Firmenauto Wenn Ampeln mit Autos kommunizieren

Wenn Ampeln mit Autos kommunizieren Foto: Bild: Audi

Es gibt Tage, da scheinen sich alle Ampeln gegen den Autofahrer zu verbünden und jede Rotphase wird unfreiwillig „mitgenommen“. Im Rahmen des Projekts travolution hat Audi in einem Feldversuch jetzt in Ingolstadt Ampeln und Fahrzeuge vernetzt. Über WLAN und UMTS senden die Anlagen Informationen über die Dauer der Rotphase, das Steuergerät im Fahrzeug errechnet daraus beim Heranfahren an die Ampel eine optimale Geschwindigkeit, mit der man vor der Ampel nicht anhalten muss.Mit dieser so genannten Car-to-X-Kommunikation ließe sich nicht nur der Verkehrsfluss intelligenter steuern, auch die CO2-Emissionen könnten deutlich gesenkt werden. Denn wenn ein Pkw vor einer roten Ampel stoppt, verbraucht er allein beim anschließenden Anfahren fünf Gramm CO2. Das macht – hochgerechnet auf die hierzulande rund 60.000 Anlagen allein 15 Millionen Tonnen CO2 aus, etwa 20 Prozent des gesamten Ausstoßes. Für den Fahrer erscheint das Datenpaket der Ampelanlage als Anzeige im Display des Bordcomputers. Ein Symbol zeigt an, dass eine Verbindung des Fahrzeugs zur Anlage besteht, das Pfeilsymbol zeigt, welche Fahrspur vom System erkannt wurde und ein weiteres Icon enthält die empfohlene Geschwindigkeit, um die Ampel bei Grün passieren zu können. Sollte man trotz dieser intelligenten Grünen Welle doch bei Rot zum Stehen kommen, wird im Bordcomputer die Rest-Rot-Zeit angezeigt. Für Audi-Entwickler Cornelius Menig hat dieser Sekunden-Countdown auch eine wichtige psychologische Komponente, soll er doch Stress und Frust abbauen. Gleichzeitig würde man sich besser auf das Anfahren vorbereiten – ein kleiner aber wichtiger Anstoß zur Aufmerksamkeit im täglichen Berufsverkehr. 15 Versuchsfahrzeuge hat Audi derzeit für travolution im Einsatz. Zwei davon haben die Tempomat-Funktion adaptive cruise control (ACC) an Bord, die durch den Datentransfer von travolution den günstigsten Schaltzeitpunkt von der Ampelanlage übermittelt bekommen (smartACC-System). 25 Ampelanlagen sind bereits in das evolutionäre Modellprojekt, das 2006 von Audi zusammen mit Kooperationspartnern wie der Technischen Universität München angestoßen wurde, integriert. 27 weitere sind in Vorbereitung. Sie befinden sich vor allem an der Ringstraße, der neuralgischen Verkehrsader von Ingolstadt.Zwei Fahrzeuge der Testflotte sind außerdem mit einem Assistenten zur Vermeidung von Rotlicht-Verstößen ausgestattet. Außerdem warnt es einen Fahrer, der versucht, in eine Kreuzung einzufahren. Jedes Jahr werden in Deutschland fast 300.000 Rotsünder registriert. Ein ärgerliches Verhalten mit oft tragischen Folgen, denn etwa 100 Tote – meist Fußgänger - zählt die Statistik neben 7.500 Unfällen auf.  Die Warnung erfolgt in zwei Stufen. Zunächst eine rote Leuchte im Display zusammen mit einem Warnton. Wer dann nicht reagiert, erlebt einen kurzen Warnruck des Systems. Neben diesen Konzepten zur effizienteren Verkehrsregelung bietet das Projekt travolution auch noch ein paar andere Takte Zukunftsmusik: die Möglichkeit, beim Tanken und Parken online zu bezahlen. Die Gebühr kann jeweils automatisch nach Bestätigung durch das Bordsystem beispielsweise von der Kredit- oder Kundenkarte abgebucht werden.Das Mobilitätskonzept travolution könnte durchaus Schule machen. Neben Nachbarländern wie den Niederlanden hat auch der leidgeprüfte Verkehrsknotenpunkt Frankfurt bereits Interesse an dem Audi-Konzept bekundet.