Firmenfuhrparks gelten als Motor der Autoindustrie. Doch welche Trends zeichnen sich derzeit ab, und wie wirken sich diese aus? Ein Blick der DAT hinter die Kulissen offenbart die Dynamik und die Herausforderungen, mit denen Fuhrparkleiter konfrontiert sind.
In Deutschland rollen jährlich tausende neuer Fahrzeuge auf die Straßen, und ein beträchtlicher Teil davon stammt aus Firmenfuhrparks. Jedoch geht die strategische Bedeutung von Firmenfuhrparks weit über die reine Anzahl der Fahrzeuge hinaus. Als zentrale Entscheidungsträger stehen Fuhrparkleiter im Mittelpunkt, die mit ihrer Expertise und ihrem Management die Mobilität der Betriebsangehörigen sicherstellen.
Car Policy: Trends und Auswirkungen
Fuhrparkleiter wählen nicht nur die Fahrzeuge aus, sondern legen auch die Richtlinien fest, nach denen Dienstwagen konfiguriert werden können, welche Pool- und Servicefahrzeuge den Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Doch welche Trends zeichnen sich aktuell im Bereich der Firmenfuhrparks ab, und wie wirken sich diese auf den Gesamtmarkt aus? Ein Blick hinter die Kulissen offenbart die Dynamik und die Herausforderungen, mit denen Fuhrparkleiter konfrontiert sind.
Diesel-Dominanz und Elektrifizierung in Fuhrparks
In jedem Fall erwartet man vom Fuhrparkleiter eine Garantie für Mobilität. Sie setzen sich mit neuesten Technologien auseinander und müssen zwischen Elektrifizierung des Fuhrparks und weiterhin hohem Mobilitätsbedarf abwägen. Zwar ist sind derzeit mit 62 Prozent noch mehrheitlich Diesel-Pkw in den Flotten im Einsatz, jedoch mit einem sichtbaren Rückgang im Vergleich zu 2021 (-14 Prozentpunkte). Im Gegensatz dazu ist der Anteil alternativer Antriebe deutlich gestiegen, wobei batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) mit 59 Prozent einen Großteil ausmachen und Plug-in-Hybride (PHEV) mit 31 Prozent eine unterstützende Rolle spielen. Diese Entwicklung spiegelt die steigende Bedeutung von Elektrofahrzeugen in Firmenflotten wider und stellt die Fuhrparkleiter vor neue Herausforderungen bei der Integration und Verwaltung dieser Technologien.
Steuerliche Vorteile spielen eine Rolle
Doch auch steuerliche Vorteile für BEV oder PHEV spielen für Dienstwagenfahrer eine entscheidende Rolle, wenn auch gleichzeitig einige Fuhrparkleiter sich mit Wünschen ihrer Kollegen konfrontiert sehen, die wieder zum Verbrenner zurückkehren möchten. Unter all diesen Gesichtspunkten bleiben sie im täglichen Business zwischen Fahrzeugzulassungen, Rückrufaktionen, dem Organisieren von neuen Rädern, Werkstattterminen und Mobilitätslösungen die zentralen Ansprechpartner in den Unternehmen, wenn es um Fragen rund um die Mobilität geht.
Fuhrparkleiter schätzen E-Mobilität verhalten ein
Eine Mehrheit der Fuhrparkleiter, nämlich 69 Prozent, steht dem politischen Beschluss zum Ausstieg aus der Verbrenner-Technologie skeptisch gegenüber. Sie sind der Meinung, dass dies nicht der richtige Ansatz sei. Zudem glauben 74 Prozent nicht daran, dass ihre Flotten rein elektrisch alle notwendigen Strecken bewältigen können. Obwohl diese Zahl immer noch hoch ist, zeigt sich ein leichter Rückgang um 7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Interessanterweise möchten 45 Prozent der Dienstwagenberechtigten zum herkömmlichen Verbrennungsmotor zurückkehren, was einen signifikanten Anstieg von 13 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr darstellt.
Auto-Abos wenig für Interimsmobilität eingesetzt:
Wenn der Dienstwagen in der Werkstatt ist, der Mitarbeiter noch in der Probezeit oder der sehnsüchtig erwartete Neuwagen auf sich warten lässt, sind Zwischenlösungen gefragt. Hier springen Poolfahrzeuge bei 86 Prozent der befragten Unternehmen in die Bresche, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 77 Prozent des Vorjahres.
Doch nicht nur die eigenen Reserven werden mobilisiert. Auch die Dienste von Autovermietungen sind hoch im Kurs, mit 62 Prozent der Fuhrparkleiter, die auf diese externen Flotten zurückgreifen. Die moderne Flexibilität spiegelt sich auch in den 19 Prozent wider, die sich für Auto-Abos entscheiden, auch wenn hier ein leichter Rückgang von zwei Prozentpunkten zu verzeichnen ist. Carsharing, die geteilte Mobilität, findet bisher nur bei einer kleinen Gruppe von 6 Prozent Anklang, was auf ein noch unerschlossenes Potenzial in der Branche hindeutet.
