Ford E-Transit Heizalternative für mehr Reichweite

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Ford testet Wege, um die Reichweite des Ford E-Transit zu erhöhen. Der Fokus liegt dabei auf der Innenraumbeheizung. Sich erwärmende Flächen könnten das herkömmliche Heizgebläse ersetzen und so die Reichweite pro Ladevorgang um fünf Prozent erhöhen.

Unter dem Projektnamen CEVOLVER (Connected Electric Vehicle Optimized for Life, Value, Efficiency and Range) sucht Ford seit 2018 zusammen mit der Europäischen Kommission nach alternativen temperaturbasierten Möglichkeiten, um die Reichweite des Ford E-Transit signifikant zu erhöhen. Auch gleichzeitig geht es bei dem 2022 ausgelaufenen Projekt darum, Software-Updates für E-Fahrzeuge zu entwickeln, die sich bereits auf der Straße im Einsatz befinden. Dies beinhalte laut Ford sowohl Pkw als auch leichte Nutzfahrzeuge. Bei letzterem Fahrzeugtyp geht es vor allem um professionelle Anwendungsbereiche wie Handwerk und Lieferdienst.

Warme Flächen statt heißer Luft

Nach Angaben von Ford wird auch bei Elektrofahrzeugen heiße Luft über eine Innenraumheizung in die Kabine geleitet, um das Fahrzeug zu erwärmen. Das Problem dabei: Das herkömmliche Heizungsgebläse verbraucht bei diesem Vorgang eine Menge Energie, die bei einem BEV über die Fahrzeugbatterie bereitgestellt wird. Und das reduziert die Reichweite des Fahrzeugs. Hinzu kommt, dass die Wärme durch regelmäßiges Öffnen von Fahrertüre und Laderaum schnell wieder entweicht. Die Folge: Die Heizung des Transporters läuft praktisch permanent, um dem Fahrer ein angenehmes Arbeitsklima zu ermöglichen. Doch wie Ford jetzt im Rahmen des Cevolver-Projekt zeigte, gibt es hierfür eine heiße Alternative.

Flächenheizung statt Heizungsgebläse

So lassen sich laut Ford auch Oberflächen beheizen, mit denen die Fahrzeug-Insassen in direkten Kontakt kommen, oder Flächen, die Wärme an Fahrer und Passagiere abgeben – ähnlich wie bei einer Infrarot-Heizung. Die unlängst abgeschlossenen Test hätten gezeigt, dass aufgrund der Beheizung von Oberflächen der Energieverbrauch im Innenraum eines Elektrofahrzeugs um 13 Prozent reduziert werden kann. Somit ließe sich die Reichweite bei kalten Witterungslagen im Vergleich zu einem herkömmlichen Heizungsgebläse um fünf Prozent erhöhen. Pro Jahr könne dies einen Unterschied von mehreren hundert zusätzlichen Kilometern Reichweite ausmachen. Darüber hinaus testete Ford nach eigenen Angaben auch farbliche akzentuierte Innenbeleuchtungen, mit der im Cockpit ein subjektiv kühleres oder wärmeres Temperaturgefühl erzeugt werden kann.

Der Versuchsaufbau für den Ford E-Transit

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Die entsprechende Ford-Forschungsreihe wurde von Oktober 2018 bis Oktober 2022 im Rahmen von CEVOLVER realisiert. Es handelt sich dabei nach Angaben von Ford um ein Projekt der Europäischen Kommission, das sich auf das Potenzial von Elektrofahrzeugen (Pkw und Nutzfahrzeuge) bezieht.

Die Ford-Ingenieure statteten im Rahmen des Forschungsprojekts nach Angaben des Kölner Fahrzeugbauers einen vollelektrischen Ford E-Transit mit beheizbaren Armlehnen, Fußmatten, Türverkleidungen, Sonnenblenden und einem ebenfalls beheizbaren Lenkrad aus. Die Tester mussten laut Ford während des Projekts die Fahrzeugtüren hunderte Male öffnen und schließen und simulierten damit realitätsnah den typischen Arbeitstag eines Kurierfahrers und Handwerkers. Testfeld waren vor allem Straßen in und um Köln. Die Tests fanden im Winter und Sommer statt, sowohl auf trockenen und nassen Straßen sowie bei starkem Regen und Wind – ebenfalls repräsentativ für die Alltagspraxis von Kurierfahrern und Handwerkern.

Weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Reichweite

Die Ford-Forschung hat nach Angaben des Herstellers zudem gezeigt, wie Änderungen der Wetter-, Verkehrs- und Straßenbedingungen die Reichweite beeinflussen können. Die Integration der erfassten Daten in den Reichweitenrechner könnte dabei helfen, die Reichweite in Echtzeit genauer vorherzusagen. Für Nutzfahrzeug-Flotten könnten Fahrdaten außerdem verwendet werden, um den Energiebedarf für bestimmte Routen abzuschätzen. Zudem wurde ein Wärmetauscher, der Wärme aus der elektrischen Antriebseinheit aufnimmt und zur Beheizung der Kabine beziehungsweise des Batteriepacks verwendet, getestet, aber auch ein Batteriekühlsystem zur effizienten Kühlung und Vorkonditionierung der Fahrzeugbatterie. Des Weiteren testete Ford nach eigenen Angaben ein neues Eco-Routing, welches die optimale Fahrstrecke inklusive Ladestopps errechnet, um die Reichweite des Fahrzeugs optimal zu nutzen. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Cevolver-Projekts ein intelligentes Schnell-Ladesystem getestet, das die Batterie thermisch auf den nächsten Schnell-Ladevorgang vorbereitet. Zudem hat Ford im Rahmen des Projekts heraus, dass ein zur Hälfte beladener E-Transit bei einer Außentemperatur von null Grad Celsius 75 Prozent seiner Reichweite behält, wenn er vor dem Losfahren vorgewärmt wird, verglichen mit 66 Prozent bei Verwendung ohne vorherige, kontrollierte Erwärmung des Innenraums.