Der Kia Rio verzichtet auf Extravaganzen wie ein digitales Cockpit. Das schadet ihm aber nicht, wie der Test des 100 PS starken Benziners zeigt.
Kia gehört zu den Marken, die immer wieder verblüfft. Auf der einen Seite stellen sie einen Stinger auf die Räder, ein scharfes Auto, das alle Blicke auf sich zieht. Und dann haben die Koreaner den Rio im Programm. Einen klassischen Kleinwagen mit Schrägheck, der in der Masse schicker Crossover-Modelle und SUV unterzugehen droht. Schade wär’s, denn eigentlich macht der gut vier Meter lange Kia eine gute Figur. Nur dass er eben nicht auf Show macht. Der Wagen punktet mehr mit klassischen Werten. Dem Platzangebot etwa: In kaum einem anderen Kleinwagen sitzen vier Erwachsene so entspannt. Und auch der Kofferraum packt mit seinen 325 Liter Volumen eine Tasche mehr als beispielsweise Ford Fiesta (269 Liter) oder Opel Corsa (280 Liter). Nur der VW Polo ist noch einen Tick größer. Und auch die Lademöglichkeit des Kia passt. Lehne umklappen, schon hat man einen komplett flachen Boden ohne störende Kante.
Per Smartphone navigieren anstatt mit der teuren Navi
Und das Cockpit? Kein Blingbling, kein Farbdisplay, sondern gut ablesbare, klassische Rundinstrumente. Oben auf der Mittelkonsole sitzt der sieben Zoll große Bildschirm für die Rückfahrkamera und die selbst erklärende Navi (916 Euro, alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Wer geld sparen will, verzichtet auf die Navi und investiert 495 Euro ins Connectivity-Paket. Dann lässt sich er über Apple Car Play beziehungsweise Android Auto mit Online-Daten des Smartphones ans Ziel lotsen.
Dream-Team ist die dritte von sechs Ausstattungsversonen und die empfehlenswerteste. Tempomat, Klimaautomatik, beheizbares Lenkrad, Bluetooth, Parkpiepser hinten und der höhenverstellbare Fahrersitz sind bereits inbegriffen – was braucht man mehr? Ein paar Assistenten vielleicht. Die gibt’s für 1.000 Euro im Sicherheitspaket. Damit bremst das Auto bei Auffahrgefahr selbst, erkennt auf die Straße laufende Fußgänger, hält die Spur und blendet automatisch auf und ab.
Lange Strecken sind kein Problem
Manche Kleinwagen können mehr, parken selbstständig ein und aus, bringen Lack und Leder in den Innenraum. Dagegen wirkt die Hartplastiklandschaft des Kia ein wenig dröge. Damit kann man leben. Denn das, worauf es ankommt, passt: Sitzkomfort, Raumgefühl. Selbst nach sechs und mehr Stunden hinterm Steuer steigt man trotz der kernigen Federung entspannt aus.
Mit dem 100 PS starken Turbomotor ist der Rio spritzig unterwegs. Zudem läuft er für einen Dreizylinder mit nur einem Liter Hubraum erstaunlich ruhig. Nur sparsam ist der Euro 6d-Temp-Motor nicht. Auf unserer defensiv gefahrenen Verbrauchsrunde genehmigt er sich zwar nur 6,1 Liter, gerade mal 0,3 Liter mehr als der WLTP-Normverbrauch. Nach 1.400 Testkilometern zeigt der Bordcomputer aber einen Schnitt von 7,7 Litern. Was wieder einmal beweist: Weniger Hubraum bedeutet nicht unbedingt weniger Verbrauch. Auch das etwas hakelige Fünfganggetriebe überzeugt nicht wirklich.
14.580 Euro kostet der 1.0 T-GDI Dream-Team. Mit allen sinnvollen Extras kommt der Kleinwagen auf rund 16.000 Euro. Dafür gibt es auch einen gleichwertig ausgestatteten Opel Corsa oder Ford Fiesta. Auch hier verblüfft Kia: Billig war gestern.