GDV-Studie Hohe Reparaturkosten bei E-Autos

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E-Autos bei der Reparatur rund ein Drittel teurer als vergleichbare Verbrenner. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Konsequenzen für Flottenbetreiber.

Diese Meldung sorgte für Aufsehen: Autovermieter Hertz trennt sich von 20.000 Elektrofahrzeugen und ersetzt sie durch Verbrenner-Autos. Begründung: zu hohe Kosten für Reparaturen und Schäden an den E-Mobilen. Diese Feststellung passt zu dem Ergebnis einer Untersuchung, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu den Kosten der E-Mobilität durchführte. Danach sind E-Autos bei der Reparatur rund ein Drittel teurer als vergleichbare Verbrenner. Dieser "alarmierende Befund" (GDV) könnte die Akzeptanz der Elektromobilität schwächen und ihren Hochlauf bremsen, warnen Beobachter.

Hohe Abschreibungen durch Abbau der E-Flotte

Der von Hertz angekündigte Abbau betrifft immerhin rund ein Drittel der weltweiten Elektroautoflotte des US-Unternehmens. Dafür nimmt der Fahrzeugvermieter laut einem Bericht des "Spiegel“" eine zusätzliche Abschreibung von 245 Millionen Dollar in Kauf. Doch durch den Umstieg soll der operative Gewinn von Hertz steigen, erwartet das Unternehmen.

Reparaturkosten von E-Autos im Schnitt 30-35 % höher

Den Kurswechsel weg von Elektroautos begründet Hertz jetzt speziell mit deren teuren Reparaturen. Die Reparaturkosten von Elektroautos liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor, bestätigt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen mit Bezug auf eine neue Studie des Verbandes. Danach gehen E-Autos zwar weniger häufig kaputt als Verbrenner, aber wenn sie es tun, dann liegen die Kosten für die Reparaturen um rund ein Drittel höher als bei konventionellen Wagen.

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Warum Reparaturkosten bei E-Autos höher sind

Laut GDV sind die im Vergleich zu Verbrennern deutlich höheren Reparaturkosten bei Elektroautos auf wenige Hauptgründe zurückzuführen: Da sind zunächst die hohen Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien bei verbesserungswürdigen Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten. Zudem führe Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos zu hohen Kosten, zählt der Verband weiter auf. Etwa, weil sie sehr lang in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen in Tauchbädern in Löschcontainern zu Totalschäden werden.

Werkstätten verlangen hohe Stundesätze

Ein weiterer gewichtiger Kostenfaktor bei den Reparaturen von E-Autos sind demnach die hohen Stundenverrechnungssätze in Werkstätten. Doch die betreffen nicht nur Arbeiten an E-Autos. Wie die Experten beim jüngsten "Goslar Diskurs" der Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern deutlich machten, klagen die Kfz-Versicherer schon seit einigen Jahren über ständig weiter steigende Stundensätze in den Werkstätten. Laut Statistik des GDV erhöhten die Werkstätten ihre Stundesätze in der Zeit von 2017 bis 2022 um 18 Prozent, Lackierereien sogar um 30 Prozent. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum legte der Verbraucherpreis-Index um knapp 14 Prozent zu.

Ersatzteilpreise steigen um 8,4 %

Zusammen mit ebenfalls steigenden Ersatzteilpreisen führen die höheren Stundensätze in den Werkstätten zu massiv wachsenden Reparaturkosten nach Unfällen bei den Versicherern. Im Jahr 2022 kostete ein Pkw-Sachschaden die Kfz-Haftpflichtversicherer im Durchschnitt rund 3.700 Euro, das waren 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr, erläutert der GDV. Fünf Jahre zuvor lag dieser Wert demnach noch bei rund 2.700 Euro.

Hersteller und Werkstätten sind gefordert

Um die Preisspirale bei den Reparaturkosten zu unterbrechen, in diesem Fall besonders denen für E-Autos, appelliert die Versicherungswirtschaft an die Kfz-Hersteller und die Werkstätten, gemeinsam weiteren Kostensteigerungen entgegenzuwirken – nicht zuletzt, um zu verhindern, dass Autofahren für die Bürger immer teurer wird. Autofahren werde immer teurer werden, hieß es. Zu diesem Trend tragen demnach neben den immer höheren Reparaturkosten und dementsprechend steigenden Kfz-Versicherungsprämien ebenso weiterwachsende Umweltkosten, etwa das CO2 betreffend, sowie in der Folge hohe Treibstoffkosten bei. Und nicht zu vergessen, dass die Preise für Neufahrzeuge weiter nach oben gehen.

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Bessere Diagnosedaten über Batterie

Um die Gesamtsituation zu verbessern, appellieren die Versicherer an die Hersteller, bereits in der Entwicklungsphase von Elektrofahrzeugen die Batterien maximal unfallsicher zu gestalten. Der Grund dafür ist, dass der Ersatz einer beschädigten Batterie sehr kostspielig sein kann. Weiterhin wird gefordert, dass Werkstätten und Sachverständige nach einem Unfall Zugang zu detaillierten Diagnosedaten über den Zustand der Batterie erhalten sollten.

Mechaniker, Abschleppdienste und Feuerwehr besser ausbilden

Die Kfz-Versicherer setzen sich auch für kosteneffiziente und umweltfreundliche Reparaturanweisungen ein, einschließlich des partiellen Austauschs von beschädigten Batterien. Nicht zuletzt wird die Erstellung genauer Richtlinien für den Umgang mit beschädigten Elektroautos sowie eine umfassende Schulung von Werkstätten, Abschleppdiensten und Feuerwehrleuten gefordert. Außerdem betonen die Versicherer die Notwendigkeit, die Aus- und Weiterbildung von Fachpersonal für die Reparatur von Elektrofahrzeugen zu intensivieren.