Kenntnis von E-Fuels gestiegen
Im Vergleich zur Befragung von vor vier Jahren hat sich der Kenntnisstand bei Fuhrparkleitern rund um E-Fuels deutlich erhöht. Der Anteil derjenigen, die 2021 die synthetischen Kraftstoffe nur vom Namen her kannten bzw. gänzlich unbekannt waren, lag bei 22 Prozent. Diese Quote ist 2024 auf 9 Prozent gesunken. Somit haben sich 91 Prozent aller Befragten damit auseinandergesetzt oder in Teilen sogar intensiv beschäftigt. Von all diesen 91 Prozent halten knapp zwei Drittel E-Fuels für eine viel-versprechende, klimaschonende Alternative neben der Elektromobilität. Gut ein Drittel (34 Prozent) hält allerdings davon nichts und schätzt deren Herstellung als zu aufwändig ein.
Kommentar von Axel Schäfer, Geschäftsführer Bundesverband Fuhrparkmanagement
Das vorliegende DAT-Barometer 2024 mit Fokus auf gewerbliche Fuhrparks macht nochmal deutlich: 1. Es geht voran. 2.Die Unternehmen sind Vorreiter und können für die Mobilitätswende ein Leuchtturm sein. Im Pkw-Bestand in Deutschland hat sich der Anteil von rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) auf 2,9 Prozent erhöht. In Fuhrparks sind es fast 14 Prozent. Alternative Antriebe insgesamt liegen dort bei 23 Prozent und haben sich seit 2021 verdoppelt.
Schlechte Rahmenbedingungen für E-Mobilität
Dass die Quote nicht noch höher ist, liegt unter anderem daran, dass die Elektrifizierung der Fuhrparks zwar im vollen Gange, aber eine Umstellung oft aus den verschiedensten Gründen noch nicht möglich und darüber hinaus alles andere als trivial ist. Die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen und Prozesse führten zurückblickend zu einer Reduzierung der Investitionsdynamik in Elektrofahrzeuge. Die Förderung 2023 für Unternehmen zu beenden und gleichzeitig nicht den Bestellzeitpunkt, sondern den Zulassungstermin als Stichtagskriterium der Förderwürdigkeit anzusetzen, war kontraproduktiv. Hierauf haben wir als Mobilitätsverband mehrfach hingewiesen. Hinzukommen und kamen Lieferschwierigkeiten der Hersteller und nach wie vor fehlende Fahrzeugtypen wie Kombifahrzeuge.
Fachwissen und Erfahrung fehlen
Hieraus resultieren Planungsunsicherheiten, die eine spürbare Zurückhaltung von Unternehmen erklären können. Und nach wie vor muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter angekurbelt werden, damit Elektromobilität sich langfristig durchsetzen kann. Entscheidend sind aber Hard- und Softskills: Einmal, ob mit vorhandenen Modellvarianten und Reichweiten von E-Fahrzeugen der Mobilitätsbedarf der Unternehmen überhaupt abgedeckt werden kann und ob die Mitarbeitenden – ganz unabhängig von steuerlichen Anreizen – bereit sind, sich auf Alternativen einzulassen.
Nicht zu vergessen, dass das Thema für Unternehmen und Mitarbeitende oft ein völlig neues Feld ist und das Fachwissen und die Erfahrung fehlt. Qualifizierungsmaßnahmen sind des-wegen dringend notwendig – das wäre ein Bereich, in dem die Politik sinnvoll fördern könnte. Denn wenn alles so schwierig gemacht wird, dann sehnen sich die Verantwortlichen zurück zu den Zeiten, als es noch einfacher und vertraut war – und bestellen Verbrenner.
Methodik DAT-Barometer
Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär- und sekundärspezifischen Daten des Automarkts. Fuhrparkleiterbefragung: Im Auftrag der DAT wurden 175 Interviews über TeleResearch durchgeführt (Feldzeit: 06.02. bis 11.03.2024). Da keine amtlichen Daten zur Anzahl und Struktur der Betriebe mit Fuhrparks vorliegen, handelt es sich um eine Trendstudie. Befragt wurden Fuhrparkleiter aus Industrie, Gewerbe, Handel und Öffentlichen Dienst, die mind. zwei Kriterien erfüllen: 1) zuständig für das Fuhrparkmanagement, 2) beteiligt oder zuständig bei der Auswahl und Steuerung etwaiger Fuhrparkmanagement-Dienstleister, 3) beteiligt an der Frage der Pkw-Finanzierung.