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Intelligente Wallboxen Laden unter Last

Foto: Peugeot

Sollen in Mehrfamilienhäusern mehrere Autos gleichzeitig laden, klappt das nur mit Lastmanagement. Der ADAC hat mehrere Wallboxen untersucht. Testergebnis als Download unten.

Schon wenn drei E- oder Hybridautos gleichzeitig mit 7,4 kW laden, ist die typische Kapazität einer Hausinstallation überfordert. Mit höheren Ladeleistungen geht es noch schneller. Eine "Verstärkung" der Leitungen kann helfen, ist aber in vielen Fällen nicht ohne Weiteres möglich – und gelangt dann auch schnell an ihre Grenzen. Deshalb kommen Unternehmen mit einem größeren Elektrofuhrpark nicht darum herum, sich mit dem Thema Last­management zu befassen.

Grundsätzlich stehen dabei zwei Konzepte zur Wahl: Statisches Lastmanagement verteilt einen festgelegten Gesamtleistungswert bedarfsabhängig auf die zu ladenden E-Autos. Wohlgemerkt: Auch damit kann E-Auto 1 zum Beispiel 11 kW und E-Auto 2 etwa 7,4 kW erhalten. Dynamisches Lastmanagement berücksichtigt zusätzlich den aktuellen Leistungsbezug anderer Stromverbraucher im Haus. In jedem Fall kann die Regelung auch eine zeitbezogene Komponente umfassen – einzelne Fahrzeuge kommen beim Laden dann zu unterschiedlichen Zeiten zum Zug.

Des Weiteren wird zwischen geschlossenen und offenen Systemen unterschieden: Geschlossene Systeme setzen voraus, dass nur Wallboxen vom selben Typ genutzt werden. So kann der Hersteller die Lastverteilung genau auf seine Produkte auslegen. Es ist dann aber nicht möglich, die Installation später mit einer Wallbox eines anderen Anbieters zu erweitern – selbst bei Nachfolgemodellen desselben Herstellers muss die Kompatibilität geprüft werden. Offene Systeme nutzen den Standard OCPP (Open Charge Point Protocol), um den verschiedenen Wallboxen einen erlaubten Höchstleistungswert zuzuordnen. Die eigentliche Verteilungslogik kann in einem separaten Controller stecken – solche Lösungen gibt es etwa von den Anbietern ABL oder TMH. Oder eine Wallbox übernimmt die Funktion eines "Leaders" und steuert die gegebenenfalls von anderen Herstellern stammenden "Follower".

Eine weitere Anforderung wäre die Möglichkeit zur eichrechtskonformen Abrechnung. Außerdem muss die Installation über eine sogenannte Schieflast-Regelung verfügen: Werden E-Autos über nur eine oder zwei Stromphasen auf­geladen, müssen die Stromphasen so zugeordnet werden, dass asymmetrische Belastungen im dreiphasigen Stromnetz vermieden werden.

In der Praxis sollten Unternehmen die Planung und Ausführung der Installation deshalb einem erfahrenen Installateur überlassen. Für das nach der Novelle des Wohnungseigentumsgesetzes nun bald geltende "Recht auf eine Wallbox" empfehlen Wohnrechtler die sogenannte Markisen-Regelung: Die Eigentümergemeinschaft erlaubt jedem Eigentümer eine entsprechende Installation, macht dabei jedoch Vorgaben zur einheitlichen Ausführung. Bei dieser Planung sollte dann von vornherein der Maximalausbau berücksichtigt werden, was ein passendes Lastmanagement voraussetzt.

Fazit des Untersuchungsleiters Johannes Boos vom ADAC zur Studie: "Alle vier untersuchten Lösungen haben zuverlässig funktioniert und eine Überlastung des Stromanschlusses verhindert. Allerdings sehen wir Verbesserungspotenzial, insbesondere bei der Benutzerfreundlichkeit". Der Automobilclub fordere daher Klartext-Displays oder selbsterklärende Status-Leuchtdioden. Nachholbedarf sieht er außerdem beim Thema Diebstahlschutz der oft teuren Boxen und bei der Schieflast-Regelung in speziellen Ladekonstellationen.

Download Testergebnis als Download: (PDF, 0,64 MByte) Kostenlos