Der Hyundai Nexo fährt mit sauberem Wasserstoff, kommt fast 700 Kilometer weit und ist in fünf Minuten aufgetankt. Wie flottentauglich der Brennstoffzellenantrieb ist, klärt der Fahrbericht.
Brennstoffzellenfahrzeuge sind eigentlich eine feine Sache: Sie haben zwar einen Elektromotor. Doch statt stundenlang am Ladekabel zu hängen, produzieren sie ihren Strom einfach selbst. Und zwar genug für Hunderte von Kilometer. Und sauber sind sie auch noch. Schließlich bläst ihr Auspuff weder Ruß, CO2 noch Stickoxid in die Luft – sondern reinstes Wasser. Trotzdem halten nur ganz wenige Hersteller an der Brennstoffzellen-Technologie fest. Hyundai, Toyota, Honda – die Technik scheint in asiatischer Hand. Von den deutschen Automobilhersteller setzt lediglich Daimler auf die Technik und bringt 2019 den Mercedes GLC F-Cell.
Logisch, die Technik ist noch sehr teuer und es gibt derzeit erst 42 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland. Bis Ende nächsten Jahres sollen es 100 sein. Ein Fortschritt in kleinen Schritten. Dementsprechend überschaubar fällt auch das Brennstoffzellen-Angebot aus. Während der extrovertiert gestylte Toyota Mirai für 66.050 Euro (alle Preise netto) startet, kann man den Honda Clarity in Europa dagegen überhaupt nicht kaufen. Dritter und letzter im Bunde ist der nagelneue Hyundai Nexo, der jetzt den ix35 Fuel Cell ablöst. Das war es dann aber auch schon.
Rund 8.000 Euro günstiger als der Toyota Mirai
Für Fuhrparkmanager mit grünem Gewissen oder Außendienstler mit freier Fahrzeugwahl ist der neue Hyundai Nexo durchaus ein attraktives Angebot. Der schicke Crossover-SUV kostet knapp 58.000 Euro und ist damit verhältnismäßig günstig. Zielgruppe sind ökologisch orientierte Flottenbetreiber, die sich eine Full-Service-Rate von 666 Euro (15.000 km/Jahr, 36 Monate Laufzeit, 11.107 Euro Leasing-Sonderzahlung) leisten wollen.
Die 4,67 Meter lange Karosserie des Nexo trägt viel aerodynamischen Feinschliff. Dank Luftschlitzen in den Stoßfängern, automatisch versenkbaren Türgriffen und speziellen Luftkanälen in der D-Säule beträgt der cw-Wert gerade einmal 0,32. Und während Vorgänger ix35 Fuel Cell noch auf einem konventionellen SUV aufbaute, basiert der Nexo auf einer vollkommen eigenständigen Plattform.
Das bringt Vorteile, da die Antriebselemente platzsparend untergebracht sind. Brennstoffzelle und Elektromotor sitzen unter der Motorhaube, Wasserstofftanks unter dem Fahrzeugboden im Heck. Es gibt also keine Einschränkungen beim Raumangebot. Vorne wie hinten sitzt man bequem und der Kofferraum nimmt mit 461 bis 1.466 Litern noch reichlich Gepäck mit. Auch ist die aktuelle Brennstoffzellengeneration des Nexo wesentlich moderner als die des ix35. Sie ist kleiner, leichter und um einiges leistungsfähiger.
So funktioniert die Brennstoffzelle
Wie die Technik funktioniert, ist schnell erklärt: Der Wasserstoff wird mit einem Druck von 700 bar getankt und verteilt sich im Hyundai auf drei mit Kohlefaser ummantelte Tanks mit einem Fassungsvermögen von 6,33 Kilogramm. Die Tanks sind mit einer 4,5 Zentimeter dicken Kohlefaserschicht crashsicher ummantelt. Zwei befinden sich vor der Hinterachse, einer dahinter.
