Opel Grandland 1.6 Diesel Test Hat’s der Diesel noch drauf?

Opel Grandland 1.6 Diesel 2022 Foto: Opel 5 Bilder

Derzeit kostet Diesel mehr als Benzin. Sollte man also noch einen Selbstzünder kaufen? Zumindest beim Opel Grandland fällt unsere Entscheidung eindeutig aus.

Wie geht’s eigentlich dem Diesel bei Opel? Bei dem Tempo, das die in Rüsselsheim in Sachen Elektrifizierung an den Tag legen, liegt die Frage nahe. Denn während die Plug-in-Euphorie wegen der ab 2023 gestoppten Subventionen deutlich abflaut, rückt der Selbstzünder wieder in den Fokus von Flottenbetreibern – trotz des hohen Preises an der Zapfsäule. Dann schauen wir doch mal beim Grandland nach.

Der wurde kürzlich überarbeitet und bewegt sich als kompakter SUV in einer Klasse, die gerade im Fuhrparkbusiness richtig boomt. Allerdings stellt uns Opel versehentlich zuerst einen Benziner auf den Testwagenparkplatz. Doch schon nach wenigen Kilometern ist klar: Mit dem 1.2 DI Turbo (ab 28.970 Euro) wird kein Vielfahrer glücklich. Zu brummig die Maschine, zu ruckelig die Motor-Getriebe-Abstimmung. Und für den Verbrauch sind solche hochgezüchteten dreizylindrigen Turbo-Maschinchen auch nichts.

Der achte Gang ist extrem lang ausgelegt

Kein Vergleich der Diesel (ab 33.643 Euro). Das Aggregat mit 1,5 Liter Hubraum ist so etwas wie die Allzweckwaffe von Opel, wird in leicht modifizierter Version auch in Astra, Mokka und Crossland eingesetzt. Selbst der etwas schwerere Grandland ist mit den 130 PS völlig ausreichend motorisiert. Bis Tempo 130 ist man einigermaßen flott unterwegs, erst darüber wird’s etwas zäh. Das liegt auch am langen achten Gang der Automatik, den der Opel selbst bei moderatem Cruisen frühestens bei 95 km/h einlegt. Dafür stehen bei entspanntem Autobahntempo 130 kaum mehr als 2.000 Touren an, und der Selbstzünder brummt leise im Hintergrund. Gut für den Verbrauch, der auf 2.500 Testkilometern immer unter sechs Litern blieb.

Opel Grandland 1.6 Diesel 2022 Foto: Opel
Die digitalen Anzeigen wirken etwas altbacken, und die Bedienung ist trotz der zusätzlichen Tasten nicht ganz einfach. Wir vermissen beispielsweise einen Drehregler für die Navikarte.

Dann schauen wir doch, was der Grandland noch so draufhat. Ordentlich Platz beispielsweise, auch auf der Rückbank, wo sogar langbeinige Kollegen sehr kommod untergebracht sind. Und einen gut zugänglichen, 514 Liter großen Kofferraum. Damit übertrifft er nicht nur die Platzhirsche VW Tiguan (476 Liter) und BMW X1 (450 Liter), sondern hat bei umgelegten Rücksitzen auch einen topf­ebenen Ladeboden.

Vorn fällt der Blick auf ein digitales Cockpit, das dem des Peugeot 3008 ähnelt. Kein Zufall, schließlich sind beide Modelle eng verwandt. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Entwickler noch ein paar Knöpfe und Tasten für die wichtigsten Funktionen eingebaut haben. Das erleichtert die Bedienung, kann aber die Schwächen des Systems nicht überdecken. So fehlt ausgerechnet für den Maßstab der serienmäßigen Navigation ein Drehreg­ler. Stattdessen muss man auf Plus- und Minusflächen herumtatschen, die man wegen der straffen, poltrigen Federung selten auf Anhieb trifft. Einen Abzug gibt’s außerdem dafür, dass Apple Carplay nur per Kabel läuft.

Opel Grandland 1.6 Diesel 2022 Foto: Opel
Seit dem Facelift trägt auch der Grandland das aktuelle Opel-Gesicht.

Das erstaunt angesichts der vielen Extras, die seit dem Facelift bestellbar sind. Vorneweg das hervorragende Pixellicht, dessen 168 LED-Elemente die Straße taghell erleuchten (1.218 Euro). Ergänzend bietet Opel sogar ein Infrarot-Nachtsichtsystem (840 Euro) an. Eher ­empfehlen können wir die ergonomischen Aktivsitze mit ausziehbarer Oberschenkelauflage und verstellbarer Lendenwirbelstütze (ab 600 Euro). Sie passen sich jeder Körperkontur an, stützen hervorragend und bieten einen Sitzkomfort, den man sich in manchem Ober­klassemodell wünschen würde.

Nichts anbrennen lässt Opel in Sachen Sicherheit. Vom Kollisionswarner über den Abstandstempomaten bis zum Totwinkelwarner ist eine ganze Armada an Fahrhelfern serienmäßig oder als Option erhältlich. Mit kleinen Mängeln im Detail, etwa der nicht vor Spritzwasser geschützten Rückfahrkamera.

Bleibt als Fazit: Das Gesamtpaket Opel Grandland passt. Wenn nach Ablauf des Tankrabatts Diesel und Benzin wieder ungefähr gleichviel kosten, zieht der 1.5 Diesel kostenmäßig am 1.2 DI Automatik schon nach etwa 80.000 Kilometern vorbei und ist auch wegen des komfortableren Fahrverhaltens die bessere Wahl. Soll der Grandland doch elektrifiziert sein, gibt’s ja noch den Plug-in-Hybridantrieb. Kostenpunkt: mindestens 38.400 Euro. Den allerdings muss man sich leisten wollen.

Opel Grandland Facelift (2021) Fahrbericht
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