegend die Oberklassemodelle wie den Audi A8, BMW 7er oder die Mercedes S-Klasse." Künftig würden weitere Alters- und Bevölkerungsschichten mit den mittleren und kleineren Baureihen, wie 3er, A4 oder C-Klasse, verstärkt angesprochen.Insgesamt traut Joas den drei Herstellern ein Absatzvolumen von jeweils rund zwei Millionen Fahrzeugen jährlich zu. "Der weltweite Markt ist da und Premium bleibt ein Wachstumssegment." Bislang verkaufen die deutschen Premiumhersteller zwischen rund einer Million und 1,5 Millionen Autos im Jahr. Große Arbeitsplatzverschiebungen von deutschen Standorten in die Schwellenländer sieht Joas nicht zwingend. Der europäische Markt werde sich auf einem hohen Niveau stabilisieren, das die Auslastung der Werke und damit die Arbeitsplätze sichern könne. Die herausragende Aufgabe für Premiumanbieter sieht Joas im Markenmanagement, um "die Faszination und emotionale Bindung der Kunden für Fahrzeuge und Mobilitätslösungen der Zukunft zu sichern".