Kia XCeed 1.6 CRDi DCT Spirit im Test Gebremster Sparer

Kia Xceed 2019 Foto: Thomas Kueppers 26 Bilder

44 Millimeter mehr Sitzhöhe und Plastikbeplankung machen den Ceed zum Kia Xceed. Unter der Haube will ein Mildhybrid-Dieselantrieb Sprit sparen – mit Automatik klappt das nicht so, wie unser Test zeigt.

Aus einem Modell viele verschiedene Varianten zu ziehen, ist eigentlich eine Spezialität von VW. Doch Kia lernt schnell, und so gibt es den kompakten Gegenspieler zum Golf, den Ceed, inzwischen in vier Versionen. Jüngste Kreation ist der Xceed. In der Pressemappe betonen die Marketingspezialisten die schlechtwegetaugliche Bodenfreiheit von über 18 Zentimetern, um dann im nächsten Satz den wahren Grund für die höhere Lage zu nennen: Die Einstiegshöhe. 44 Millimeter weiter oben liegt die Sitzposition, das gesamte Auto überragt den herkömmlichen Ceed nur um fünf Zentimeter. Weil der Radstand trotz gut acht Zentimeter mehr Außenlänge unverändert bleibt, sind auch die inneren Abmessungen beinahe identisch.

Vorn wie hinten reichen die Platzverhältnisse aus, in den Gepäckraum passen 426 bis 1.378 Liter, wenig mehr als im Ceed. Allerdings muss das Gepäck erst einmal über eine hohe Ladekante, und innen geht es dann nochmal abwärts. Hier hilft die größere Bodenfreiheit nicht besonders. Ohne Gepäck bekommt von derlei Beschwerlichkeiten nichts mit und freundet sich schnell mit den recht bequemen Sitzen an. Eine Option mit Rückenzertifzierung wie etwa Opel oder VW bietet Kia leider nicht an. Dafür ist das Infotainment auf dem aktuellen Stand: Serienmäßig ist in der getesteten Spirit-Version ein 20-Zentimter-Touchscreen mit Android-Auto und Apple Carplay. Gegen 1.170 Euro Aufpreis kommt eine Navigationsfunktion samt Online-Anbindung obendrauf. Die Tomtom-Verkehrsdaten kennen auch den kleinsten Stau und die Sprachbedienung versteht freie Befehle zuverlässig. Außerdem kann man per App schon vorab Ziele ans Auto senden sowie den aktuellen Wartungsstand einsehen. Dabei helfen Tasten und Drehregler dabei, die Bedienung ablenkungsarm zu gestalten.

Kia Xceed 2019 Foto: Thomas Kueppers

Hybridantrieb teils noch ungeschliffen

Das ist auch gut so, denn einige der integrierten Assistenzsysteme können nicht so recht überzeugen. Sie sind Teil des Xclusive-Pakets für 1.340 Euro, das auch Sitzheizung hinten, schlüssellosen Zugang und elektrische Heckklappe enthält. Praktisch sind Notbremsassistent und Querverkehrswarner beim Ausparken, weniger zuverlässig funktioniert der Spurführungsassistent. Er aktiviert sich auch bei gesetztem Abstandstempomaten und will unseren Testwagen immer weit rechts nahe der dortigen Fahrbahnmarkierung halten. Gegenlenken verhindert er mit erstaunlicher Kraft – das Ergebnis: Er blieb nach dieser mehrmaligen Erfahrung für den Rest des Testes deaktiviert.

Kia Xceed 2019 Foto: Thomas Kueppers

Ebenfalls noch Feinschliff nötig hat der Antrieb. Ein 1,6-Liter-Diesel leitet seine Kraft in ein Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe. Das funktioniert gut und ruckfrei, wäre da nicht die neue 48-Volt-Mildhybridtechnik. Ein 16-PS-Riemenstartergenerator unterstützt die Beschleunigung unmerklich, bremst aber spürbar ab, sobald man vom Gaspedal geht. Dabei speichert er Energie in einen kleinen Akku. Das soll Sprit sparen. Klappt auch mit Schaltgetriebe. Dann nämlich geht der Kia in den Leerlauf, sobald kein Gas anliegt, und rollt widerstandsfrei dahin. Die Rekuperation kommt erst beim Tritt aufs Bremspedal.

Bei der Automatikversion fällt das Leerlauf-Rollen unverständlicherweise weg, und die Bremse geht direkt zu. So muss selbst bergab leichter Druck aufs Gaspedal, damit der Xceed nicht langsamer wird – zulasten des Verbrauchs. Auf unserer sparsam gefahrenen Normrunde verlangte der Diesel nach 6,6 Litern, nur mit viel Mühe und sehr gleichmäßiger Fahrweise unter Tempo 130 schafft man deutlich weniger. Nur zum Vergleich: Ein Seat Leon mit Benziner und mehr Leistung war vor kurzer Zeit sparsamer unterwegs.

So müssen Sparfüchse auf den Doppelkupplungskomfort auch wegen der 1.550 Euro Aufpreis verzichten. Oder sie wählen den Plug-in Hybriden, der mit Automatik gut funktioniert, und der nach Abzug der Umweltprämie sogar günstiger ist als der Diesel. Allen Antrieben gemein sind die angenehmen sonstigen Fahreigenschaften des Xceed. Das Fahrwerk schafft auch ohne Verstelldämpfer einen guten Kompromiss zwischen Komfort sowie Kurventauglichkeit und die Geräuschkulisse ist erfreulich niedrig. Wenig aufregend sollten auch die Reparaturkosten sein, immerhin gibt Kia immer noch sieben Jahre oder 150.000 Kilometer Garantie. In Verbindung mit dem attraktiven Listenpreis (Testwagen 29.080 Euro) dürfte die neue Variante dann doch den ein oder anderen Dienstwagenfahrer überzeugen.

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