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Porsche 911 Carrera T Die Hyper-Basis

Porsche 911 Carrera T 2022 Foto: Porsche 12 Bilder

Porsche bleibt ein Meister im Erfinden neuer Untervarianten des 911. Mit dem Carrera T gibt es nun ein Derivat des Basis-Elfer, das für einen fünfstelligen Aufpreis eine Extraportion puristischen Fahrspaß verspricht.

Auch beim Porsche 911 gilt: Die Basisversion ist vergleichsweise günstig, aber möglicherweise doch ein wenig fad. Wer rund 8.400 Euro netto mehr investiert, bekommt nun alternativ den ausschließlich als Coupé angebotenen Carrera T, der mehr Würze und puristischen Elfer-Spaß verspricht. Seine etwas spitzere Auslegung bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich. Doch das ist dann Jammern auf hohem Niveau.

Der Carrera T ist ein junges, allerdings nicht völlig neues Elfer-Derivat. Bereits zwischen 2018 und 2019 wurde eine gleichnamige Version auf Basis der Elfer-Generation 991 angeboten. Wie der erste T ist auch die Neuauflage als dynamisch geschärfte Version knapp oberhalb der Basis positioniert, die in puncto Leistung jedoch auf Basis-Niveau und damit weiter klar unterhalb vom Carrera S verharrt.

Der Antrieb ist nämlich identisch mit dem des 911 Carrera. Heißt: 385 Turbo-PS, die allein an die Hinterachse geleitet werden. Anders als den Carrera kann man den Carrera T alternativ zur 8-Gang-PDK auch mit manuellem 7-Gang-Schaltgetriebe bekommen. Damit bietet der T die einzige Möglichkeit, die Kraft der Elfer-Einstiegsmotorisierung händisch über zudem serienmäßig verkürzte Schaltwege zu verwalten. Bei Porsche geht man von einer hohen Bestellrate für die Handschaltung aus, denn beim T steht das puristischere Fahrerlebnis im Fokus, weshalb unter anderem kein Allradantrieb angeboten wird.

Porsche 911 Carrera T 2022 Foto: Porsche
Der 911 Carrera T will vor allem Kunden locken, die das puristisch-sportliche Fahrerlebnis suchen.

Porsche hat beim T außerdem mit Gewichtseinsparungen die Stellschraube weiter in Richtung Performance gedreht. Mit 1.470 Kilogramm ist die neue Version um 35 Kilogramm leichter als der normale Carrera mit PDK. Über 7 Kilogramm spart etwa der Verzicht auf die Rückbank samt Sicherheitsgurte. Stattdessen gibt es hinter den Vordersitzen einen größeren mit Teppich ausgelegten Freiraum. Wer auf die Notsitze nicht verzichten mag, kann diese für den T allerdings bestellen. Eine leichtere Batterie, dünnere Scheiben im Heck und der Verzicht auf Dämmmaterial sparen weitere Kilos ein.

Darüber hinaus gehören ein paar dem einfachen Carrera vorenthaltene Performance-Leckerlies zur Ausstattung. Da wäre etwa die Mischbereifung mit vorne 20 und hinten 21 Zoll großen Leichtmetallrädern in Titanium-Grau. Zusätzlich bietet der T das PASM-Sportfahrwerk samt Karosserie-Tieferlegung um einen Zentimeter sowie das SportChrono-Paket. Schließlich sind noch GT-Sportlenkrad, Sportauspuffanlage und die Sportsitze Plus an Bord. Alle bisher genannten Details gehören zusammen mit einigen Grauakzenten außen zum Serienumfang und stilbildenden Charakter des T. Optional ist außerdem die Allradlenkung des Carrera S bestellbar, die ein noch präziseres und agileres Durchpfeilen enger Kurven erlaubt.

Porsche 911 Carrera T 2022 Foto: Porsche
Der Arbeitsplatz des Carrera T ist digital, vernetzt und doch klassisch.

Laut Michael Rösler, bei Porsche Projektleiter für das Gesamtfahrzeug 911, wurde beim T an entscheidenden Stellen Gewicht eingespart, weshalb man ihn im Vergleich zum normalen Carrera auch spürbar agiler und ausbalancierter erleben soll. Überzeugen dürfen wir uns davon auf kurvigen Straßen der Hausberge von Los Angeles. Um dort hinzugelangen, ging es zunächst über Highways, auf denen wir jede der reichlich vorhandenen Bitumennähte im Sekundentakt zu spüren bekamen. Das Fahrwerk ist härter, die akustische Dämmung geringer, was sich eindeutig negativ auf das Komforterlebnis auswirkt.

Auch der 3,0-Liter-Boxermotor ist akustisch präsenter. Seine mechanischen Geräusche und der auf Knopfdruck in Lautstärke variable Sound der Sportauspuffanlage vermitteln viel klassisches Elfer-Feeling. Zumindest gefühlt hält im T ein wenig vom Purismus früher 911er Einzug, das ja mit jeder neuen Generation der Baureihe ein wenig mehr verloren ging. Gelegentlich nimmt man beim Carrera T allerdings auch Turbopfeifen wahr. Dennoch vermittelt das Ansprechverhalten des Sechszylinders oftmals eher ein Gefühl, es könnte noch ein klassischer Saugmotor im Heck seine Vortriebsarbeit verrichten. Fährt man allerdings in einem hohen Gang mit niedrigen Drehzahlen, kann man Turbolöcher und eine gewisse Trägheit bei spontaner Leistungsabfrage erleben. Auch wenn man sich erst an die vielen Gänge gewöhnen muss, bereitet es Spaß, den Schalthebel fast wie von Geisterhand geführt durch die Schaltgassen vor- und zurückflutschen zu lassen. Zwei Gänge runtergeschaltet, schon schiebt der Boxer bärig nach vorne.

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Auf den kurvigen Bergstraßen konnten wir weitgehend auf Schaltarbeit verzichten. Eigentlich reicht der dritte Gang, um nach dem Kurvenscheitel mit mächtig Schub auf die nächste Biegung loszustürmen. Als angenehm erlebt man bei flotteren Links-Rechts-Manövern die mit Race-Tex bezogenen Sportsitze, die viel Seitenhalt geben, allerdings bei zu viel Hüftgold auch einengen. Das querdynamische Potenzial ist hoch, sehr hoch sogar. Höher als beim normalen Carrera, wie es Elfer-Experte Rösler verspricht? Ohne einen direkten Vergleich ist das schwer zu sagen.

Porsche 911 Carrera T 2022 Foto: Porsche
Im Heck des Carrera T werkelt der akustisch präsente 3,0-Liter-Biturbo mit 385 PS.

Mehr Ausstattung, mehr Appeal und mehr Charakter im Vergleich zum Basis-Elfer – das sind die eindeutigen Stärken des Carrera T. Allein diese Eigenschaften können als Rechtfertigung herhalten, eine fünfstellige Summe zusätzlich zu investieren. Allerdings muss man im Gegenzug bereit sein, auf etwas Komfort zu verzichten.

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