Wer Business-Limousine sagt, meint häufig den Audi A6. Doch auch als Kombi hat der große Audi viel zu bieten. Die Kaufberatung nennt alle Kosten und gibt Tipps für die richtige Ausstattung.
Die Position von Autos der gehobenen Mittelklasse in Fuhrparks hat sich in den letzten Jahren deutlich verschoben. Seit Mercedes E-Klasse, BMW 5er oder Audi A6 immer größer und vor allem teurer wurden, sind diese Modelle heute häufig nur noch in der Chefetage zu finden. Auch der 4,94 Meter lange Audi A6, dessen achte Generation im Frühjahr 2018 als Limousine und im Herbst als Avant auf den Markt kam, klopft mit jeder Menge Fahrhilfen und allerlei technischen Raffinessen an der Oberklasse an. Das gilt natürlich auch für die Preise, die bei knapp unter 40.000 Euro netto für die Limousine starten.
Doch im Gegensatz zur Luxuskarosse A8 gibt es den A6 eben auch als Kombi, als Luxus-Laster für den gehobenen Außendienst also, mit dem man bei keinem Kunden aneckt. Er kombiniert Komfort auf höchstem Niveau mit viel Nutzwert und bietet seinen Passagieren Platz ohne Ende. Das gilt selbst hinten, wo die Kollegen auf einer bequemen, körpergerecht geformten und straffen Rückbank auf langen Dienstreisen sehr bequem untergebracht sind.
Sein Kofferraum fasst satte 565, bei umgelegter Rückenlehne sogar 1.680 Liter. Das Ganze Audi-typisch hochwertig eingerichtet, mit robustem Velours ausgelegt und firmenwagentauglich mit Schienen, Stangen und Netz zur Ladungssicherung ausgestattet.
Limousine, Kombi, auf Wunsch im Offroad-Look: Weil der A6 den Spagat zwischen Alltagsfahrzeug für Vielfahrer und Chef-Limousine schaffen muss, gibt es eine große Bandbreite an Ausstattungen und Individualisierungsmöglichkeiten. Aber immer wirkt er innen sachlich nüchtern, erst recht, wenn der Kunde das S-Line-Sportpaket samt Alu-Zierrat wählt. Doch das ist gewollt und eben etwas, in dem sich Audi von der heimeligen Anmutung eines Mercedes oder dem skandinavischen Stil eines Volvo unterscheidet.
Wie im A8 sitzen in der Mittelkonsole zwei große Touchscreens mit spür- und hörbarer Rückmeldung, auf denen sich wie beim Tablet Kacheln und Bedienelemente individuell platzieren lassen. Dazu einige wenige Tasten und Regler sowie ein großes Display hinterm Lenkrad, auf das der Fahrer eine breite Navigationskarte oder Bordinfos schaltet. Aber trotz der vielen Funktionen und Einstellmöglichkeiten erschlägt das System den Fahrer nicht. Im Gegenteil: Seine Struktur ist übersichtlich und die Untermenüs selbsterklärend aufgebaut. Und wer nicht tippen will, nutzt eben die hervorragend funktionierende Sprachsteuerung und sagt dem Auto, was es tun soll – Heizung hochfahren, ein Sonderziel online suchen. Dagegen wirkt die Möglichkeit fast schon antiquiert, mit dem Finger ein Fahrtziel auf ein kleines Touchpad zu kritzeln.
Der A6 ist jedenfalls vernetzt wie kein anderer Audi und hat bis zu 39 Fahrerassistenten an Bord. Mithilfe von fünf Radarsensoren, fünf Kameras, zwölf Ultraschallsensoren und einem Laserscanner berechnet das Auto permanent ein detailliertes Abbild der Umgebung. Selbst nachts, wenn die Infrarotkamera ein Schwarz-Weiß-Bild der Straße ins Cockpit spielt.
Alle Systeme arbeiten angenehm unaufgeregt im Hintergrund, sodass der Fahrer erst etwas von ihnen mitbekommt, wenn’s wirklich nötig ist. Etwa, wenn er rückwärts aus der engen Hofeinfahrt stößt und sich ein Fußgänger nähert. Oder er die Tür öffnen will, obwohl ein Radfahrer heranrauscht. Außerdem weiß der Wagen dank detaillierter Kartendaten, dass hinter der nächsten Kurve eine Ortseinfahrt oder ein Tempolimit lauert. Dann fordert er den Fahrer mit einem leichten Zucken im Pedal auf, den Fuß vom Gas zu nehmen. Hält man sich daran, rollt der A6 dann mit abgeschaltetem Motor im Freilauf ums Eck.
Denn fast alle Motoren sind mittlerweile auf 48-Volt-Technik umgestellt, können beim Bremsen Strom rekuperieren und speichern. So haben sie genügend Energie, um Bordverbraucher auch bei abgeschaltetem Motor mit Strom zu versorgen. Die Benziner werden ebenfalls nach und nach umgestellt. Unser Testwagen, ein 204 PS starker A6 Avant 40 TDI mit Frontantrieb, verbrauchte jedenfalls dank der Spritspartechnik über gut 2.500 Kilometer nur 6,6 Liter.
Varianten und Motoren
Als Firmenwagen ist traditionell der Kombi besonders beliebt. Den gibt es nun auch wieder als Allroad im rustikalen Offroad-Look. Allradantrieb und Luftfederung sind Serie. Da es den Allrad nur mit V6-Diesel gibt, ist er nicht unter 51.680 Euro zu haben.
