Mieten per App Automiete übers Smartphone

MietwagenApp Foto: AdobeStock

Bei immer mehr Autovermietern können Firmenkunden ihre Fahrzeuge per App ohne Umwege über den Schalter buchen. Das können die Anbieter.

Bislang galt: Wer für seine Geschäftsreise einen Mietwagen braucht, muss sich am Schalter in die Schlange reihen. Bis man die Autoschlüssel in der Hand hat, kann es dauern. Führerschein und Kreditkarte vorlegen, Buchung heraussuchen lassen und Mietvertrag unterschreiben. Manchmal ist der reservierte Fahrzeugtyp da, manchmal ein Upgrade möglich.

Das alles soll bald schneller gehen. Die Autovermieter rüsten digital auf und automatisieren den gesamten Anmietprozess. Die Internet-of-Things-Technologie macht es möglich. Künftig haben die Kunden den Ablauf von der Buchung über die Fahrzeugübernahme bis zur Abgabe selbst in der Hand – per Smartphone-App. Für Geschäftsreisende bedeutet das: Man spart Zeit. "Die nächsten fünf Jahre werden für die Autovermietung spannender sein als die letzten zwanzig Jahre zusammen", ist Martin Gruber, Geschäftsführer der europäischen Avis-Budget-Sparte, überzeugt.

Mit der Digitalisierung und immer neuen On-Demand-Innovationen auf dem Mobilitätsmarkt stehen klassische Autovermieter vor der Frage, wie sie ihr Kerngeschäft den neuen Flexibilitätsansprüchen der Kunden anpassen können. "Eine der größten He­rausforderungen aus unserer Sicht ist es, die heutigen und zukünftigen technologischen Möglichkeiten so zu nutzen, dass sie echten Mehrwert bieten", sagt Christian Holler, Leiter geschäftliche Mobilität bei Enterprise Rent-A-Car und National Car Rental.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Vermietern

Wer erfindet das Autoverleihen neu? Die großen Vermieter liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Alles soll einfacher gehen und vor allem schneller. Für Firmenkunden bleibt die Kurzzeitmiete als Ergänzung der unternehmenseigenen Mobilitätskonzepte für Dienstreisende und für temporäre Mitarbeiter eine etablierte Lösung. Während die Flottenmanager mit Mietwagen die Kosten genau kalkulieren und möglicherweise auch den Fahrzeugpool verkleinern können, kommt es den Reisenden im Tagesgeschäft vor allem darauf an, flexibel sein zu können.

Die Buchung per App an sich ist nicht neu. Schon seit einigen Jahren geben große Vermieter Leih­wagen an Registrierte aus, die Reservierungen von unterwegs verwalten können. "Unser Ziel war es, den Mietprozess zu vereinfachen und unseren Kunden die neuesten Tools zur Verfügung zu stellen, die ihren Anforderungen entsprechen", sagt Mark Servodidio, Präsident der Avis Budget Group.

Jetzt verlängern die Autovermieter den digitalen Buchungsweg und bringen den Kunden direkt in den Fahrersitz. Dafür machen sie ihre Pkw-Flotten für die Kommunikation mit Smartphones. Kunden können jetzt schon einzelne Fahrzeuge orten und buchen, ähnlich wie bei Carsharing-Autos. Geöffnet werden die Mietwagen über digitale Zugangscodes, welche die Vermieter an die App übermitteln.

Per App kann der Kunde dann nicht nur einen Leihwagen buchen, den Fahrzeugtyp ändern, Upgrades vornehmen, Buchungen verlängern oder stornieren, sondern ohne Umweg über den Schalter auch direkt zum Parkplatz gehen. Die App nennt das Kennzeichen des Autos, auf welchem Parkplatz es steht und den Zugangscode. Mit einem Klick lässt sich das Auto öffnen – und später auch wieder abgeben.

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Nicht nur die Buchung wird digitalisiert, idealerweise kann der Kunde den Mietwagen auch per App öffnen.

"Durch den digitalen Schlüssel auf dem Smartphone revolutionieren wir den Anmietprozess und schenken unseren Kunden Zeit", erklärt Erich Sixt, Vorstandsvorsitzender der Sixt SE. "Counter-Bypass" heißt der neue Service, mit dem der Stationsschalter digitalisiert wird und der den Autovermietern das Kerngeschäft auch künftig sichern soll. Denn für viele Geschäftsreisende bleibt die klassische Autovermietung trotz der vielen Mobilitätsalternativen eine notwendige Option. Wer abseits der Ballungsräume unterwegs ist und ein Fahrzeug länger braucht, um von A nach B zu kommen, wird sich für einen Leihwagen entscheiden.

Bei manchen Anbietern nur für Premiumkunden

In den Genuss des zeitsparenden Service kommen aber nur registrierte Premiumkunden oder Teilnehmer eines Treueprogramms. Abgerechnet wird nach vereinbarten Modalitäten. Neukunden können sich bei einigen Autovermietern wie Sixt und Hertz direkt digital über die App registrieren. Erforderliche Dokumente wie Führerschein und Personalausweis werden gescannt. Auch die Kreditkarte, sofern man sie als Zahlungsmittel auswählt, wird fotografiert. Wer zum ersten Mal mietet, muss dennoch zum Schalter, um die Unterlagen zu verifizieren. Die Rechnung kommt per E-Mail, kann aber wie auch der Mietvertrag in der App eingesehen werden.

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Noch sind die Nutzungsmöglichkeiten ohne Umweg über den Schalter überschaubar. Vorerst bieten große Vermieter den kompletten digitalen Buchungsprozess nur an ausgewählten deutschen Flughäfen an. Sixt hat ein etwas breiteres Netz samt einigen Bahnhofs- und Innenstadtstationen. Bei allen Anbietern sollen weitere Standorte nach und nach mit der kommunika­tionstechnischen Vernetzung der Fahrzeugflotten hinzukommen. Dann können sie ihre Leihwagen künftig beispielsweise auf Parkplätzen vor Hotels stationieren – und wären dann noch ein Stückchen näher am reisenden Kunden.