Mobilität nach der Krise Virtuell allein reicht nicht

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Wie ein neues "Normal" in den Unternehmen aussehen könnte, weiß der Himmel. Oder der Mobilitätsverantwortliche.

Zugegeben, schon vor der Krise war ein Normalzustand für die betriebliche Mobilität schwer zu definieren. Zu unterschiedlich die Anforderungen, die Märkte sowie die strategischen Ausrichtungen der Unternehmen – und auch die Professionalität der Entscheider.

Natürlich ist in den Fuhrparks nicht plötzlich alles anders. Aber nach über einem Jahr Pandemie drängen sich Fragen auf: Wie müssen Unternehmen auf offensichtliche Veränderungen reagieren, die nach der Krise wohl nachwirken werden? Die Welt hat sich merklich verändert. Onlinemeetings oder Homeoffice waren zu Beginn oft unbeliebte Notlösungen. Inzwischen gehören sie bei den meisten Bürojobs zum Alltag. Während der Pandemie waren laut Bitkom-Research mehr als 10 Millionen Berufstätige ausschließlich, 8,3 Millionen teilweise im heimischen Büro. Und viele wollen das nicht mehr missen.

Personaler unterhalten sich mit Bewerbern zunächst über Teams, Zoom & Co. Vertriebler besprechen Angebote mit Kunden auf die gleiche Weise. Das Management fliegt nicht mehr durch ganz Europa, um Topführungskräfte in Townhall-Meetings bei Laune zu halten. Auch Messen und Großveranstaltungen werden 2021 trotz umfassender Hygienekonzepte weniger Zulauf haben.

Dass es für viele Fahrer von Firmenwagen auf Dauer weniger Dienstreisen geben wird, ist sehr wahrscheinlich. Auch wenn eine Befragung des ADAC Ende letzten Jahres ergab, dass die einzelnen Verkehrsmittel nach der Pandemie mehr oder weniger unverändert genutzt werden. Das Auto will ein Sechstel der Befragten sogar häufiger nutzen und aus Angst vor einer Infektion weniger mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

So oder so hat das sicher kurzfristig keine Auswirkungen auf die Anzahl der Firmenfahrzeuge und auf die Arbeit der Fuhrparkmanager. Allerdings schon, wenn sich die beruflich bedingten Kilometerleistungen dauerhaft reduzieren. Wenn Sprit- und Ladestromkosten sowie Schadensmeldungen sinken, werden sich Unternehmen auch die Fixkosten ansehen. Eine geringere Auslastung hat Auswirkungen. Neue Optionen, die sowohl ökonomisch effizient als auch nachhaltig sind, wollen herausgearbeitet werden.

Eine andere Frage ist: Was machen weniger persönliche Treffen mit den Kundenbeziehungen und der Tiefe der Kontakte? Auch wenn klar ist, welche Art von Begegnungen virtuell funktioniert und ein Treffen vor Ort nur bei komplexen Themen angesagt ist: Wir werden nicht erfahren, wie viele Geschäfte niemals abgeschlossen werden, weil man sich nicht gegenübersaß. Dass es den Homo oeconomicus nicht gibt, der alles rational entscheidet, ist bekannt. Kuschelcalls können helfen, sind aber auf lange Sicht keine abschließende Lösung.