Die Brennstoffzelle wandelt in 440 sogenannten Stacks den Wasserstoff in einer chemischen Reaktion in Strom um und treibt den 120 Kilowatt (163 PS) starken Elektromotor an. Zusätzlich hat der Nexo einen nur 1,56 kWh große Hochvoltbatterie als Zwischenspeicher für den beim Bremsen gewonnenen Strom. Wie stark der Nexo rekuperiert, regelt der Fahrer am Lenkrad.
Innen ein futuristischer Öko
Der Innenraum ist nicht nur luftig geschnitten ist, sondern sieht genauso futuristisch aus wie der Kommandostand eines modernen Passagierflugzeugs. Zwei sieben beziehungsweise 12,3 Zoll große Displays breiten sich über das halbe Cockpit aus und wirken wie aus einem Guss. Umweltfreundliche und recyclte Materialien sollen den hohen Technologieanspruch im Hyundai weiter unterstreichen. An den Türverkleidungen, den Sitzpolstern sowie den Dachsäulen wurde Mais verarbeitet, der Teppich enthält Zuckerrohrfasern und für die Farben im Innern wurden Anteile aus Raps- und Sojaölen beigemischt.
Neue Fahrerassistenten im Hyundai
Der Nexo setzt sich mit teils wegweisenden Assistenzsystemen in Szene. Zum reichhaltigen Angebot zählt hier ein ganz besonders aufmerksamer Warner: Setzt der Fahrer zum Spurwechsel den Blinker, übertragen Kameras in den Außenspiegeln das Bild auf das digitale Kombiinstrument. So lässt es sich wesentlich einfacher erkennen, ob sich gerade ein Fahrzeuge im toten Winkel befinden. Enge Parklücken sind für den Koreaner ebenfalls kein Problem, denn der Hyundai rollt jetzt mittels Fernbedienung ganz galant in sie hinein und natürlich auch wieder hinaus.
Der Nexo fährt sich leise und komfortabel
Einen Wählhebel gibt es im Wasserstoff-Hyundai nicht, stattdessen wird die Einstufenautomatik über Tastenfelder auf der ausladend breiten Mittelkonsole bedient. Die ragt recht dominant zwischen den Vordersitzen hervor und ist völlig gegen den Trend nur so vollgestopft mit Schaltern. Ist der D-Knopf endlich gefunden, rollt der Nexo los. Der SUV fährt sich spielerisch einfach und hat genug Kraftreserven, da das maximale Drehmoment von 395 Nm ab der ersten Elektroumdrehung bereit steht. Wer es auf die Spitze treiben will, spurtet in 9,2 Sekunden auf Tempo 100, oder eine Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h. Doch insgesamt ist der Wagen ein gemütlicher Cruiser, glänzt mit einem guten Fahrkomfort und bleibt auch bei höherer Geschwindigkeit beständig leise.
Verbrauch nahe der Werksangabe
Als Durchschnittsverbrauch nach der neuen WLTP-Norm gibt Hyundai 0,95 Kilogramm an. Dieses würde einer theoretischen Reichweite von 666 Kilometern entsprechen. Auf unserer zügig gefahrenen Runde meldete der Bordcomputer im Schnitt 1,2 kg Wasserstoff. Im Alltag wäre das gut für 520 Kilometer Reichweite. Momentan kostet ein Kilo H2 etwa 8,50 Euro netto. So liegt der Verbrauch des Wagens preislich auf dem Niveau eines konventionellen Benziners, bei Null lokalen Emissionen. Wird der Wasserstoff wie häufig in Skandinavien aus erneuerbaren Quellen hergestellt, wäre der Hyundai komplett CO2-neutral unterwegs. Wie für jedem Hyundai gibt´s auch für den Nexo eine fünfjährige Garantie. Auf den Hochvolt-Akku werden sogar acht Jahre oder bis zu maximal 200.000 Kilometer gewährt.