Test Opel Corsa Electric Ein Stromer für alle Fälle

Opel Corsa Electric 2024 Foto: Opel 7 Bilder

Kleine E-Autos sind häufig in Service-Flotten von Pflegdiensten oder als Azubi-Autos im Einsatz. Doch der Opel Corsa Electric kann mehr – auch in Sachen Reichweite.

Ein Elektro-Kleinwagen braucht nicht zwingend eine üppige Reichweite. Der Opel Corsa Electric bietet sie auf Wunsch trotzdem. Die neue Variante mit großer Batterie dürfte selbst ängstlichen Naturen endgültig die Sorge vor dem Liegenbleiben nehmen. Und lässt mutigere Fahrer auch mal die Langstreckentour wagen.

Reichweite bei Test lag bei über 300 km

"Groß" ist im Falle der Corsa-Batterie allerdings relativ. Mit nun 51 kWh netto ist die neue Variante im Vergleich mit der bisherigen – und auch weiterhin erhältlichen - grade mal um rund 2 Prozent gewachsen. Dank einiger Detailverbesserungen bei der Effizienz steigt die Norm-Reichweite aber einige Prozentpunkte stärker, von 354 auf 405 Kilometer. Beides sind natürlich theoretische Werte. Doch deutlich über 300 Kilometer waren bei einstelligen Wintertemperaturen und regelmäßigen Autobahnetappen durchaus immer im Akku.

Nur mit optionalem 3-Phasen-Bordlader auf 11 kW

An Wallbox oder Normalladesäule lädt der Corsa serienmäßig allerdings nur einphasig, also in Deutschland mit seinem Schieflastverbot meist nur mit 4,6 kW. Weil das für die volle Alltagstauglichkeit zu langsam ist, sollte unbedingt der dreiphasige Bordlader auf der Optionsliste angekreuzt werden, der für 1.200 Euro die Ladeleistung auf die gängigen 11 kW anhebt.

Opel Corsa Electric 2024 Foto: Opel
Geladen wird mit bis zu 11 kW an der AC-Säule.

Opel Corsa Electric setzt neue Maßstäbe

Auch beim Schnellladen setzt der kleine Opel keine Maßstäbe, zieht Gleichstrom in der Spitze gerade mal mit 100 kW aus dem Kabel. Trotzdem: Nach einer guten halben bis Dreiviertelstunde ist auch ein fast leerer Akku wieder so voll, dass mit Planung und effizienter Fahrweise auch längere Touren möglich sind. Im Kleinwagen-Segment setzt der Corsa damit durchaus neue Akzente – viele Konkurrenten bleiben mit ihrer geringeren Reichweite und niedrigerem Ladetempo klar dem städtischen Umfeld verhaftet.

Agil in der Stadt, dynamisch auf der Landstraße

Ein Langstreckenauto ist der Elektro-Corsa aber trotzdem nicht. Auch, weil bei knapp 4 Metern Länge das Raumangebot im Fond und im kleinen Kofferraum überschaubar sind. Reiz entfaltet der Fünftürer vor allem dort, wo er seine Agilität ausspielen kann. Beim flotten Anfahren im Stadtverkehr, dem wuseligen Spurwechsel inklusive Zwischenspurt oder dem dynamischen Kurvenfahren auf der Landstraße. Die direkte und verbindliche Lenkung wirkt weit weniger synthetisch als in anderen E-Autos, das Fahrwerk ist dabei angenehm straff und nur auf wirklich schlechten Straßen etwas bockig.

16 kWh Stromverbrauch pro 100 km

Kombiniert wird die größere Batterie immer mit dem etwas stärkeren Motor. Die 156 PS bleiben aber im Alltag ruhig und im Hintergrund, auf die explosive Beschleunigung mancher anderer E-Mobile verzichtet der Corsa zugunsten einer höheren Reichweite. Wer es spritziger mag, schaltet per Knopfdruck den "Sport"-Modus aktiv, der dem nur 1,5 Tonnen schweren Fünftürer einen Adrenalinschub verpasst, der am Gaspedal deutlich spürbar ist. Die im besten Fall rund 16 kWh Stromverbrauch pro 100 Kilometer sind dann aber nicht mehr zu erreichen.

Opel Corsa Electric 2024 Foto: Opel
Die Bedienung ist teils etwas umständlich.

Knapp 33.600 Euro mit wichtigen Extras

Preislich liegt der Corsa in der Variante mit der großen Batterie aktuell bei rund 31.900 Euro (alle Preise netto). Mit dem unverzichtbaren Bordlader und ähnlich wichtigen Posten wie Sitzheizung und Einparkhilfe sind es schon fast 33.600 Euro. Ein Wert, der zum Problem werden könnte, wenn nun langsam deutlich günstigere Konkurrenten wie Citroen e-C3, Renault 5 und sogar Volvo EX30 auf den Markt kommen. Da hilft auch die umfangreiche Ausstattung wenig, die vor allem mit einem umfangreichen Assistenten-Programm punktet. Zum fairen Kurs sind zudem interessante Extras wie das in dieser Klasse noch seltene Matrix-LED-Licht zu haben.

Vorne punktet der Corsa Electric mit viel Platz

Unterm Strich transponiert der Elektro-Corsa die typischen Tugenden des Opel-Kleinwagens ohne große Verluste ins Batterieauto-Segment. Das gute Handling, das zumindest vorne ordentliche Platzangebot und die umfangreiche Ausstattung überzeugen. Der etwas kleine Kofferraum und die immer noch teils umständliche Infotainment-Bedienung stehen auf der Negativ-Seite. Nicht so Antrieb und Reichweite – der antrittsstarke E-Motor gefällt, die gut 300 Kilometer dürften dem Großteil der Nutzer-Anforderungen genügen. Interessanter als eine größere Batterie wären ein schnellerer (Serien-)Bordlader und mehr Tempo an der DC-Säule.

Renault 5 E-Tech
Zoe-Nachfolger im Retro-Look
Mini Cooper SE Resolute Edition
Etwas nachhaltiger

Technische Daten Opel Corsa Electric

Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen
Länge: 4,06 m
Breite: 1,77 m (mit Seitenspiegel 1,96 m)
Höhe: 1,44 m
Radstand: 2,55 m
Kofferraumvolumen: 267 bis 1.042 l

Antrieb: Elektromotor
Leistung 156 PS
max. Drehmoment 260 Nm
Eingang-Getriebe
Frontantrieb
0-100 km/h: 8,1 s
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Batteriekapazität: 51 kWh
Normverbrauch: 14,2 kWh/100 km
Reichweite: 405 km
DC-Ladeleistung: 100 kW
AC-Ladeleistung: 11 kW (Serie: 7,4 kW)
CO2-Ausstoß: 0 g/km
Testverbrauch: 16 kWh/100 km
Preis: ab 31.971 Euro.

Kurzcharakteristik

Warum: alltagstaugliche Reichweite, agiles Fahrverhalten
Warum nicht: kleiner Gepäckraum, enger Fond
Was sonst: Renault Zoe/Renault 5, Mini Cooper SE, Peugeot e-208