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Brennstoffzellenauto Toyota (Mirai) In der Zukunft angekommen

Toyota Mirai, Brennstoffzelle, Foto: Toyota 7 Bilder

War der erste Mirai noch so etwas wie ein Versuchsträger, soll der neue die Kombination aus Wasserstoff und Brennstoffzelle in die Großserie katapultieren.

Dass die Zukunft des Automobils elektrisch ist, daran zweifelt niemand. Wie der Strom aber generiert, gespeichert und letztendlich an den E-Motor geliefert wird, dafür gibt es unterschiedliche Lösungen. Eine davon ist die Brennstoffzelle, die Wasserstoff als Energieträger nutzt.

„Für Fahrzeuge gibt es keine bessere Energiequelle“, ist Yashikazu Tanaka überzeugt. „Wasserstoff steht unbegrenzt zur Verfügung, lässt sich lagern und transportieren. Außerdem kann die Technik kann in Pkw, Lkw und Bussen gleichermaßen genutzt werden“, sagt der Brennstoffzellenexperte und Chefentwickler des Toyota Mirai.

Toyota Mirai, Brennstoffzelle, Foto: Toyota
Mit der zweiten Generation wird aus dem etwas verknaudelten Mirai eine schicke Coupé-Limousine.

Der Mirai ist eines der beiden einzigen in Europa erhältlichen Fuel-Cell-Fahrzeugen (FCV). Nachdem Daimler im April 2020 ausstieg, beschäftigen sich nur noch wenige Pkw-Hersteller ernsthaft mit der Brennstoffzelle: Honda, Hyundai und Toyota. Wobei nun auch BMW eine Zukunft in dem Projekt sieht und eine Technologiepartnerschaft mit Toyota abgeschlossen hat.

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Die wenigen Autos, die derzeit in Europa verkauft werden, müssen außerdem erstmal Tankstellen finden. Allerdings wächst das Netz. In Deutschland und vor allem in Nordeuropa wurden in Ballungsgebieten und entlang der Hauptrouten genügend Tankstellen aufgebaut. Und wenn nun auch Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellentechnik auf die Straßen kommen, steigt der Bedarf vor allem an den Autobahnen. Hyundai etwa will noch in diesem Jahr 50 Brennstoffzellen-Trucks in die Schweiz liefern, Daimler stellte eben erst mit dem GenH2 einen Versuchsträger vor. „Brennstoffzellen-Lkw ebnen dem Wasserstoff den Weg“, ist Tanaka überzeugt.

Die Rahmenbedingungen sind also wesentlich besser als vor sechs Jahren, als Toyota den Mirai auf den Markt brachte. Das Auto war und blieb ein Exot auf den Straßen, auch wegen der mehr als gewöhnungsbedürftigen Optik. Der Preis tat ein Übriges: Um mindestens 66.000 Euro netto in einen so exotischen Firmenwagen zu investieren, musste man sehr von der Technik überzeugt sein.

Nun stellt Toyota die zweite Generation des Mittelklassewagens vor und vollzieht nach den Design-Eskapaden der letzten Jahre eine Kehrtwende. Statt einem futuristisch eckigen Zukunftsmobil fährt hier ein elegantes Sport-Coupé vor, mit langem Radstand und niedrigem Dach. Keine Frage, der fast fünf Meter lange Mirai sieht klasse aus und könnte ohne Weiteres auch einen V6-Benziner unter der Motorhaube haben.

Hyundai Nexo mit Brennstoffzelle
Wasser marsch

Schmuckes Cockpit, verständliche Bedienung: Auch innen hat sich enorm viel getan. Wer diesen Mirai als Geschäftswagen fährt, wird sich nicht mehr erklären oder gar rechtfertigen müssen. Viel wichtiger aber: Der Einstiegspreis sinkt auf knapp 54.000 Euro. Davon gehen nochmal 7.500 Euro Umweltbonus ab.

Schon seit 1992 tüftelt Toyota an der Brennstoffzelle, parallel zur Hybridtechnik. Die lange Erfahrung in der Elektrifizierung von Antriebssträngen macht sich nun bezahlt: Schlankere Produktion und die kompaktere Bauweise verkürzen die Montagezeit eines Brennstoffzellenmoduls von 15 Minuten auf wenige Sekunden, sagt Tanaka. Falls erforderlich, könne man nun die Produktion des Mirai verzehnfachen. Und wenn die Nachfrage wächst, auch kleinere, kompaktere und noch günstigere Modelle bauen. Am Ende soll ein Brennstoffzellenauto nicht mehr kosten als eines mit Hybridantrieb.

Toyota Mirai 2021 Foto: Toyota
Noch getarnt, ab 2021 bestellbar: firmenauto war mit einem der ersten nach Europa verschifften Mirai unterwegs.

Der Mirai Nummer zwei jedoch wurde erstmal größer, stärker und sparsamer. Größere Tanks erweitern den Radius von 500 auf 650 Kilometer. Doch erst die um über 50 Prozent gestiegene Energiedichte der Zellen zeigen, welchen Effizienzsprung die Technik in sechs Jahren gemacht hat. Das kompaktere Package lässt mehr Raum für Passagiere und Gepäck, die lästigen Stufen im Kofferraum und am Boden hinter den Vordersitzen sind nun verschwunden. Die bisher unter den Vordersitzen eingebaute Brennstoffzelle rutscht nach vorne in den Motorraum und der Frontantrieb wird von dem für eine sportliche Coupé-Limousine adäquateren Heckantrieb abgelöst. Außerdem fährt das E-Auto noch leiser. Summte im Vorgänger beim starken Beschleunigen die Chemiezelle immer leise im Hintergrund mit, herrscht nun Stille, abgesehen von Reifen- und Windgeräuschen.

Ein paar Gimmicks konnten sich die Entwickler dennoch nicht verkneifen. So programmierten sie einen synthetischen Motorsound, der sich anhört, als ob man mit offenem Fenster fährt. Kann man aber abschalten. Außerdem zeigt der Bildschirm an, wie effizient der Wagen die von der Brennstoffzelle benötigte Luft reinigt – in Form von Joggern hinter dem Auto. Am Ende zählt eben immer, was hinten rauskommt. Beim Mirai sind dies nur Wasser und Luft.