Abgesehen vom kleinen Benziner sind alle Motoren als spritsparende Mildhybriden mit 48-Volt-Technik konzipiert. Dieselfahrer sollten mindestens den 40 TDI wählen. Der 204 PS starke Vierzylinder kostet nur 1.900 Euro mehr als der 35 TDI, ist aber 41 PS stärker. Das Plus an Leistung kann man gut gebrauchen, da der A6 fast 1,8 Tonnen wiegt. Speziell auf langen Strecken cruist es sich mit diesem Motor angenehm. Und obwohl er den sehr lang übersetzten siebten Gang der Automatik erst bei rund 120 km/h einlegt, kann man in der Praxis gut mit sechs bis sieben Litern auskommen. Die Welt der V6-Diesel beginnt mit dem 231 PS starken
45 TDI, der mit Allradantrieb geliefert wird (sonst rund 2.300 Euro). Außerdem sortiert dort eine fein abgestimmte Achtgang-Wandlerautomatik statt eines Doppelkupplungsgetriebes die Gänge. Ganz oben rangiert der 349 PS starke S6, den Audi nur noch als Diesel auflegt.
Von den Benzinern empfehlen wir als Firmenwagen lediglich den ausgewogenen 45 TFSI mit 245 PS. Der V6-Benziner des 55 TFSI spielt wegen seines hohen Verbrauchs so gut wie keine Rolle.
Multimedia
Auf drei gestochen scharfen Displays läuft die komplette Bedien- und Medienwelt des A6. Das Menü ist leicht verständlich aufgebaut, einzelne Kacheln lassen sich auf Wunsch verschieben und Favoriten in einer eigenen Leiste für den direkten Zugriff gesammelt ablegen. Der Fahrer bedient also sämtliche Funktionen wahlweise über die Touchscreens, über Lenkradtasten, per Sprache oder per Schrifteingabe auf einem Touchpad.
Da man mehrere Telefone parallel anmelden kann, lassen sich berufliche und private Adressen gut getrennt verwalten.
Die onlinefähige Navigation funktioniert dank Google-Suche hervorragend. Sie zeigt in Städten sogar, auf welcher Spur man gerade fährt. Ob man 2.012 Euro fürs virtuelle Cockpit ausgeben will, ist Geschmackssache. Auch bei den Musikoptionen lässt Audi nichts anbrennen. Empfehlenswert sind DAB-Radio (361 Euro), Disc-Laufwerk (100 Euro) sowie das kleinere Soundsystem von Bang & Olufsen (966 Euro).
Ausstattung
Natürlich könnte man gut mit einem A6 in Grundausstattung leben. Dann kommt er schwarz lackiert – jede andere Farbe kostet extra (inklusive Individuallackierungen für 2.437 Euro stehen 85 Farben zur Wahl) –, auf 17-Zöllern, mit Stoffsitzen, Klimaautomatik, Radio und MMI-Navigation sowie elektrischer Heckklappe. Dazu mit einem Mindestmaß an Assistenten wie Audi Pre Sense, das Fahrer und Fahrzeug auf einen drohenden Heck- oder Frontaufprall vorbereitet.
Daneben gibt es die beiden Linien Design und Sport, die, abgesehen von den Schaltwippen am Lenkrad, funktional kaum Mehrwert bringen.
Nicht verzichten sollten Sie auf:
Totwinkelwarner (588 Euro): warnt auch beim Türöffnen, wenn sich Radler nähert. Matrix-Scheinwerfer (1.302 Euro): passen sich der Verkehrs-, Fahrbahn- und Wettersituation an und leuchten extrem hell. Ein echter Sicherheitsgewinn. Parksensoren (655 Euro). Schlüsselloser Zugang (706 Euro). Diebstahlortung (605 Euro). Akustikglas (420 Euro): verringert das Geräuschniveau im Innenraum hörbar. Beheizbare Frontscheibe (495 Euro): ideal für Laternenparker. Verringert die Windgeräusche. Schwenkbare Anhängekupplung (886 Euro): die nötige Basis für E-Bike-Heckträger. Beheizbare Ledersitze (ab 1.200 Euro) plus Lenkradheizung (260 Euro). B-&-O-Soundsystem (966 Euro): sehr klarer, räumlich gut aufgelöster Klang. DVD-Laufwerk (100 Euro): für alle, die noch CDs im Schrank haben. DAB-Radio (361 Euro): weil analoges Radio endlich ist. Phonebox (420 Euro): kabelloses Laden sowie besserer Empfang, da Handy die Autoantenne nutzt. 73-Liter-Tank (92 Euro). Nett zu haben, aber kein Muss: virtuelles Cockpit (2.012 Euro) samt größerem Navibildschirm. Smartphone-Interface (231 Euro): Wer braucht Apple Carplay, wenn das Bordsystem so gut funktioniert? Panorama-Glasdach (1.588 Euro): bringt richtig viel Licht in den Innenraum. Rückfahrkamera (395 Euro). Assist.-Paket Tour (1.588 Euro): adaptiver Tempomat und mehr. Luftfederung (1.680 Euro): mehr Komfort, aber teuer.
Darauf können Sie verzichten:
Nachtsichtassistent (1.806 Euro): lenkt mehr ab, als er hilft. Tempolimitübernahme (168 Euro): Wir bremsen lieber selbst. Umgebungskameras (966 Euro): teure Spielerei, die man in der Praxis selten nutzt.