Eine moderne Plattform, milde Hybride sowie ein digitalisierter Innenraum: Land Rover legt den Discovery Sport neu auf. Damit hatte keiner so schnell gerechnet.
Vornehm und zurückhaltend, so sind die Briten halt: Eigentlich wäre für den Land Rover Discovery Sport nach seiner dreijährigen Bauzeit eine Modellpflege fällig gewesen. Aber weit gefehlt: Schon jetzt präsentieren die englischen Offroad-Profis die Neuauflage des Sport-SUV. Neue LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, überarbeiteter Kühlergrill, dazu geänderte Stoßfänger - zunächst deutet alles auf ein gewöhnliches Facelift hin. Die ursprünglich asymmetrisch gestylte Heckpartie zeigt sich dagegen völlig umgestaltet und präsentiert sich nun in ganz rund. Dass es die Briten dabei belassen, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass der 4,60 Meter lange Geländewagen mit knapp einer halben Million Exemplaren das weltweit meistverkaufte Modell von Land Rover ist. Man will die Kundschaft nicht mit Designexperimenten überfordern.
Die Überraschungen stecken unterm Blech
Die eigentliche Revolution fand jedoch ganz tief unter dem Blech statt. So baut der Discovery Sport auf einer völlig neuen, um 13 Prozent verwindungssteiferen Plattform auf. Diese Premium Transversale Architektur (PTA) genannte Basis lässt sich endlich mit elektrischen Antrieben kombinieren, die den Flottenverbrauch nach unten drücken sollen. Daher sind nahezu alle Motoren als Mild-Hybride ausgelegt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Im Vergleich zu seinem Vorgänger fährt sich der Discovery Sport des Modelljahrs 2020 um einiges handlicher und komfortabler und macht auch abseits befestigter Straßen eine gute Figur. Dank Allrad, langen Federwegen sowie einer enormen Achsverschränkung überwindet er fast jedes Hindernis oder wühlt sich eindrucksvoll über Stock und Stein. Beim Discovery Sport handelt es sich eben nicht einfach um ein hochgebocktes SUV, er bleibt weiterhin ein waschechter Geländewagen.
Digitalisierter Innenraum
Der Innenraum des Mittelklasse-SUV wird nun mit hochwertigen Materialien seinem Premium-Anspruch gerecht. Da, wo beim Vorgänger noch einfaches Hartplastik verbaut war, verwenden die Briten jetzt aufgeschäumte, angenehm anzufassenden Kunststoffe. Vor dem Fahrer sitzt ein 12 Zoll großes Kombiinstrument, rechts daneben der 10-Zoll-Touchscreen fürs Infotainment, welches einen Wlan-Hotspot sowie eine Smartphone-Vernetzung mitbringt. Klimaautomatik und die vielen Allrad-Funktionen bedient der Fahrer über einen Extra-Bildschirm darunter. Und ihre Handys können die Passagiere an zahlreichen USB-Ports laden, oder an der induktiven Ladestation unterhalb der Mittelkonsole.
Der Innenspiegel wird zum Display
Man ist großzügig untergebracht im Discovery Sport und die neuen Sitze sind bequem. Genügend Platz findet sich auch im Heck, dessen Kofferraum großzügige 897 Liter fasst. Klappt man die dreigeteilten Rücksitzlehnen um, wächst das Kofferabteil auf 1.794 Liter, allerdings mit leicht ansteigender Ladefläche. Es gibt den Briten auch weiterhin als Siebensitzer, doch den Notbehelf für Kleinkinder oder die Kurzstrecke lässt sich Land Rover – wie viele andere Extras auch – mit knapp 1.100 Euro teuer bezahlen (alle Preise netto). Gleiches trifft für den neuen digitalisierten Innenrückspiegel zu, für den bis zu 500 Euro fällig sind. Wobei Spiegel in die Irre führt. Vielmehr handelt es sich um einen kleinen Bildschirm, der das von einer Dach-Kamera in der Antennenfinne aufgenommene Bild formatfüllend abbildet. Man muss sich daran gewöhnen, doch der Blick nach hinten per Bildschirm ist dann sehr praktisch, wenn der Wagen bis unters Dach beladen ist. Wer das neue Digital-Feature nicht mag, kann es auch abschalten und erhält so wieder einen herkömmlichen Innenspiegel.
Auch nach vorne lässt sich das Sichtfeld erweitern, denn wie schon im Evoque sitz auch im Disco Sport eine Kamera unter dem Boden. Sie filmt, was der Wage unter die Räder nimmt, und montiert daraus eine Sicht von oben, quasi durch eine durchsichtige Motorhaube. Das Bild im Touchscreen der Mittelkonsole zeigt Hindernisse vor oder unter dem Vorderwagen befinden und ist beim Offroad-Einsatz hilfreich.
Elektrische Unterstützung für die Motoren
Bei den Motoren bedient sich der Discovery Sport der gleichen Triebwerke wie der aktuelle, kleinere Evoque. Zwei Liter Hubraum sind Standard, sowohl bei den Benzinern als auch den Dieseln. Sie leisten zwischen 150 und 250 PS. Der Basis-Diesel D150 fährt als Sechsgang-Handschalter und mit Frontantrieb vor. Bei allen anderen Triebwerken zählt neben dem automatisch zuschaltenden Allradantrieb und der Neunstufen-Automatik auch ein Mild-Hybridsystem mit 48-Volt-Technik zum Standard. Dabei wird die beim Bremsen oder Verzögern gewonnene Energie in einem kleinen Akku gespeichert, um beim anschließenden Beschleunigen den Motor zu unterstützen.
Anfang nächsten Jahres kommt noch ein kleiner Dreizylinder, den es zudem als Plug-in Hybriden geben wird. Anstelle des verwendeten Riemen-Startergenerators sorgt dann ein kräftiger Elektromotor für Schub.
Bis dahin stehen drei Vierzylinder-Diesel und zwei Benziner mit ebenfalls vier Töpfen im Angebot. Wir empfehlen die beiden Topversionen als standesgemäße Motorisierungen mit 240 beziehungsweise 250 PS beim Benziner. Beide Motoren laufen kultiviert und legen sich mächtig ins Zeug. Ihre Neunstufen-Automatik glänzt mit sanften, ruckfreien Schaltvorgängen. Besonders der Selbstzünder gefällt und beschleunigt mit seinen 500 Nm an Drehmoment noch nachdrücklicher.
Trotzdem wünscht man sich bei flotten Überholmanövern einen Tick mehr Power. Auch die milde Elektrounterstützung überzeugt nicht ganz: Statt der angegebenen 9,3 Liter schluckte der P250 AWD knapp 12 Liter, und beim D240 AWD stand nach unser einigermaßen flott gefahrenen Testrunde eine neun vor dem Komma des Bordcomputers, anstelle der versprochenen 7,1 Liter. Zugegeben, wir waren recht flott unterwegs.